AIPARK

20.05.2019

AIPARK ist ein webbasierter Informationsdienst, der Autofahrer gezielt und in kürzester Zeit auf einen freien Parkplatz leitet. Auf diese Weise werden Umwelt, Zeit und Nerven der Autofahrer geschont. Das System kombiniert unterschiedliche Technologien und Daten auf Basis künstlicher Intelligenz, die in einer Cloud eine dynamische Echtzeit-Parkplatzkarte für Nutzer erzeugt. Mittlerweile ist AIPARK in 500 Städten und 15 Ländern aktiv. Julian Glaab, der AIRPARK hier vorstellt, ist einer von sechs Gründern.

interview aipark

Marcel Kessler, Johannes Riedel, Matthias Natho, Mathias Rudnik, Julian Glaab, Torgen Hauschild

Bitte stelle dich und euer Team kurz vor.
Mein Name ist Julian Glaab. Ich bin Wirtschaftsingenieur und habe meinen Master an der TU Braunschweig gemacht. Vorher habe ich in Bayern und Baden Württemberg dual studiert. Gegründet haben wir mit vier Softwareentwicklern und einem Wirtschaftsingeneur. Das sind Johannes Riedel, Torgen Hausschild, Mathias Rudnik, Matthias Netho und Macel Kessler. Mittlerweile haben wir 15 Mitarbeiter, die überwiegend aus dem technischen Bereich kommen. Mit dabei sind Informatikstudenten, Geoinformatiker und natürlich Leute mit einem ganz normalen Business Background. Das ist mein Team. Wir haben eine Frauenquote von 30 %. Das ist überdurchschnittlich für ein IT-Unternehmen. Aber das ist natürlich noch nicht ganz perfekt.

Was ist euer Produkt?
Wir bauen eine Echtzeit-Parkplatzkarte für Entwickler. Das heißt, jeder Entwickler im Mobilitätsbereich kann unsere Karte in sein Programm einbauen, auf seine Karte draufbauen und darauf basierend dann verschiedene Services für seine Nutzer entwickeln. Das ist nicht nur auf Automotive begrenzt. Sondern wir arbeiten zum Beispiel auch mit der Deutschen Bahn zusammen. Für die ist unser Produkt interessant, weil die Leute irgendwie zum Zug kommen müssen. Überall wo ein Wechsel zwischen verschiedenen Transportmodi auf einer Reise von A nach B stattfindet, da ist das Parken ein Kit zwischen den Mobilitätsformen. Da kommen wir dann ins Spiel.

Was ist bei eurem Produkt besser als bei Konkurrenzprodukten?
Wir haben ökonomische Vorteile gegenüber unseren Wettbewerbern, weil die Konkurrenz viel manuelle Arbeit in ihre Karten reinsteckt. Unsere Firma heißt AIPARK, weil wir künstliche Intelligenz in unseren Unternehmensprozessen einfließen lassen. AI ist keine Zauberei. Das ist im Wesentlichen ein Tool, mit dem man komplexe Aufgaben automatisieren kann. Wir versuchen diesen Regler künstliche Intelligenz im Unternehmen möglichst hoch zu ziehen, weil das für uns bedeutet, dass wir sehr viele von unseren Prozessen automatisieren können und wenig manuelle repetitive Korrekturarbeiten haben. Das machen wir in jedem Prozess und jeder unserer Mitarbeiter kennt sich mit diesen Tools aus, um es in seiner eigenen Arbeit mit einfließen zu lassen. Ich glaube, das ist das, was uns besonders macht. Aus diesem Grund skaliert unser Unternehmen so gut. Denn unser Produkt haben wir zwar vorher an der Uni entwickelt. Unser Unternehmen haben wir aber erst Mitte 2017 in Braunschweig gegründet. Jetzt, Anfang 2019, sind wir bereits in über 500 Städten in 15 Ländern vertreten und wir machen das mit einem Team von 15 Leuten.
Was war euer Impuls zu gründen?
Da gehört viel intrinsische Motivation dazu. Ich habe in meinem vorherigen Berufsleben bereits viele Firmen von innen gesehen und dachte mir, dass ich mehr Eigenverantwortung übernehmen möchte. Das ist auch heute noch immer meine Motivation. Es macht mir total Spaß, an meiner eigenen Sache zu arbeiten und mich selbst zu verwirklichen. Und ich glaube, bei meinen Mitgründern ist es ganz ähnlich. Für die Techniker ist vielleicht noch relevant, dass sie bei uns die Möglichkeit haben, immer mit den neuesten Technologien und Tools zu arbeiten. In einem größeren Unternehmen hingegen müssten sie auf eingefahrene Technik setzen und vielen Vorgaben unterliegen. Ein ganz praktischer Grund, warum wir die Firma aufgebaut haben, war, dass das Parken an der TU Braunschweig wirklich nervig war.

