8. Poleiminze

Synonyme:
Polei[1], im Lateinischen Polegium[2]

Aussehen:
Die Poleiminze ähnelt laut Lonitzer dem Majoran und besitzt einen weichen Stängel. Die Blüte ist weiß, rot oder blau[3]. Die bei Lonitzer beschriebene Beschaffenheit des Stängels greift auch Mattioli auf in dem er ihn haarig nennt.[4] Lonitzer schafft auch hier wieder eine Abgrenzung oder einen Vergleich zu anderen Pflanzen. Hier ist es der Majoran, der bei Lonitzer auch Erwähnung findet. Die für ihn angegebenen Indikationsgebiete sind unter anderem Kopfschmerzen, Schnupfen und innerlich angewendet wärmt es die Glieder.[5]

Charakteristika:
Alle drei Autoren beschreiben die Pflanze als anspruchslos und stark im Wuchs, oder um es mit Fuchs`Worten zu sagen: „und wo es einmal hinkomt do bleibt es langen.“[6]

Standort/Vorkommen/Herkunft:
Sie wächst in feuchten Biotopen.[7],[8] Komplexion: Fuchs nennt Poleiminze warm und trocken im dritten Grad.[9]

Wirkung:
„Polei gessen/ ist nit gut den Frawen wo Kinder tragen […] würden zu unzeiten geberen“[10] „treibt aus das bürdlin und die geburt“ [11]
Mit Wein gekocht und getrunken bringt es den Frauen ihre Zeit und schwangere Frauen sollen sie nicht essen, da die Geburt gefördert werden könnte. Mattioli benutzte den selben Wortlaut wie Lonitzer, um die Wirkung als geburtenfördernd zu beschreiben. Zusätzlich sagt er, dass es sinnvoll wäre zum Austreiben der Nachgeburt.[12]

Lonitzer und Mattioli geben hier eine Warnung an schwangere Frauen heraus, dass der Genuss von Poleiminze zur frühzeitigen Geburt führen kann.  Dadurch wird deutlich, dass die abtreibende Wirkung ein unerwünschtes Ereignis darstellt und nicht unbedingt als arzneilich wertvoll gedeutet werden kann.

Wie Gerhard Madaus in seinem Übersichtswerk „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ ausführt war die Poleiminze bereits bei Hippokrates als Abortivum bekannt.[13] Und auch in der Volksmedizin wusste man um die menstruationsfördernde Wirkung. „Aus seiner Eigenschaft/ Hyperämie/ in großen Dosen auch entzündliche Ausschwitzungen/ und Blutungen der Harnwege/ des Dickdarms und der Genitalien hervorzurufen/ er  klärt sich wohl die volkstümliche Anwendung als Abortivum“[14]

Da sich alle drei Kräuterbuchautoren auf antike Quellen wie Dioskurides,Hippokrates und Galen berufen und das Wissen um die abortive Wirkung bereits vor ihrer Zeit bekannt war, kann davon ausgegangen werden, dass ihnen die abortive Wirkung auch bekannt war. Warum sie diese nicht als mögliche arzneiliche Wirkung beschrieben muss hier allerdings offen bleiben.

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[1] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[2] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch.
[3] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[4] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch.
[5] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[6] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch.
[7] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[8] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch.
[9] Ebd.
[10] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[11] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch.
[12] Mattioli, Pietro Andrea (1586). Kräuterbuch deß hochgelerten vnnd weitberühmten D. Petri Andreae Matthioli.
[13] Madaus, Dr. med. Gerhard (1938): Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Abteilung 1 Heilpflanzen. Leipzig: Thieme
[14] Ebd.