Mittels einer EEG Ableitung während einer experimentellen Lügensituation sollte untersucht werden, inwieweit moralische Konflikte ein Hindernis für die Generierung und Vermittlung einer Lüge darstellen und welche Rolle Emotionsregulationsmechanismen für eine glaubwürde Darbietung einer Lüge spielen. Dabei wurde analysiert, in welchen Gehirnregionen Erregungsmuster im Lügenprozess entstehen und wie diese reguliert werden können. In dieser Studie wurde davon ausgegangen, dass geübte Lügner (hier: überführte Betrüger) in einer interpersonalen Lügensituation einen geringeren moralischen Konflikt empfinden, was mit besseren und häufigeren Lügenleistungen in Zusammenhang stehen könnte. Analysen von EEG-Ableitungen sollten u.a. Aufschluss darüber geben, ob Gehirnregionen, die mit moralischen Konflikten assoziiert werden, in Lügensituationen eine geringere Aktivierung bei Betrügern zeigen. Anhand weiterer physiologischer Indikatoren sollten zusätzlich lügenbedingte Unterschiede in der Pulsfrequenz und der Hautleitfähigkeit festgestellt werden.
Lüge und Betrug sind vielerforschte Gebiete. Über individuelle Unterschiede in Lügenfähigkeiten ist jedoch relativ wenig bekannt. Insbesondere die Tätergruppe der Betrüger und ihre Manipulationsmechanismen stellen ein vernachlässigtes Forschungsfeld dar. Im Fokus der Studie stand deshalb die multimethodale Erforschung (psychophysiologische Ableitungen, qualitative und videogestützte Verfahren, Fragebögen) von Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmalen von verurteilten Betrügern und erfolgreichen Lügnern ohne kriminellen Hintergrund. In drei Stichproben (verurteilte Betrüger, nicht wegen Betruges verurteilte Straftäter, nichtstraffällige Personen) wurden Lügenfähigkeiten, Persönlichkeitsstile und Persönlichkeitsstörungen sowie Selbstwirksamkeit und kognitive Empathie getestet. Von besonderem Interesse war die Frage, warum manche Personen mühelos "face-to-face" lügen können und mit welchen Persönlichkeitseigenschaften und mit welchem mimischen Ausdrucksverhalten diese Fähigkeiten einhergehen.
Laufzeit: 2013 bis 2019
Förderung: Eigenmittel
Ansprechpartner/in: Daniela Hosser und Adrian Westenberger
Krokoszinski, L. & Hosser, D. (2016). Emotion regulation during deception: an EEG study of imprisoned fraudsters. Journal of Criminal Psychology, 6, (2), 76-88. dx.doi.org/10.1108/JCP-02-2016-0005
Boeger, M. & Hosser, D. (2015). Masters of manipulation: The psychopathology of deceivers. Vortrag auf der EAPL + WORLD CONFERENCE: Current Challenges for Psychology and Law 04 bis 07 August in Nürnberg.
Boeger, M. & Hosser, D. (2015). Masters of manipulation: The psychopathology of deceivers. Posterbeitrag Decepticon: International Conference on Deceptive Behavior 24 bis 26 August in Cambridge, UK.
Boeger, M. & Hosser, D. (2014). Meister der Manipulation: Zur Psychopathologie von Betrügern. Vortrag auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): Herausforderungen durch den demographischen Wandel - psychische Erkrankungen heute und morgen 26. bis 29 November in Berlin.