Viele Menschen haben Schwierigkeiten ihre Sexualität so zu leben, dass sie und ihre Partner diese als befriedigend empfinden. Beispielsweise leiden Männer darunter, keine ausreichende Steife ihres Gliedes zu bekommen oder diese Steife solange zu halten, dass der Geschlechtsverkehr für beide Seiten lustvoll erlebt wird ("Erektionsstörungen"). Andere haben Schwierigkeiten, den Zeitpunkt der Ejakulation zu kontrollieren. Frauen hingegen klagen über einen Mangel an sexueller Lust oder über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Einige können wegen einer reflektorisch eintretenden Verengung der Scheide den Penis nicht einführen ("Vaginismus") oder erleben keinen Orgasmus. Wenn eine sexuelle Störung einmal da ist, führt die Sorge, dass der Sex wieder nicht klappt, oft zu Angst und Leistungsdruck. Das führt häufig dazu, dass das Problem tatsächlich wieder auftritt. Versuche, sexuelles Funktionieren zu erzwingen, sind meistens erfolglos. Je länger das Problem dauert, desto belastender wird es für die oder den Betroffenen und die Partnerschaft.
Die Sexualtherapie ist als Partnertherapie konzipiert - schließlich betrifft eine sexuelle Störung beide Partner. Zu Beginn der Behandlung steht eine ausführliche Diagnostik und Anamnese beider. Dies schließt eine ärztliche Konsultation mit ein. Auch bei sexuellen Störungen mit körperlichen Ursachen und Beeinträchtigungen ist eine Sexualtherapie indiziert. Gemeinsam werden die aufrechterhaltenden Bedingungen erarbeitet. Die Partnerübungen zu Hause ("Sensate Focus") sollen dazu beitragen, die Ängste und den Leistungsdruck zu reduzieren und die sexuelle Kommunikation zu fördern. Schrittweise werden die Voraussetzungen für eine befriedigende Sexualität geschaffen, indem die Partner angeleitet werden, über Erwartungen und Wünsche in der Sexualität und der Partnerschaft zu sprechen sowie ihre Sexualität durch neue Ideen zu bereichern. Parallel unterstützen Übungen des Einzelnen die Partnerübungen.
Bausteine der Sexualtherapie können auch bei diversen anderen Schwierigkeiten sinnvoll sein. Dazu gehören z.B. Ängste bei der Partnersuche aufgrund sexueller Störungen, bei "Sexsucht" oder nach Erfahrungen sexuellen Missbrauchs und/oder sexueller Gewalt. Im Einzelfall werden die Partner gemeinsam mit ihrem Therapeuten entscheiden, welche Probleme nicht-sexueller Art (z.B. Ängste und Depression) in der Behandlung Vorrang haben müssen.