NITZSCHE, JENS (2004): Arteninventar und Samenbank von städtischen Rasen in Braunschweig. 82 S. (D)
Zusammenfassung: Intensiv gepflegte Scherrasen bedecken in den Städten Mitteleuropas einen großen Flächenanteil. In verschiedenen Arbeiten wurde deren Stellung im pflanzensoziologischen System untersucht, während aus gärtnerischer Perspektive vor allem die Auswirkung der häufigen Mahd und damit der notwendige Pflegeaufwand interessierte, ebenso die Frage, ob und wie blumenbuntere Rasen zu erzielen sind. Aspekte der Biodiversität und des Artenreichtums wurden dagegen bislang nicht untersucht, ebenso wenig wie Einflüsse von Randstrukturen und Störungen auf die Artenzusammensetzung der Rasen.
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden 30 Rasenflächen und deren Rand- und Sonderstrukturen an verschiedenen Standorten der Stadt Braunschweig untersucht. Dabei stand die Untersuchung des Arteninventars der Rasen im Vordergrund. Zusätzlich wurde eine vergleichende Samenbankanalyse von Störstellen und der unbeeinflußten Grasnarbe durchgeführt. In ergänzenden Experimenten wurde der Einfluß der Wildkaninchen auf die Flächen untersucht. In diesem Zusammenhang wurde das Fraßverhalten durch Fütterungsversuchen ermittelt und ein besonderes Augenmerk auf die Arten an den Baueingängen und den durch sie induzierten Störstellen gerichtet.
Im Laufe der Untersuchungen wurden 426 Arten gefunden. Dies ist ein erheblicher Anteil der gesamten Flora von Braunschweig (aktueller Artenbestand 1.187 Arten). Die gefundenen Pflanzen setzen sich aus 134 Arten, die hauptsächlich auf den Flächen der Rasen vorkommen, und 292 Arten der Rand- und Sonderstrukturen zusammen. Die Poaceae, mit den häufigsten Arten Lolium perenne, Festuca rubra agg. und Poa pratensis agg., sind besonders auf den Flächen im Bezug auf Biomasse und Individuenzahl dominant. Neben den bereits erwähnten Süßgräsern können die gefundenen Pflanzen 71 weiteren Familien zugeordnet werden.
Im Bezug auf die Lebensformen sind die Hemikryptophyten mit 44,6 % der vorkommenden Arten deutlich die erfolgreichsten. Ihre nahe der Erdoberfläche liegenden Meristeme stellen eine gute Anpassung an die gegebenen Pflegebedingungen dar. Nur die Therophyten können sich mit 26,5 % ähnlich gut behaupten. Andere Lebensformen sind seltener und können sich nur in den meist ungemähten Randstrukturen halten
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Die indigenen Arten sind sowohl auf den Rasen als auch in den Randstrukturen am häufigsten. Während der Anteil der Archäophyten in beiden Bereichen nahezu gleich ist, steigt in den Randstrukturen der Prozentsatz der Neophyten deutlich an.