4.1 Eucharius Rösslin der Ältere
Der Apotheker Rösslin schrieb 1513 sein Werk „Der Swangern frawen und hebammen roßgarten“, auf Anraten der Herzogin Katharina zu Braunschweig und Lüneburg. Der Autor selbst nennt sein Werk eine Zusammenstellung der Lehren von Hippokrates, Galen, Albertus Magnus und den arabischen Ärzten. Viele Illustrationen übernahm er von anderen AutorInnen. Eine eigener Erfahrungsschatz ist nicht anzunehmen. Das Buch erfreute sich großer Beliebtheit, zu sehen an der großen Ausgabenzahl. Den Abortiva wird im Rahmen der Austreibung von Totgeburten ein eigenes Kapitel gewidmet. Damit es zum bestimmungsgemäßen Einsatz kommt nennt Rösslin verschiedene Symptome den Tot eines Ungeboren zu erkennen. Er gibt dem Einsatz von Pflanzen den Vorrang vor operativen Eingriffen. Rezepte und Anwendungsinformationen sind sein Mittel der Wahl zur Darstellung der Abortiva. Er geht davon aus, dass die seit der Antike bekannten Abortiva in den Apotheken der Bevölkerung zugänglich sind. Anwendungen die er nennt sind, Räucherungen, Vaginalzäpfchen, Salbungen, Sitzbäder und Pflaster. Nach Erwerb sollte es den Hebammen möglich sein, die einfachen Rezepturen herstellen und anwenden zu können.[8]
4.2 Walther Hermann Ryff
Ryff schrieb zahlreiche medizinische Texte und Bücher, die das wissenschaftlich Interesse der Zeit entsprachen. Sein Werk zu Geburtshilfe fußt auf Rösslins „Rosengarten“. Er hat dabei nicht nur Titel sondern auch Inhalte übernommen. Neben seiner Erfahrung als Hofapotheker fließen auch ältere Quellen, zum Beispiel Dioskurides und Soranos, sowie zeitgenössische Erfahrungen ein.
Nebst Rezepturen gibt er durch Abbildungen auch Hinweise auf gebräuchliche Instrumente, die über den Inhalt von Rösslins Werk hinausgehen.[9]
4.3 Ps. Albertus Magnus
Das von Albertus Magnus verfasst Buch wurde bis ins 18. Jahrhundert mehrfach aufgelegt. Die volkstümliche Darstellung macht das Werk zu einem Prototypen des medizinischen Hausbuches. Der Abschnitt der sich mit der Geburtshilfe befasst wurde wörtlich aus dem „Rosengarten“ von Rösslin übernommen. Die Darstellung der verwendeten Drogen ist vermutlich auf Eucharius Rösslin d. J . zurückzuführen.[10]
4.4 Justine Sigmund und Louise Bourgeois
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann Hebammen selbst Lehrbücher zu verfassen. Hervorzuheben sind da vor allem Sigmund und Bourgeois, die Abtreibung verurteilten (Bourgeois) und den Einsatz von Pflanzen zu diesem Zwecke nicht vorsahen. Im Fall von Sigmund sind keine Rezepte vorhanden, da sie bemüht war ein gutes Verhältnis zu den Ärzten zu wahren, die für innerliche Therapien zuständig waren.[11]
4.5. Abortiva in Kräuterbuchliteratur
Die naturgetreuen Abbildungen der Autoren der Antike sind eine Errungenschaft zur Identifizierung von Pflanzen. Leserschaft waren dadurch nicht nur Gelehrte sondern auch medizinische Laien.[12]
4.6. Abortiva in Hebammenliteratur
Aufgrund von staatlicher und kirchlicher Kontrolle des Hebammenwesens entstand die Notwendigkeit eines geregelten und einheitlichen Unterrichtes. Erstes umfassendes Werk war Rösslins Rosengarten. Frühe Werke bezogen sich vor allem auf antike Autoren. Später wird auch praktisches Wissen durch die Hebammen selbst einbezogen. Die Werke enthielten Rezepte, die die Eigenherstellung möglich machten. Adressiert waren diese Schriften an all jene die bei der Geburt Hilfe leisten konnten.[13]
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[8] Leibrock-Plehn, Larissa (1992): Hexenkräuter oder Arznei. Die Abtreibungsmittel im 16. und 17. Jahrhundert. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft .
[9] Ebd.
[10] Ebd.
[11] Ebd.
[12] Ebd.
[13] Ebd.