von Dr.-Ing. Patrick Schwerdtner
Verlag
Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb der Technischen Universität Braunschweig
Herausgeber
Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Wanninger
Datum
August 2007
Typ
Dissertation
ISBN
978-3-936214-13-0
Umfang
223 Seiten
Preis
30,- Euro inkl. 7% MwSt. Kostenloser Versand
Auf Grund der im Hochbau bestehenden vielschichtigen Abhängigkeiten von Teilleistungen verschiedener Auftragnehmer wirken sich eine mangelhafte oder eine verzögerte Ausführung von Bauleistungen eines Auftragnehmers negativ auf den weiteren Bauablauf aus. Darüber hinaus unterliegen die vertraglich fixierten Soll-Vorgaben während der Ausführungsphase durch eine Vielzahl exogener Störeinflüsse und auftraggeberseitig zu vertretender Ursachen einem permanenten Änderungsprozess. Die übliche Gestaltung von Bauverträgen ist nur bedingt geeignet, diesen Anforderungen gerecht zu werden und den daraus resultierenden Schwierigkeiten vorzubeugen. Im Gegenteil bestehen durch die Vereinbarung der VOB/B zahlreiche Interpretationsspielräume, die stillschweigend von beiden Vertragspartnern akzeptiert werden und zu erheblichen Unsicherheiten in Bezug auf die tatsächlich geschuldeten Leistungen führen. Es fehlen wirksame vertragliche Instrumente, um eine aktive Steuerung der Auftragnehmer durch den Auftraggeber zu ermöglichen. Die Arbeit soll einen Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten.
Nach einer einleitenden Darstellung spezifischer Charakteristika der Baudurchführung werden bestehende vertragliche Regelungen der VOB/B für das Zusammenwirken der Vertragspartner erläutert und deren Schwachstellen aufgezeigt. Die Ausführungen konzentrieren sich auf die Mitwirkungspflichten des Auftraggebers sowie die Informations- und Leistungspflichten des Auftragnehmers. Neben den Möglichkeiten für ein opportunistisches Verhalten der Auftragnehmer wird auch auf die Probleme einer ausschließlich bilateralen Ausrichtung der Regelungen hingewiesen. Anschließend werden verschiedene Optionen für die Integration positiver und negativer Leistungsanreize in Bauverträge zur Durchsetzung vertraglicher Regelungen und Ziele gegenübergestellt und analysiert. Während sich negative Leistungsanreize aus der VOB/B ableiten lassen, sind positive Leistungsanreize in der Bauwirtschaft nicht einheitlich geregelt. Innovative Ansätze stammen vorwiegend aus dem angloamerikanischen Raum.
Unter Berücksichtigung der erarbeiteten Grundlagen wird ein Steuerungs- und Vergütungsmodell entwickelt, um das Verhalten der Auftragnehmer auf der Basis präziser Anforderungen im Sinne des Auftraggebers zu beeinflussen. Zunächst erfolgt die Beschreibung einer Vorgehensweise für eine differenzierte und individuelle Leistungsbewertung jedes Auftragnehmers. Als Ausgangspunkt für dieses Bewertungssystem wird ein kybernetisches Prozessmodell dargestellt, das neben den Ausführungsprozessen insbesondere die Notwendigkeit einer permanenten Interaktion der Vertragspartner bei Bauprojekten im Hochbau verdeutlicht. Die zu bewertenden Zielkriterien der Auftragnehmer orientieren sich daher sowohl an den Leistungs- als auch an den Informationspflichten der VOB/B. Die Leistung jedes Auftragnehmers lässt sich durch die Quantifizierung der Zielkriterien und Gewichtungsfaktoren durch einen Gesamterfüllungsgrad ausdrücken.
Um die steuernde Wirkung des Bewertungssystems zu verbessern und ein gewerkeübergreifend kooperatives Verhalten zu fördern, wird die Integration monetärer Leistungsanreize in Abhängigkeit von verschiedenen Bemessungsgrundlagen in den Bauvertrag vorgeschlagen. Für die Gestaltung eines entsprechenden Bonus-Malus-Systems werden die Perspektiven beider Vertragspartner berücksichtigt, um einerseits wirtschaftlich attraktive Chancen für die Auftragnehmer zu gewährleisten und andererseits eine Begrenzung finanzieller Risiken des Auftraggebers sicherzustellen.