"Möglichkeiten und Wirkungen von Schienenzubringerverkehren zu Verkehrsflughäfen"; Februar 1985
Gegenstand dieser Forschungsarbeit ist die Untersuchung der Wirkungen von Schienenzubringerverkehren zu Verkehrsflughäfen. Ausgehend von einer Analyse der Verkehrsangebote in der Luft, im Zugang zu einem Flughafen sowie der Nachfragestruktur im Personenluftverkehr wurden die Wechselwirkungen von Verkehrsangebot und Verkehrsnachfrage eingehend untersucht. Ziel dieser Analyse ist die Entwicklung eines Planungsmodells, mit dem die Wirkungen einer Schienenanbindung von Flughäfen quantifiziert werden können. Dieses Modell wird stufenweise aus den Submodellen zur Startflughafenwahl, Zugangsverkehrsmittelwahl und Verkehrsumlegung aufgebaut.
In dem Modell zur Startflughafenwahl wird die Entscheidung des Reisenden für den Ausgangspunkt seiner Luftverkehrsreise nachgebildet. Die sich aus dieser Modellrechnung ergebenden Verkehrsströme aus den Landkreisen der Bundesrepublik zu den alternativen Verkehrsflughäfen bilden die Eingangsgröße für das Modell zur Zugangsverkehrsmittelwahl. In diesem Modell wird die Entscheidung der Reisenden für ein Anreiseverkehrsmittel nachvollzogen. Aus der Modellrechnung ergeben sich Zugangsverkehrsströme für die alternativen Anreiseverkehrsmittel. Die Zugangsmatrix für den öffentlichen Personenverkehr wird in der abschließenden Modellstufe zur Ermittlung der Streckenbelastungen auf das Verkehrsnetz umgelegt.
Das gesamte Modellsystem wird zur Quantifizierung der verkehrlichen Wirkung einer Schienenanbindung des Flughafens Hannover-Langenhagen eingesetzt. Für diese beispielhafte Anwendung werden 2 Planfälle für eine Schienenanbindung sowie 2 Planfälle für ein Angebot im Linienluftverkehr definiert.
Ausgangsbasis dieser Modellrechnungen ist das Jahr 1979 mit den in der ADV-Fluggastbefragung erhobenen Verkehrsströmen des ausstrahlenden innerdeutschen und internationalen Linienluftverkehrs. Auf der Basis dieser Nachfragestruktur ergab sich in den Modellrechnungen für die Startflughafenwahl bei zusätzlichen Flugangeboten ab Hannover nach Italien und Schweden ein Anstieg des Verkehrsaufkommens in diese Zielgebiete um rd. 5 % bzw. rd. 1,5 %. Dieser Anstieg ist ausschließlich auf eine Verlagerung der Verkehrsströme von benachbarten Flughäfen nach Hannover zurückzuführen.
Die Modellrechnungen für die Zugangsverkehrsmittelwahl ergeben in den Planfällen für eine Schienenanbindung des Flughafens Hannover-Langenhagen einen Anstieg der ÖV-An-reisenden um rd. 30 %. Der Anteil der öffentlichen Verkehrs-mittel bei der Flughafenanreise kann durch die Schienenanbindung von 12,8 % in der Analyse auf bis zu 16,8 % gesteigert werden.
Das entwickelte Modellsystem ist so konzipiert, daß es in der gleichen Weise für die Untersuchung anderer Verkehrsflughäfen eingesetzt werden kann.
Eine Weiterentwicklung des Modellsystems zur zusätzlichen Quantifizierung des Neuverkehrs nach Einrichtung neuer Flugangebote sowie zur Verfeinerung der bestehenden Modellbausteine wäre wünschenswert, um die Aussagefähigkeit der Ergebnisse zu steigern.