von Dr.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. André Maire
Verlag
Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb der Technischen Universität Braunschweig
Herausgeber
Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Wanninger
Datum
Dezember 2002
Typ
Dissertation
ISBN
3-936214-02-6
Umfang
287 Seiten
Preis
30,- Euro inkl. 7% MwSt. Kostenloser Versand
Der Themenkomplex Bauschäden, Mängel und Gewährleistung besitzt eine wesentliche Bedeutung in Bezug auf die wirtschaftliche Situation von kleinen und mittelständischen Bauunternehmen. Ungeachtet dessen existierten bis dato, insbesondere zu den Kosten infolge vertraglicher Gewährleistungsverpflichtungen, keine detaillierten Untersuchungen. Somit ist es primäres Ziel dieser Arbeit, im Detail zu analysieren, welchen konkreten Einfluss die Gewährleistungsproblematik und damit verbundener Aspekte, wie beispielsweise die vertragliche Gewährleistungsdauer, die Abnahmemodalitäten oder die Existenz eines Qualitätsmanagementsystems, auf die wirtschaftliche Situation von kleinen und mittelständischen Bauunternehmen ausübt.
Hierfür werden zunächst verschiedene, für den weiteren Verlauf der Arbeit notwendige Grundlagen erarbeitet. Ausgehend von einer detaillierten Darstellung der Struktur und Zusammensetzung des Baumarktes, welche die besondere Bedeutung kleiner und mittelständischer Bauunternehmen für die deutsche Bauwirtschaft herausstellt, wird auf der Grundlage einer ausführlichen Beschreibung verschiedener quantitativer und qualitativer Abgrenzungskriterien des Mittelstandes, eine sachdienliche Definition dieser Unternehmenskategorie vorgenommen. Abschließend werden verschiedene, vornehmlich die Liquidität von Bauunternehmen beeinflussende Besonderheiten des Baumarktes dargestellt und erläutert. In diesem Zusammenhang werden bedeutsame Abhängigkeiten zur Gewährleistungsthematik aufgezeigt.
Insbesondere die gesetzlichen und vertraglichen Möglichkeiten der Auftraggeber Zahlungen für Vertragsleistungen sowie deren Zeitpunkte nachhaltig zu beeinflussen, üben neben den unmittelbaren Kosten für die Beseitigung von Mängeln im Zusammenhang mit der Gewährleistungsproblematik erheblichen Einfluss auf die Liquidität von kleinen und mittelständischen Bauunternehmen aus. Zur Verdeutlichung der komplexen rechtlichen Strukturen und daraus resultierender finanzieller Abhängigkeiten werden nachfolgend die wesentlichen Grundlagen des Gewährleistungsrechts sowie weiterer mit dieser Thematik unmittelbar in Zusammenhang stehender Rechtsgrundlagen, hauptsächlich zur Abnahmethematik, ausführlich dargestellt und in Form von Ablaufdiagrammen visuell aufgearbeitet.
Unabdingbare Voraussetzung für die Ermittlung des konkreten Einflusses der Gewährleistung auf die wirtschaftliche Situation kleiner und mittelständischer Bauunternehmen sind jedoch detaillierte Kenntnisse hinsichtlich der damit verbundenen Kosten. Von wesentlichem Interesse ist weiterhin, welche Randbedingungen in welchem Umfang Einfluss auf die im Rahmen der Gewährleistung entstehenden Kosten ausüben. Folglich ist im Weiteren dargestellt, welcher Wissensstand bezüglich der Höhe auftretender Gewährleistungskosten in der Literatur existiert und welche Unzulänglichkeiten mit diesem Datenmaterial verbunden sind. Quintessenz dieser Ausführungen ist die Erkenntnis, dass zur Höhe der jährlichen Gewährleistungskosten weder national noch international fundiertes Datenmaterial zur Verfügung steht. Ferner existiert keine vertiefte, branchenspezifische Untersuchung möglicher Zusammenhänge zur Höhe der Gewährleistungsaufwendungen und diese gegebenenfalls beeinflussende Faktoren. Um dieser Unzulänglichkeit zu begegnen, wurde im Jahre 2000 seitens des Instituts für Bauwirtschaft und Baubetrieb der Technischen Universität Braunschweig eine umfassende Erhebung von empirisch ermittelten Primärdaten zum Themenkomplex Mängel und Gewährleistung sowie damit verbundener Aspekte durchgeführt. Deren theoretische Grundlagen, wie beispielsweise die möglichen Erhebungsinstrumente sowie formalen und inhaltlichen Aspekte der Befragung werden im Rahmen dieser Arbeit erläutert.
Die empirisch ermittelte Datenbasis gestattet es, Höhe und Umfang der auftretenden Gewährleistungsaufwendungen getrennt nach den zuvor abgegrenzten Leistungsbereichen dazustellen sowie die an der Herstellung von Bauleistungen beteiligten Leistungsbereiche hinsichtlich ihres Risikopotentials infolge Gewährleistung zu klassifizieren. Um mögliche Ansatzpunkte und Optimierungsstrategien zur Begrenzung des Gewährleistungsrisikos zu erarbeiten, wird anschließend unter Verwendung geeigneter statistischer Methoden untersucht, ob Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Unternehmensspezifika oder weiteren Restriktionen der Bauabwicklung zur Höhe der Gewährleistungsaufwendungen bestehen. Hierbei konnten verschiedene Einflussgrößen und Abhängigkeiten ermittelt werden, die sowohl direkt als auch indirekt die wirtschaftliche Situation von kleinen und mittelständischen Bauunternehmen beeinflussen. Konkret belegt eine diesbezüglich angeführte Beispielrechnung, dass sich unter Berücksichtigung zuvor empirisch ermittelter Ergebnisse aus dem Themenkomplex Gewährleistung sowie damit verbundener Aspekte realistische Kosten von mehr als 5 % der jährlichen Umsatzerlöse ergeben können.
Abschließend werden die wesentlichen Erkenntnisse der Gewährleistungsstudie in tabellarischer Form aufbereitet
und übersichtlich zusammengefasst. Hierbei wurde zur Verdeutlichung der mitunter komplexen und vielschichtigen Zusammenhänge eine zeitliche Gliederung in die verschiedenen Realisierungsphasen einer Baumaßnahme, von der Vertragsanbahnung bis hin zur Beendigung des Gewährleistungsstadiums, vorgenommen.