13. Schluss

Anfangs erwähnten wir den reichen Arzneipflanzenschatz im 16. Jahrhundert. Das Wissen um ihre Existenz und Anwendung nahm hier nach aber ab.
Gründe dafür waren:

  • das kanonische Recht, welches die Abtreibung eines beseelten Fötus unter Strafe stellte (1588)
  • die demografische Entwicklung, Obrigkeiten strebten ein Bevölkerungswachstum an und unterdrückten die Weitergabe von Kenntnissen über Abtreibung und Verhütung  (spätes 15. Jhd.)
  • die Neuordnung des Medizinalwesens, welche die Kompetenzen der Hebammen beschnitt und keine innerliche Therapie erlaubte. Um abtreibende Drogen abgeben zu dürfen mussten Hebammen den Rat eines Medikus einholen, der dann eine Verschreibung ausstellte.(1690)[1]

Das Wissen um Abortiva war weit verbreitet, doch die dargestellten Autoren beriefen sich dem damaligen Zeitgeist[2] folgend vor allem auf die antiken Gelehrten wie Hippokrates, Soranos und Galen. Durch Einflüsse des Humanismus brachten Kräuterbuchautoren ihre Bücher auf Deutsch heraus und ergänzten sie um Illustrationen, die es der Bevölkerung ermöglichten an Bildung teilzuhaben. In der Hebammenliteratur der Zeit, v.a. bei den von Hebammen selbst verfassten Werken, sind zwar Rezepturen aus den genannten Pflanzen niedergeschrieben, doch enthalten sie in den seltensten Fällen Mengenangaben. In dieser Literaturgattung ist demnach das Wissen um die Existenz von Abortiva ausreichend. Ob oben genannte Gründe allein verantwortlich sind, dafür dass das Wissen um Abortiva zurückgehalten wurde, ist aus heutiger Sicht nicht zu sagen.

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[1] Leibrock-Plehn, Larissa (1993): Frühe Neuzeit. Hebammen, Kräutermedizin und weltliche Justiz.In Jütte, Robert (Hg.): Geschichte der Abtreibung. Von der Antike bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, S. 68 - 90
[2] Die Renaissance war eine Epoche in der wissenschaftliche Fortschritte erreicht wurden, in dem auf antike Vorbilder zurück gegriffen wurde. Das antike Griechenland und das Römische Reich galten als Ideal