Heft 65 | Uhlendorf

Vorwort des Herausgebers

Die Realisierung von Bauprojekten stellt die Beteiligten stets vor große Herausforderungen. Dabei gestaltet sich die Einhaltung der vorgesehenen Projektziele auf Grund vieler Unwägbarkeiten im Zuge der Umsetzung schwierig. Gerade die negativen Schlagzeilen über die fertiggestellten bzw. noch in der Ausführung befindlichen Projekte der öffentlichen Hand zeigen die dramatischen Auswirkungen im Hinblick auf die Projektziele, falls die besonderen Randbedingungen von Bauprojekten nicht beherrscht werden.

Als besonders relevant für eine erfolgreiche Realisierung von Bauprojekten gilt die durchgängige Beherrschung von Änderungen in sämtlichen Projektphasen. Dieser Herausforderung wird derzeit zum einen durch die Betonung der Initiierungsphase mit dem Schwerpunkt einer gründlichen Bedarfsplanung begegnet. Zum anderen sollen durch die (Weiter-)Entwicklung von partnerschaftlichen Projektabwicklungsmodellen Änderungen durch die frühe Einbindung von Schlüsselkompetenzen vermieden werden. 

Ungeachtet dieser Anstrengungen wird insbesondere bei komplexen Projekten auch zukünftig die Notwendigkeit bestehen, Änderungen frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und hieraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Die Forschung in Deutschland hat sich mit den Problemen und Anforderungen im Zusammenhang mit der Komplexität von Bauprojekten im Allgemeinen und im Hinblick auf das Änderungsmanagement im Besonderen bisher kaum beschäftigt.

Aus den v. g. Aspekten sowie den Ergebnissen des mit Beteiligung des Instituts für Bauwirtschaft und Baubetrieb durchgeführten Forschungsprojekts „Optimierung der Initiierung komplexer Bauvorhaben“ leitet Herr Uhlendorf die Motivation zu dieser Dissertation ab. Dabei sollen mit der Arbeit bewusst (noch) keine Lösungsansätze vorgestellt werden, die sich unmittelbar in die Baupraxis übertragen lassen. Im Kern strebt Herr Uhlendorf die Zusammenstellung wissenschaftlicher Grundlagen zur Berücksichtigung der Komplexität im Änderungsmanagement bei Bauprojekten an. 

Mit seiner Arbeit verdeutlicht Herr Uhlendorf, dass die Besonderheiten komplexer Bauprojekte derzeit kaum Eingang in die wissenschaftliche Betrachtung des Änderungsmanagements gefunden haben. Die weitreichenden Folgen und prozessualen Abhängigkeiten einer Änderung erfordern jedoch neue Denkansätze. Hierzu werden durch die Übertragung grundlegender Prinzipien aus der Komplexitätsforschung verschiedene Wege aufgezeigt. Zudem wird der große Forschungsbedarf bis zu einer baupraktischen Umsetzung ersichtlich. 

Die Arbeit setzt die Schriftenreihe des Instituts für Bauwirtschaft und Baubetrieb der Technischen Universität Braunschweig als Band 65 fort. Durch die Zusammenstellung wissenschaftlicher Grundlagen für einen bislang vernachlässigten Aspekt der Projektabwicklung liefert die Arbeit wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Forschungsarbeiten und erste Impulse für die Baupraxis.