"Flexible Betriebsweisen bei spurgeführten Systemen im öffentlichen Verkehr"; Dissertation 23.06.1997
Durch die Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland wächst der Bedarf an alternativen Betriebskonzepten zu den bisherigen Eisenbahnen- und Straßenbahnsystemen. Das Stadtbahnsystem Karlsruhe und die Entwicklung von Regionalleichttriebwagen in den letzten Jahren zeigen, daß hier erhebliche Entwicklungspotentiale vorhanden sind. Insbesonde-re aufgrund des Erfolges des Karlsruher Systems wurde in vielen Städten über die Einführung eines Regionalstadtbahnsystems nachgedacht. Inzwischen ist in Kassel ein weiteres System in Betrieb gegangen und ein drittes System in Saarbrücken steht kurz vor der Fertigstellung.
Thema dieser Arbeit war es, die technischen Möglichkeiten von Regionalstadtbahnen darzustellen und ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe der Verkehrsplaner mit möglichst geringem Aufwand das richtige Verkehrssystem für seine Region finden kann. Im ersten Teil der Arbeit werden die derzeit gültigen gesetzlichen Randbedingungen dargestellt. Es wird auch aufgezeigt, welche Möglichkeiten die bestehenden Bau- und Betriebsordnungen für einen flexiblen Einsatz von ver-schiedenen Fahrzeugtypen vorgeben. Desweiteren werden die derzeit bekannten technischen Mög-lichkeiten und aktuellen Fahrzeugkonzepte dargestellt und miteinander verglichen.
Im zweiten Teil wird ein Planungsverfahren entwickelt, das es ermöglicht mit einer geringen Anzahl von Eingangsgrößen erste Aussagen darüber zu treffen, welches ÖPNV-Verkehrssystem für eine Region geeignet ist. Hierzu werden Bewertungskriterien zusammengestellt, mit denen sich Verkehrssysteme bewerten und einordnen lassen. Die Kriterien werden anhand von Beispielstrecken überprüft. Desweiteren werden,weiche' Kriterien, wie die Netzdichte, für eine erste Grobabschätzung mit Hilfe statistischer Erhebungen ermittelt. Diese Kriterien werden in ein drei stufiges Planungsprozedere eingebaut.
Abschließend wird dieses Planungsverfahren auf den Großraum Hannover angewandt, für den ein Bedienungskonzept entwickelt wird, das die bestehenden Verkehrssysteme S-Bahn und Stadtbahn besser miteinander verzahnt. Hierzu wird eine Regionalstadtbahn eingeführt, die insbesondere die verkehrsschwächeren Strecken in der Region bedient. Die durchgeführte Bewertung hat gezeigt, daß ein solch verzahntes Verkehrssystem ideal für den Großraum Hannover ist, da die schwächer strukturierten Gebiete so besser an das Oberzentrum angebunden werden und die Bedienungshäufigkeit und -qualität den Bedürfnissen der Region besser angepaßt werden kann.