10.10.2016
Bei mir sitzt das Team von Spoonbox. Es besteht aus Jasper Brünnette, Simon Gentner und Chresten von der Heide. Sie haben mit ihrer Gründungsidee bereits den zweiten Platz bei Idee 2015 belegt und den Entrepreneurship Award 2015 erhalten. Vor kurzem sind sie bei uns in den Gründungsinkubator eingezogen.
Jasper Brünnette, Simon Gentner, Chresten von der Heide, Gründer von Spoonbox
Herzlich Willkommen. Bitte stellt euch kurz mit eurem Namen und eurem bisherigen studentischen Werdegang vor.
Simon Gentner: Ich bin Simon Gentner und studiere an der TU Braunschweig Technologieorientiertes Management im Master.
Jasper Brünnette: Ich bin Jasper Brünnette und studiere Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau im Bachelor.
Chresten von der Heide: Mein Name ist Chresten von der Heide. Ich habe Mechatronik an der TU Braunschweig studiert und promoviere gerade.
Ihr studiert alle Drei unterschiedliche Fächer. Wie habt ihr euch kennengelernt? Wer hatte die ursprüngliche Idee?
Jasper Brünnette: Es fing damit an, dass ich für meinen alten Schreibtisch einen passenden Schubladeneinsatz gesucht habe. Mich hat es einfach gestört, dauernd nach Locher und Schere zu suchen und diese dann meistens erst ganz hinten in der Schublade zu finden. Also habe ich im Internet nach passenden Einsätzen gesucht und einige Möbelhäuser abgeklappert. Schnell ist mir klar geworden, dass es nicht so leicht wird eine optimale Lösung für mein Problem zu finden. Für hochwertige Schreibtische gibt es natürlich speziell angepasste Einlagen. Aber für günstige, studenten-taugliche Modelle ist das eher die Ausnahme.
Klar bekommt man über das Internet auch Universaleinsätze. Aber die Außenmaße passen halt nie so richtig exakt. Da rutscht dann alles hin und her. Für gute Wertarbeit vom Schreiner fehlte mir schlicht das Kleingeld. Jede Lösung bedingte irgendwie einen Kompromiss: Entweder mir gefiel die Einteilung der Fächer, aber die Außenmaße der Box stimmten nicht. Oder die Boxgröße war in Ordnung, aber es gab kein passendes Fach für meinen Locher.
Da dachte ich mir, eine solche Box muss man mit modernen Fertigungsverfahren auch individuell und dennoch kostengünstig produzieren können. Ich fand, das wäre eine gute Gründungsidee, wollte aber nicht alleine gründen. Also habe ich mich für das Seminar von Prof. Asghari "Technology Entrepreneurship" angemeldet und dort Chresten und Simon kennengelernt.
Chresten von der Heide: Am Anfang waren wir ein Fünferteam. Aber so ein Gründungsprojekt frisst wirklich viel Zeit und Energie. Simon, Jasper und ich haben die notwendige Motivation und seit nunmehr 1,5 Jahren investieren wir viel Freizeit, um unseren Traum von der eigenen Existenzgründung wahr werden zu lassen. Die ursprüngliche Produktidee haben wir im Laufe der Zeit immer wieder verändert und weiterentwickelt. Aktuell beschäftigen wir uns damit, unseren Konfigurator an ein Shopsystem zu koppeln. So langsam fügen sich die einzelnen Puzzleteile endlich ineinander.
Jasper Brünnette: Die große Herausforderung für uns besteht darin, dass wir nicht nur ein marktreifes Produkt entwickeln, sondern parallel dazu einen kundenfreundlichen und intuitiv bedienbaren Online-Konfigurator programmieren müssen. Erst dadurch können wir überhaupt unsere individualisierbaren Boxen anbieten. In den Konfigurator gibt man dann die gewünschte Größe der Box ein, kann zwischen eigenen und vorgefertigten Layouts sowie unterschiedlichen Materialien wählen. Am Ende bestellt der Kunde seine Spoonbox und bekommt sie zu einem günstigen Preis. Den Aufbau der Box übernimmt der Kunde dafür selber. Ziel unserer Geschäftsidee ist es, dem Kunden den Mehrwert der Individualisierbarkeit zu bieten ohne dafür die Fertigungskosten extrem steigern zu müssen. Dies erreichen wir indem wir den überwiegenden Teil unserer Produktion automatisieren.
