Mini-ICF-APP

Forschungsprogramm Fähigkeiten und Soft Skills: Das Mini-ICF-APP

Die Bedeutung einer Krankheit hängt nicht nur von der Art und Schwere der Symptomatik ab, sondern ebenso von den daraus erwachsenden Fä­higkeitsbeeinträchtigungen und den Folgen für die Lebensführung. Die Internationale Klassi­fi­kation der Funktionsfähigkeit, Behin­de­rung und Gesundheit (ICF) erfasst diese ganz­heit­liche Sicht unter den Begriffen Funktion/Symptom auf der einen Seite und Ak­ti­vität/Fähig­keit/Teilhabe andererseits. Diese Un­ter­scheidung ist wichtig für die Therapie-Steu­erung und sozialmedizinische Fra­gestellungen, z.B. der Arbeitsfähigkeit.

Die Abgrenzung zwischen Krankheit und Krank­heits­fol­gen ist bei psychischen Erkrankungen eine beson­dere Herausforderung. Ein international etabliertes Instrument, das an dieser Schnittstelle zum Einsatz kommt, ist das "Mini-ICF-Rating für Aktivi­täts- und Partizipationsbeeinträch­ti­gungen bei Psychischen Erkrankungen (Mini-ICF-APP)". Im Sinne einer "Gliederung für einen Fähigkeitsbe-
fund" gibt das Mini-ICF-APP Fähigkeitsdimensionen vor, die bei psychischen Erkrankungen beeinträchtigt sein können.

Es gibt zudem Hilfestellung, wie der Beeinträchtigungsgrad in Abhängigkeit von den Umweltan-
forderungen einzuschätzen ist. Damit liefert es wichtige Informationen für therapeutische Ansatzpunkte auf der Ebene der Fähigkeiten (wie z.B. Training von Kontaktfähigkeit, Flexibilität, Proaktivität, oder Anpassungsfähigkeit) sowie des Kontextes (z.B. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, Betriebliches Eingliederungsmanagement). Es kann bei der Therapieplanung, für Arbeitsförderungsmaßnahmen und vor allem sozialmedizinischen Begutachtungen eingesetzt werden.

Aktuelle Entwicklung und Forschung widmet sich der fähigkeitsorientierten Beschreibung von Umweltanforderungen, z.B. von Arbeitsplätzen (für psychische Gefährdungsbeurteilung), oder selbständigem Wohnen.

Regelmäßig werden Trainingsworkshops durchgeführt in Kooperation mit dem IVB Berlin https://www.ivb-berlin.de/cms/index.php/fort-und-weiterbildung/mini-icf
 


Projektleitung: Prof. Dr. Beate Muschalla
Kooperationspartner: Prof. Dr. Michael Linden, Dr. Stefanie Baron
Wissenschaftliche Mitarbeit: M.Sc. Martin Wegener, B.Sc. Oliver Schlüter-Kalkstein

Literaturauswahl:
Muschalla, B. (2018). Assessing psychological work demands with an ICF-oriented concept of psychological capacities. Gruppe Interaktion Organisation, 49, 81-92.

Muschalla, B., Rau, H., Küster, A., Willmund, G.D., & Knaevelsrud, C. (2017). Work-related capacity disorders in self- and observer-rating in military personnel with mental disorders. Wehrmedizinische Monatsschrift, 61, 260-268. http://military-medicine.com/article/3111-work-related-capacity-impairments-in-self-observerrating-in-military-personnel-with-mental-disorders.html

Linden, M., Muschalla, B., Baron, S., & Ostholt-Corsten, M. (2018). Exploration mittels Mini-ICF-APP. Arbeits- und Leistungsfähigkeitsbeeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen. Ein Fallbeispiel. Berlin: Deutsche Rentenversicherung.
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Inhalt/3_Infos_fuer_Experten/01_
sozialmedizin_forschung/downloads/sozmed/klassifikationen/miniICF.html

Linden, M., Baron, S., Muschalla, B., & Ostholt-Corsten, M. (2015). Fähigkeitsbeeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen. Diagnostik, Therapie und sozialmedizinische Beurteilung in Anlehnung an das Mini-ICF-APP. Hogrefe. https://www.hogrefe.de/shop/faehigkeitsbeeintraechtigungen-bei-psychischen-erkrankungen-71713.html

Muschalla, B. (2014). Fähigkeitsorientierte Verhaltenstherapie bei psychischen Erkrankungen. Verhaltenstherapie, 24, 48-55.