"Modell zur Quantifizierung und Bewertung von Betriebserschwernissen am Beispiel der Durcharbeitung von Gleisen"; Dissertation 11.12.1985
Bauarbeiten, die nicht unabhängig vom Eisenbahnbetrieb durchgeführt werden können, erfordern besondere bauliche und betriebliche Maßnahmen zur Gewährleistung des Zugverkehrs. Sie verursachen Mehrkosten gegenüber dem Regelbetrieb und sind dem gewählten Bauverfahren systembedingt anzulasten.
Die gegenwärtige Entscheidungspraxis bei der Deutschen Bundesbahn zur Festlegung geeigneter Gleissperrpausen ist unbefriedigend da die Interessenabwägung zwischen Bau- und Betriebsdienst der persönlichen Erfahrung oder Einstellung weniger Verantwortlicher überlassen bleibt. Objektive Beurteilungsmaßstäbe mit fachdienstübergreifender Akzeptanz fehlen.
Baukosten sind in der Planungsphase einer Baumaßnahme problemlos zu ermitteln, die bauverfahrensbedingten Betriebserschwernisse dagegen kaum.
Daher wird im ersten Teil der Arbeit ein Planungsinstrumen-tarium entwickelt, mit dem die durch eine Gleissperrung verursachten Betriebserschwerniskosten sperrpausen- und sperrstreckenabhängig bestimmt werden können. Es sind natürlich nur die Strecken bzw. Bauarbeiten von Interesse, bei denen eine Konfliktsituation entstehen kann. So werden nur die Strecken in die Untersuchung einbezogen, deren Verfügbarkeit aufgrund der Streckenbelegung oder besonderen Netzwirkung in hohem Maße gewährleistet werden muß. Beispielhaft ist das Bauverfahren ,,Gleisdurcharbeitung" ausgewählt, da die erheblichen Leistungsunterschiede der Stopfmaschinen Alternativen bei der Bauausführung zulassen und die verfah-rensnotwendigen Mindestsperrpausen sehr kurz sind.
Als Ergebnis stehen Diagramme zur Verfügung, mit denen die entstehenden Betriebserschwerniskosten in Abhängigkeit der
abgelesen und in eine Bauverfahrensplanung einbezogen werden können.
Der zweite Teil der Arbeit umfaßt die Entwicklung und Diskussion einer modifizierten, auf den Ergebnissen der Strecken- bzw. Betriebstypisierungen und der Simulations-rechnungen aufbauenden Strategie einer kontinuierlichen Gleisdurcharbeitung ,,DUA nach Fahrplan". Die Zusammenhänge betrieblicher und baulicher Verfahrensparameter werden aufgezeigt und mathematisch beschrieben.
Die Erfüllung baulicher und wirtschaftlicher Sollvorgaben macht eine Einschränkung der theoretisch möglichen Parameter-kombinationen aus Sperrpausendauer, Maschinenleistungsfähigkeit und DUA-Turnus erforderlich. Mittels geeigneter Leistungskriterien werden für IC-vertaktete Hauptabfuhrstrecken und sonstige Hauptabfuhr- und Nebenfernstrecken maschinenspezifische DUA-Bereiche dimensioniert und einer Aufwandsschätzung zugrunde gelegt.
Die Praxis muß zeigen, ob die in das Verfahren gesetzten Erwartungen
erfüllt werden können. Insofern wäre eine Pilotanwendung hilfreich.