"Methodik der Wirkungsanalyse von Vernetzungsstrategien im Güterverkehr"; Dissertation 23.06.1997
Die Entwicklung des Güterverkehrs ist seit Jahren geprägt von einem sich zuspitzenden Zielkon-flikt zwischen der Gewährleistung einer optimalen Versorgung von Wirtschaft und Bevölkerung einerseits sowie einer Minimierung der negativen Folgewirkungen andererseits. Als strategische Option zur Entschärfung dieses Spannungsfeldes wird in zunehmendem Maße der Vernetzung eine wichtige Rolle beigemessen. Unter dem Begriff ,,Vernetzung" werden daher alle Maßnahmen (Komponenten) verstanden, die eine unter diesem Aspekt zielorientierte Bildung von Transportketten ermöglichen. Durch die Bündelung dieser Komponenten entstehen Vernetzungsstrategien.
Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit den methodischen Grundlagen zur Konzeption der Vernetzungsstrategien, ihren Ausgestaltungsformen sowie der Ermittlung der Auswirkungen auf die Güterverkehrsabwicklung.
Die Herleitung des Verfahrens zur Wirkungsanalyse von Vernetzungsstrategien gründet sich auf eine Einteilung der Bundesrepublik Deutschland in 96 Untersuchungsregionen. In zeitlicher Hinsicht wird zunächst zwischen einem Analysejahr 1992 und einem Zieljahr 2010 unterschieden. Für das Zieljahr wurden weiterhin drei Planfälle (Szenarien) definiert, welche die unterschiedlichen Spielräume für die Gestaltung von Vernetzungsstrategien sowie Erwartungshaltungen für die sich einstellenden Wirkungen repräsentieren.
Um die endo- und exogenen Einflußfaktoren auf Umfang und Abwicklung des Güterverkehrs zu verdeutlichen, wurde ein kybernetisches Modell entwickelt, welches die gegenseitigen Abhängigkeiten der Systemteile beschreibt und darüber hinaus das Erkennen erfolgversprechender Ansatzpunkte für Vernetzungsstrategien ermöglicht.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse mündeten in einen Katalog von 37 Vernetzungskomponenten, die sich auf die Verkehrsträger Straße, Schiene und Binnenwasserstraße erstrecken und die anschließend zu sechs Vernetzungsstrategien gebündelt wurden. Diese Vernetzungsstrategien wurden im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit in den 96 Untersuchungsregionen hin überprüft. Auf dieser Grundlage wurde ein Verfahren zur Regionstypisierung entwickelt, mit dem sich Cluster von Regionen mit ähnlich strukturierten Vernetzungspotentialen bilden lassen.
Um die Wirkungen der Vernetzungsstrategien zu quantifizieren, wurde in der vorliegenden Arbeit das Modell IVERNET entwickelt. Es handelt sich dabei um ein transportkettenorientiertes, strategisches Modell, welches die Güterverkehrsabläufe und ihre Veränderung durch Vernetzungsstrategien auf regionaler Ebene abbildet.
Anhand der Untersuchungsregion Nürnberg wurde dieses Modell getestet. Für diesen Raum wurden unterschiedliche Kombinationen von Vernetzungsstrategien in vier Varianten abgelegt und auf ihre Wirkungsbeiträge hin untersucht. Als wichtigstes Ergebnis ist festzuhalten, daß Vernet-zungsstrategien bei einer konsequenten Umsetzung grundsätzlich dazu geeignet sind, eine Entkopplung zwischen weiteren Nachfragesteigerungen nach Güterverkehrsleistungen und den sich daraus ergebenden negativen Folgewirkungen herbeizuführen. Um die vorhandenen Potentiale auszuschöpfen, bedarf es allerdings einer regional differenzierten Bündelung zahlreicher Komponenten zu einem ganzheitlichen, abgestimmten Ansatz.