Wie kann sich das Gesundheitssystem von Ruanda im Bereich des klinischen und baulichen Management aufstellen, um die langfristige Versorgung von Patienten mit hochpathogene Erreger (HCID, high consequence infectious diseases) zu gewährleisten?
Ausgangslage
Dieses Projekt zielt darauf ab, ein Kompetenzzentrum (Centre of Excellence - COE) in Ruanda zu errichten, welches (i) als Sonderisolierstation (SIS) und (ii) als Schulungszentrum für Mitarbeitende im Gesundheitswesen dienen soll. Das COE mit seiner SIS wird in der Nähe eines großen Krankenhauses in der Hauptstadt Kigali errichtet, um die Vorteile von bereits vorhandenem Fachpersonal und Ausrüstung zu nutzen. Die SIS wird als ausgewiesene Behandlungseinrichtung für HCID-Fälle in Ruanda dienen, hohe Isolationsstandards gewährleisten und eine intensive Betreuung der Patienten ermöglichen. Das Schulungszentrum wird dafür sorgen, dass Mitarbeitende im Gesundheitswesen in der Behandlung von HCID-Patienten in der SIS sowie Mitarbeitende anderer Gesundheitseinrichtungen geschult werden, um die Vernetzung der Gesundheitsinfrastrukturen und des Personals zu verbessern.
Beschreibung
Die COVID-19-Pandemie hat zur schwersten Gesundheitskrise im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten seit der Spanischen Grippe-Pandemie 1918-20 geführt. In der afrikanischen Region verursachte COVID-19 nie dagewesene gesundheitliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwerfungen. Darüber hinaus ist die Region nach wie vor von Krankheiten durch hochpathogene Erreger (high consequence infectious diseases, HCID) wie Ebolafieber betroffen. Erst im Mai 2021 erklärte die WHO den zwölften Ebolafieber-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo für beendet. Eine wichtige Lehre aus den HCID-Ausbrüchen ist die Notwendigkeit, die lokalen Gesundheitssysteme zu stärken, um wirksam auf Ausbrüche reagieren zu können. Selbst einzelne HCID-Fälle müssen so früh wie möglich erkannt, isoliert und angemessen behandelt werden. Schon wenige HCID-Fälle können bereits geschwächte Gesundheitssysteme überfordern, was zur Folge hat, dass wesentliche Gesundheitsdienste unterbrochen werden und der Bevölkerung weiterer Schaden zugefügt wird. Darüber hinaus verringert eine Ausbruchsbekämpfung vor Ort weitgehend das Risiko der Einschleppung von HCID-Fällen in andere Regionen der Welt. Die WHO hat das Robert Koch-Institut seit mehreren Jahren gebeten, die Fähigkeiten im klinischen Management von HCID-Fällen in afrikanischen Ländern zu stärken. Die Bereitstellung von Fachwissen im Bereich der Ausbruchsbekämpfung einschließlich des klinischen Managements ist nun eine Hauptaufgabe des WHO-Kooperationszentrums für neu auftretende Infektionen und biologische Gefahren am RKI. Darüber hinaus hat das Bundesministerium für Gesundheit in Deutschland beschlossen, das klinische Management in Ruanda zu stärken. Eine gemeinsame Absichtserklärung (Joint Declaration of Intent, JDI) wurde von den Gesundheitsministern Ruandas und Deutschlands zum Thema ‚Verbesserung des klinischen Managements von HCID-Fällen in Ruanda‘ unterzeichnet. Das übergeordnete Ziel der gemeinsamen Absichtserklärung ist die Verbesserung der Infektionsprävention und -kontrolle in Gesundheitseinrichtungen, die HCID-Verdachtsfälle oder bestätigte Fälle behandeln. Trotz aller Errungenschaften, die das Gesundheitssystem von Ruanda in den letzten zehn Jahren erzielt hat, gibt es nach wie vor mehrere große Herausforderungen den Umgang mit HCID-Patienten betreffend: (i) eine ausgewiesene HCID-Behandlungseinrichtung und (ii) ein spezielles HCID-Ausbildungsprogramm für medizinisches Personal.
Seit Beginn der Pandemie steht EFFO mit den Projektpartnern zu COVID-19 im Austausch; so konnten bereits früh Aktivitäten in diesem Kontext realisiert werden. Mit den KollegInnen in Ruanda und Burkina Faso werden außerdem regelmäßig Fachfragen im Umgang mit COVID-19 diskutiert.
EFFO arbeitet mit dem Rwanda Biomedical Center (RBC) seit 2018 in vertrauensvoller Partnerschaft zusammen. Im Fokus sämtlicher EFFO-Trainings stehen auch immer allgemeine Infektionskontrolle und Basishygiene. Die vor Ort ausgebildeten EFFO-TrainerInnen nutzen ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus den Trainings zu Ebolafieber nun auch im Kontext von COVID-19. Gemeinsam mit dem RBC wird daran gearbeitet, die Kooperation über Ebolafieber und COVID-19 hinaus auszubauen und damit die Resilienz für künftige Ausbrüche langfristig zu stärken.
Projektleitung
Robert Koch Institut, Berlin
Kontakt Projektleitung
Dr. Thomas Kratz
Bauliches Hygienemanagement: Dr. Wolfgang Sunder
Das Team
Malte Koeppen
Kirsten Remmers
Dr. Wolfgang Sunder
Lara Wischnewski
Oliver Zeise
Studentische Hilfskräfte
Nadine El-Ashi
Fabian Lübking
Lukas Molter
Giovanni Nobile
Jannik Siems
Leon Zimmermann
Förderzeitraum
11.2021-11.2024
Auslobung/Call
Global Health Protection Programme (GHPP)
Mittelgeber
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Antragsteller
Robert Koch Institut, Berlin