Wie hat euch die TU Braunschweig unterstützt?
Das wichtigste war wirklich das Thema EXIST-Gründerstipendium. Da haben wir von Seiten der Technologietransferstelle sehr viel Unterstützung erhalten. Das war mit Abstand das Hilfreichste für uns. Dann haben wir natürlich viel Unterstützung durch das von Prof. Wolf geleitetete Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund erhalten. Prof. Wolf war unser Mentor für EXIST und hat uns sehr unterstützt. Vom Institut haben wir Büroraum erhalten und sie haben unsere administrativen Prozesse abgewickelt. Generell halte ich das EXIST-Stipendium für die treibende Kraft in der aktuellen deutschen Gründerlandschaft. Wenn es das nicht gäbe, dann würde die Gründerszene in Deutschland ganz anders aussehen.

Wie hat euch die Stadt Braunschweig unterstützt?
Wir haben mit der Stadt Braunschweig bzw. der Wirtschaftsförderung im Univiertel ein Sensorprojekt installiert. Wenn man über den Campus geht, dann sieht man an vielen der Lichtmasten kleine Sensoren von uns. Mit Hilfe dieser Sensoren sammeln wir Testdaten, um unseren Algorithmus zu verbessern. Das hat die Stadt genehmigt und mit einer finanziellen Förderung und mit Sachmitteln unterstützt. Zusätzlich haben wir zurzeit im Technologiepark ein Büro. Das ist auch der Stadt zuzuschreiben. Wir sind da sehr offen empfangen worden. Ich denke, es ist auch für die Stadt eine lohnenswerte Sache, uns zu unterstützen. Denn wir sind aus dem Mobilitätsbereich und Braunschweig ist ein alter Player im Mobilitätssektor. Ich glaube heute, wo viel Konkurrenz im Mobilitätssektor besteht, hat auch die Stadt realisiert, dass es wichtig ist, die Region in diesem Bereich wieder etwas stärker in den Fokus zu stellen.

Wie seid ihr in den Markt reingekommen?
Es ist ein Geschäftskundengeschäft. Es gibt auf der Welt vielleicht 10.000 Menschen, die meine Kunden sein können. Es ist meine Aufgabe, die alle zu kennen. Unser Geschäft funktioniert viel über 'wer kennt wen'. Es ist nicht wie im Endkundengeschäft, wo ich Werbung machen muss, damit ich ganz viele Nutzer von dem überzeuge, was ich mache. Nein, bei mir geht es darum, wie bekommt mich der Mensch, der so was braucht wie ich entwickle und anbiete auf den Schirm. Wie kann ich mit dem ein Verhältnis aufbauen, so dass er sich am Ende für mein Produkt entscheidet. Ansatzpunkt waren unsere Kontakte, die wir aus unseren vorherigen Jobs besaßen. Wir kannten viele Leute, die das von uns zu lösende Problem hatten. Aber klar, man geht auch auf Messen und auf Konferenzen. Man sammelt viele Visitenkarten ein, man teilt viele aus.

Wo wollt ihr in fünf Jahren sein?
In fünf Jahren wären wir gerne in den weltweit wichtigsten Connected-Car-Märkten verfügbar. Das sind Nordamerika, Europa, Asien, speziell China, und Russland. Da wollen wir mit unserem Produkt hin. Mit unserer Firma wollen wir eine Firmenkultur aufbauen, bei der man keine so typischen Hierarchien hat. Sondern wir wollen uns ein Arbeitsklima schaffen, was mitarbeiterzentriert ist und von den Mitarbeitern gestaltet ist. Ich messe Erfolg nicht daran, wie viele Menschen man anstellt, sondern wie gut das Produkt ist und wie gut es unseren Mitarbeitern geht.

Was ratet ihr anderen, die gründen wollen?
Definitiv ausprobieren. Nicht aufgeben. Auf jeden Erfolg kommt wieder ein Misserfolg. Das ist ganz normal. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen. Und wie gesagt, wer den Dingen keine Chance gibt, der hat auch keine Möglichkeit, was zu machen. Man muss einfach umtriebig bleiben.