Heft 55 | Greune

Vorwort des Herausgebers

Bei der Durchführung von Bauleistungen kommt es überaus häufig zu Störungen des Bauablaufs, die vielfältige Auswirkungen hervorrufen. Diese Auswirkungen können direkte terminliche und kostenmäßige Folgen nach sich ziehen, z. B. durch Stillstände und Längervorhaltung von Personal und Gerät. Die Bewertung der Folgen ist zwar im Regelfall zwischen den Vertragsparteien selten einvernehmlich möglich; es bestehen jedoch in der baubetrieblichen Praxis durchaus einige - wenn auch recht unterschiedliche - Ansätze. Die Auswirkungen der Störungen können jedoch auch indirekter Art sein. Somit sind sie deutlich schwerer feststell- und beweisbar.

Eine der am häufigsten vorkommenden indirekten Auswirkungen von Störungen ist die Verminderung der Produktivität, und zwar sowohl der direkten Arbeitsproduktivität des gewerblichen Personals als auch der Produktivität von eingesetzten Maschinen und Verfahren. Die Einflüsse auf die Produktivität entziehen sich einer Berechenbarkeit und deswegen existiert hier ein großes Feld an angeblichen Erfahrungswerten, mit denen in der Praxis hantiert wird. Entscheidender Nachteil dieser Erfahrungswerte ist, dass sie nur selten nachprüfbar dokumentiert sind, somit also einer kritischen wissenschaftlichen Betrachtung nur selten standhalten. Es kommt hinzu, dass in der Baustellenrealität häufig mehrere produktivitätsmindernde Einflüsse gleichzeitig existieren, was die Analyse und den Nachweis von Produktivitätsminderungen nicht einfacher macht.

Mit dieser Arbeit, die von Dr.-Ing. Greune als Dissertation vorgelegt wurde, wird es unternommen, nach sorgfältiger Analyse und Kritik der vorhandenen Erkenntnisse in der internationalen Literatur zu einem Vorschlag für eine praktikable Vorgehensweise zu kommen, der insbesondere die Problematik der multiplen Störungen, d. h. mehrerer gleichzeitig wirkender Störeinflüsse, mit abdeckt.

Dr.-Ing. Greune präsentiert ein Verfahren, das insbesondere nicht darauf angewiesen ist, vorher die Auskömmlichkeit der unternehmerischen Kalkulation bewerten zu müssen.

Damit wird die Schriftenreihe des Instituts für Bauwirtschaft und Baubetrieb der Technischen Universität Braunschweig als Band 55 fortgesetzt. Die Arbeit führt die Tradition des Instituts, sich mit gestörten Bauabläufen zu befassen, einen bemerkenswerten Schritt weiter.