Was kann eure Spoonbox denn alles?
Simon Gentner: Grundsätzlich produzieren wir Boxen mit kundenspezifischem Layout. Wir wollen das Ordnungssystem, das wir aus der Küche, dem Besteckkasten her kennen, auch in andere Bereiche transportieren. Bei der Spoonbox handelt es sich aber auch um ein Produkt das sehr kreativ eingesetzt werden kann.
Chresten von der Heide: Die Spoonbox hört sich nur im ersten Moment nach einem reinen Schubladeneinsatz fürs Büro oder die Küche an. Eigentlich können unsere Boxen aber sehr universell eingesetzt werden. Wir sehen zum Beispiel großes Potential im Kosmetik und Schmuckbereich. Aus eigenen Beobachtungen wissen wir, dass manche Frauen eine unfassbare Anzahl an unterschiedlichen Beauty-Produkten und Schmuck besitzen. Auf der einen Seite hoffen wir daher auf eine Verbreitung des Produktes in diesem Bereich. Wenn die ersten Spoonbox-Kundinnen ihr Durcheinander mit einem individuellen Ordnungssystem bändigen, wird das mit etwas Glück auch so manche Freundin neidisch machen.
Auf der anderen Seite ist unser System sicherlich auch für die Exponate von Hobbysammlern interessant. Die Spoonbox kann nämlich auch ganz einfach als Ausstellungsraum an die Wand gehängt werden. Durch die unterschiedlichen teils wasserfesten Materialien die wir anbieten, wäre die Spoonbox tatsächlich sogar für die Anzucht von kleinen Pflanzenkeimlingen geeignet.
Wie wollt ihr die Spoonbox denn eigentlich produzieren?
Jasper Brunette: Wir kooperieren mit dem Protohaus hier in Braunschweig. Dort haben wir Zugriff auf die benötigten Maschinen.
Chresten von der Heide: Langfristig ist das natürlich keine Lösung. Daher sind die Daten, die aus unserem Konfigurator herauskommen, so ausgelegt, dass wir ein externes Unternehmen mit der Produktion beauftragen können. Bevor wir das aber extern abgeben, wollen wir erst mal eigene Erfahrungen sammeln. Gerade zu Beginn werden wir sicherlich eine Menge gutes Feedback mit Verbesserungsvorschlägen bekommen. Nur wenn wir jeden Produktionsschritt selber auch im größeren Maßstab kennenlernen, können wir spätere Probleme richtig einordnen.
Ihr habt an zwei Wettbewerben erfolgreich teilgenommen. Ihr habt bei der 'Idee 2015' den zweiten Platz gemacht und den Entrepreneurship Award gewonnen. Was hat euch die Teilnahme an den Wettbewerben für eure Gründung gebracht?
Simon Gentner: Es war insofern hilfreich, um unsere Idee zu fokussieren. Wir hatten einen Termin, an dem wir alles zusammen haben mussten. Ansonsten läuft man leicht Gefahr, dass man die Idee verschleppt und nicht fertig wird. Allerdings hat man am Ende des Wettbewerbs erstmal nur sehr viele Pläne gemacht. Denn bei den Wettbewerben wird man ja nicht dazu gezwungen etwas zu produzieren. Vielleicht mal einen Prototypen. Mehr muss man nicht haben. Dann fühlt man sich ganz gut und denkt: "Mensch, wir haben schon richtig was." Aber es fehlt dann doch noch eine ganze Menge. Positiv ist zu erwähnen ist, dass wir uns bisher von unseren Preisgeldern finanzieren können.
Wie wollt ihr euer Produkt bekannt machen? Hat ihr eine Marketingstrategie entwickelt?
