"Die Optimierung des kombinierten Verkehrs mittels Systemsimulation"; Dissertation 11.12.1985
Die vielfältigen gegenseitigen Beeinflussungen im kombinier-ten Verkehr beim Zusammenspiel von Straße, Schiene und Markt sind noch weitgehend unerforscht. Das Programmsystem KVPLAN bildet alle Komponenten des kombinierten Verkehrs von einer Mengenprognose über die Anlagenbemessung und Zugplanung bis hin zur Kostenrechnung sehr detailliert in einem EDV-Modell ab. Hiermit lassen sich sowohl zukünftige Marktentwicklungen als auch aktive Strategien für den Betrieb und die Angebotsgestaltung im kombinierten Verkehr auf ihre Realisierbarkeit bzw. auf ihre betrieblichen Auswirkungen untersuchen.
Anhand von mehr als 40 Systemsimulationen wurden verschiedene Teilaspekte des kombinierten Verkehrs untersucht. Bei ansonsten gleichbleibenden Systemparametern kann ein Gesamtkostenminimum in einem System von nur 15 einbezogenen Umschlagbahnhöfen erreicht werden. Allerdings können so nur 62 % des Potentials für den KV gewonnen werden. Im Bereich zwischen 30 und 75 einbezogenen Umschlagbahnhöfen beeinflußt die Terminalanzahl nur wenig die spezifischen Gesamtkosten, da weniger Aufwand auf der Straße durch längere Schienentransporte aufgefangen werden. Allerdings zeigt sich unter Einbeziehung des Aspektes einer möglichst hohen Flächendeckung ein leichtes Maximum der Transportqualität bei 45 Umschlagbahnhöfen.
Zur Erfüllung der Marktanforderungen sollte die Mindestaus-lastung für Direktzüge gesenkt werden, um Mehrfachabfuhren bis an die Grenze der Streckenkapazitäten anbieten zu können und um aufwendige Wagenumstellungen zu vermeiden.
Veränderungen in den mittleren Auslastungen je Behälter haben nur marginalen Einfluß auf ein KV-System.
Eine Verlagerung in den Anteilen der Techniken des KV untereinander hat zwar u. U. große Auswirkungen auf einzelne Bahnhöfe, verändert aber kaum das Niveau der spezifischen Systemkosten. Dies gilt nicht, wenn der Horizontalumschlag von Sattelanhängern oder der Einsatz der in dieser Untersuchung ausgeklammerten Technik ,,Rollende Landstraße" extrem hohe Anteile erreichen würde.
Aus den Erkenntnissen der Systemsimulationen wurde unter Beachtung der Realisierbarkeit ein optimiertes KV-Gesamtsystem herauskristallisiert, bei dem eine hohe Potentialausschöpfung bei guter Transportqualität und günstigen Stückkosten erzielt wird. Zwischen 30 Umschlagbahnhöfen verkehren vorwiegend Direktzüge mit mindestens 35 TEU/Zug. Die kleinen Verkehrsströme werden mit Mehrgruppenzügen befördert, wobei jedoch der Umstellaufwand insgesamt weit unter den heutigen Werten liegt. Durch entsprechende Terminalgestaltung wird der Zeitunterschied zwischen Ladeschluß und Zugabfahrt minimiert.
Die Transportqualität ausgedrückt z. B. als Haus-Haus--Transportgeschwindigkeit kann auf ca. 39 km/h angehoben werden, obwohl die spezifischen Kosten um 6 % unter denen des vorhandenen KV-Systems als Vergleichsvariante liegen. Ca. zwei Drittel der gesamten Beförderungskosten entfallen auf den Schienentransport, wo entsprechend die größten Rationalisierungsreserven auszuschöpfen sind.
Das optimierte KV-System zeigt sich auch Systemen mit grundsätzlich alternativen Umschlagtechniken und Betriebsweisen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Transportqualität überlegen.
Die Simulation mit KVPLAN deckt die inneren Strukturen und Abhängigkeiten im System ,,Kombinierter Verkehr" auf. Die Beurteilung von Alternativen nach Kosten- und Qualitätskriterien ermöglicht die schrittweise Optimierung einer Ausgangslösung entsprechend gewählter Zielkriterien. Somit können Empfehlungen zur Weiterentwicklung des bestehenden Systems hin zu einer größeren Wirtschaftlichkeit und besseren Angebotsqualität ausgesprochen werden.