Berentungen wegen psychischer Erkrankungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Aktuell liegt die Rate der Neuberentungen aufgrund psychischer Erkrankungen bei 36,5% (Männer) und 49% (Frauen; DRV, 2017a). Die DRV Bund fordert dazu auf, auf psychische Erkrankungen und Beschwerden während einer medizinischen Rehabilitation diagnostisch und ggf. auch therapeutisch einzugehen bzw. eine sinnvolle Nachbehandlung in die Wege zu leiten.
Die Problematik psychischer Erkrankungen zeigt sich vor allem darin, dass diese Menschen Probleme mit den psychischen Arbeitsanforderungen haben. Für den Bereich der psychosomatischen Rehabilitation liegen aus mehreren Projekten Daten vor zur Verteilung und Art und ggf. Behandlungsansätze für Fähigkeitsbeeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen. Das Instrument zur Beschreibung von Fähigkeitsbeeinträchtigungen Mini-ICF-APP, welches ebenfalls im Rahmen eines DRV-Bund-Projekts entwickelt werden konnte, ist inzwischen ein in der Sozialmedizin bei psychischen Erkrankungen etabliertes, in Leitlinien empfohlenes und gut anwendbares Verfahren. Es hat inzwischen internationale Anerkennung gefunden, was sich in zahlreichen Übersetzungen und Validierungsstudien im internationalen Raum wiederspiegelt.
Es liegen bislang jedoch keine systematischen Daten vor zu Häufigkeit, Art und Ausmaß von Fähigkeitsbeeinträchtigungen bei Patienten mit somatischen Erkrankungen. Dieses Projekt soll diese Lücke schließen. Die Studie betritt damit Neuland und wird erstmals zu empirische Daten generieren zu der wichtigen Frage, wie häufig und in welcher Weise auch Patienten mit somatischen Erkrankungen, bei denen psychische Begleitsymptomatiken beobachtet werden, psychische Fähigkeitsbeeinträchtigungen aufweisen. Dies ist von großer Bedeutung für die zukünftige Ausgestaltung der psychodiagnostischen Kompetenzen in Rehabilitationseinrichtungen, sowie der Qualitätsoptimierung der sozialmedizinischen Epikrisen.
Projektleitung: Prof. Dr. Beate Muschalla
Förderung: DRV Bund
Projektlaufzeit: 04.2019 – 03.2021
Wissenschaftliche Mitarbeit: M.Sc. Anne Henning, Dipl.-Psych. Diana Carolina Neue, B.Sc. Annalena Korn, B.Sc. Maria Alex
Hütte, R. & Muschalla, B. (2019). Tricky aspects in documentation of psychopathology, anamnesis, and work ability in medical reports from somatic rehabilitation. Behavioral Medicine and Rehabilitation Practice, in press.
Linden, M., Muschalla, B., Baron, S., & Ostholt-Corsten, M. (2018). Exploration mittels Mini-ICF-APP. Arbeits- und Leistungsfähigkeitsbeeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen. Ein Fallbeispiel. Berlin: Deutsche Rentenversicherung.
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Inhalt/3_Infos_fuer_Experten/01_
sozialmedizin_forschung/downloads/sozmed/klassifikationen/miniICF.html
Linden, M., Baron, S., Muschalla, B., & Ostholt-Corsten, M. (2015). Fähigkeitsbeeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen. Diagnostik, Therapie und sozialmedizinische Beurteilung in Anlehnung an das Mini-ICF-APP. Göttingen: Hogrefe. https://www.hogrefe.de/shop/faehigkeitsbeeintraechtigungen-bei-psychischen-erkrankungen-71713.html
Muschalla, B., Worringen, U., Hoppe, A., & Kalwa, M. (2019). Erfassung und Dokumentation psychischer Beschwerden, Erkrankungen und Fähigkeitsbeeinträchtigungen in der somatischen Rehabilitation. Ärztliche Psychotherapie, 14, 12-17.
Muschalla, B. (2017). Diagnostik bei psycho-somatischen Komorbiditäts-Phänomenen.
Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 100, 146-159.
Muschalla, B. (2014). Fähigkeitsorientierte Verhaltenstherapie bei psychischen Erkrankungen. Verhaltenstherapie, 24, 48-55.