Chresten von der Heide: Wir wollen unser Produkt insbesondere über Pinterest bekannt machen, so dass Leute anderen Leuten zeigen können, wie sie die Spoonbox kreativ eingesetzt haben. Das wird auch für uns sehr spannend sein. Eine Plattform wie Pinterest ermöglicht uns somit zu sehen wie die Kunden unser Produkt nutzen. Wir lernen die Bedürfnisse unserer Kunden kennen und können geeignete Verbesserungen, Erweiterungen oder Zusatzgadgets anbieten. Hier haben wir Marketing, durch das wir auch vermitteln können, dass die Spoonbox kein reines 'Schubladenprodukt', sondern universell und kreativ nutzbar ist.
Jasper Brünnette: Außerdem haben wir festgestellt, dass es unheimlich viele Blogger gibt, die sich mit dem Thema Ordnung beschäftigen. Es ist wirklich verrückt. Da gibt es eine Dame, die eine Million Follower auf Youtube hat. Die zeigt, wie man aus Cornflakespackungen eine Sortiermöglichkeit für Schubladen bastelt. Da macht es Sinn, dass wir diese Influencer direkt ansprechen, um unser Produkt zu testen. Wenn es läuft, wird es durch Empfehlungen gut skalieren.
Welche Rolle spielt das Gründernetzwerk für euch?
Jasper Brünnette: Das regionale Netzwerk ist ein super Motivationsgeber und sehr wichtig für Kontakte. Bei vielen Unterstützern (Anwälte, Berater, etc.) steht dort nicht das Kohle machen an erster Stelle, sondern man merkt, dass Sie einen wirklich unterstützen wollen.
Wir sind seit eineinhalb Jahren dabei. Wir stecken Zeit und Geld rein und manchmal ist es auch echt frustrierend. Aber wenn man dann sieht und hört, wie viele Leute dort ganz ähnliche Probleme wie wir haben und es dann letzten Endes doch irgendwie schaffen. Das bringt richtig viel Motivation. Der direkte Austausch mit Gleichgesinnten macht natürlich auch unheimlich viel Spaß.
Was hat euch sonst noch weitergeholfen?
Jasper Brünnette: Für uns ist der Inkubator der TU Braunschweig sehr wichtig. Hier haben wir einen Schreibtisch, der nur dafür da ist, an der Gründung zu arbeiten. Ganz am Anfang haben wir uns bei mir getroffen. Geht. Aber damals waren wir noch zu fünft und hockten in einer kleinen Studentenbude. Das war dann doch sehr eng und stressig.
Simon Gentner: Es war auch sehr gut, dass wir über die Technologietransferstelle der TU Braunschweig bei Seminaren teilnehmen konnten. Wir waren z. B bei dem Vortrag über Markenrecht. Hier hat uns unser Netzwerk darauf aufmerksam gemacht, dass das super wichtig ist. Daher haben wir unsere Marke geschützt.
Wo seht ihr euch in den nächsten fünf Jahren? Was habt ihr aufgebaut? Was macht ihr?
Simon Gentner: Unser Ziel ist es, dass wir monatlich eine möglichst hohe Anzahl an Spoonboxen absetzen. Langfristig möchten wir uns hauptsächlich auf das strategische Geschäft konzentrieren, ohne täglich selbst an den Fertigungsmaschinen stehen zu müssen.
Jasper Brünnette: Natürlich wäre es auch super mit einer Möbelkette zu kooperieren. Die Produktion der Boxen könnte dann sogar vor Ort stattfinden. Die Spoonbox könnte über ein Tablet im Verkaufsbereich vom Kunden konfiguriert und nach dem bezahlen direkt abgeholt werden. Wenn die Inhalte unserer Gründung aber stärker auf den Konfigurator abzielen, dann kann man vielleicht irgendwann sogar Schränke, Sofas oder Tische bei uns auf Maß bestellen. Es kann also sein, dass wir in fünf Jahren nicht nur kleine Boxen, sondern individuelle Möbelstücke produzieren.
Kontakt
Spoonbox
Gründungsinkubator
Bültenweg 17
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