7. Beifuß

Synonyme:
Artemisia, Bucken, Sonnenwendgürtel, großer Rainfarn, St. Johannesgürtel[1], S. Johanns Gürtel[2]

Namensherkunft:
Artemisia - Von der Göttin Diana/Artemis, Göttin der Geburt[3] , Sonnenwendgürtel und St. Johannesgürtel bezieht sich auf die Zeit seiner Blüte.

Aussehen:
Beifuß soll dem Wermut gleichen - so Lonitzer, hat aber breitere Blätter und einen längeren Stängel. Die Blätter sind außen weiß und innen grün gefärbt. Er wird etwas über Mannshoch. Lonitzer beschreibt zwei unterschiedliche Arten, den roten und den weißen Beifuß, die sich in der Farbe ihrer Stängel unterscheiden und so zu den jeweiligen Bezeichnungen führen. Beide besitzen gelbe Blüten.[4] Auch bei Mattioli wird der Beifuß als dem Wermut gleichend beschrieben. Er habe aber größere und dickere Blätter, die oben grün und unten weiß sind. Die Stängel sind lang, rund und streifig. Sie besitzen eine braunrote und /oder weiß-grüne Farbe. Die Blüten sind zart, klein und weißgelb. Aus den Blüten wird ein kleiner runder Samen.[5] Bei Fuchs hat der Beifuß größere Blätter als der Wermut, die Oberfläche ist grün, die Unterfläche weiß. Die Pflanze besitzt kleine zarte Blüten und runde Samen. Die Blattform gleicht Händen „seer zerschnitten unnd gespalten“[6] In allen drei Kräuterbüchern wurde die Pflanze ähnlich beschrieben. Auffallend ist, dass alle drei Autoren eine Abgrenzungen zu anderen Pflanzen vornahmen. Mögliche Verwechselungen sollten so ausgeschlossen werden. Vor allem der Wermut wird hier zum Vergleich herangezogen. Dieser wird von Fuchs und Mattioli ebenfalls in ihrem Werk erwähnt, jedoch beschrieben sie dessen Wirkung nicht als nachgeburtsfördernd oder austreibend, sondern als fördernd für das Einsetzen der Menstruation.

Charakteristika:
Beifuß blüht im Sommer, vor allem im August.[7] Er ist bitter im Geschmack und besitzt einen starken Geruch.[8] Diese olfaktorische Beschreibung der Pflanzen diente als  weiteres Identifizierungsmerkmal.

Standort/Vorkommen/Herkunft:
In Gewässernähe[9]

Komplexion:
Kalter und trockener Natur, wie der Wegerich[10]

Wirkung:
Beifuß ist bei Lonitzer menstruationsfördernd[11], treibt bei Mattioli das tote Kind und die Nachgeburt aus[12] und Fuchs ergänzt noch die Wehenförderung.[13] Alle drei Autoren beschreiben den Beifuß als hilfreich zur Austreibung von Nachgeburt und bereits verstorbenen Kindern, sowie zur Einleitung der Geburt.

Anwendung:
„Beifuß mit Bier und Wein gesotten/ und das getrunken hilft […] in Kindsnöten. Treibt auch die todte Geburt.“[14] Albertus Magnus beschreibt im Geburtshilfeteil seines Buches „Von Weibern und Geburten“ folgende Rezepte:
„Welche Frau ein todt Kind im Leibe hat/ die trincke von rothem Beyfuß/ sie wird des Kindes ledig.“ [15] „Diptam gepulvert/ mit Beyfuß vermengt/ und daraus gemacht ein Zäpfflein/ und den Frauen unten auff gebraucht in ihre Scham/ treibet aus das todte Kind im Leibe“[16]
Es ergibt sich also aus Kräuterbuch und Hebammenliteratur die Anwendung peroral wie auch vaginal.

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[1] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch. Künstliche Conterfeytunge der Bäume, Stauden, Hecken, Kräuter, Getreide, Gewürze. Frankfurt am Main: Lechler Martin.
[2] Mattioli, Pietro Andrea (1586): Kräuterbuch Deß Hochgelehrten vnnd weitberühmten Herrn D. Petri Andreae Matthioli. Sampt dreyen wolgeordneten nützlichen Registern, der Kreutter Lateinische und Deutsche Namen, vnd dann die Artzneyen, der darzu dieselbigen zu gebrauchen, jnnhaltendt. Jetzt widerumb mit vielen schönen neuwen Figuren, auch nützlichen Artzneyen vund andern guten Stücken auß sonderm fleiß gemehret, vnd verfertigt. Frankfurt am Main: Feyerabend, Fischer & Dack.
[3] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[4] Ebd.
[5] Mattioli, Pietro Andrea (1586): Kräuterbuche deß hochgelehrten vnnd weitberühmten D. Petri Andreae Matthioli.
[6] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen gestalt, statt und zeit der waisung, natur, kraft und wirkung des meisten teils der Kreuter so in Teutschen und andern Landen wachsen, mit dem besten vleiss beschrieben, sondern auch aller derselben wurzel, stengel, bletter, blumen, samen, frücht und in summa die gantze gestalt alles artlich und künstlich abgebildet und kontrafayt ist, das der gleichen vormals nie gesehen noch an tag kommen. Basel: Isingrin.
[7] Ebd.
[8] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[9] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch
[10] Ebd.
[11] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[12] Mattioli, Pietro Andrea (1586). Kräuterbuch deß hochgelerten vnnd weitberühmten D. Petri Andreae Matthioli.
[13] Fuchs, Leonard (1543): New Kreuterbuch.
[14] Lonitzer, Adam (1578): Kräuterbuch.
[15] Magnus, Albertus (1549):Ein newer Albertus Magnus. Von Weibern und Geburten der Kinder sampt jren Arzneien, von tugenten etlicher fürnemer Kreuter. Von Krafft der Edlen Gestein. Von Art und Natur etlicher Thier. Mit sampt eim bewehrten Regiment für die Pestilenz. Alles von newen gebessert. Frankfurt am Main: Gülfferich.
[16] Ebd.