Meist glauben wir zu wissen, wovon wir sprechen, wenn wir über "Geschlecht" reden. Dasselbe gilt auch für "Maschinen". Weit verbreitet ist die Annahme, dass Maschinen frei seien von sozialen, politischen oder historischen Belangen. Gleichzeitig wird Geschlecht oft mit Frauen gleichgesetzt und letzteren technische Kompetenz abgesprochen. So gesehen erscheinen Maschinen und Geschlechter als zwei getrennte Welten. Dieses Alltagswissen stimmt jedoch nicht notwendig mit dem wissenschaftlichen Wissen überein. In den Gender Studies sowie der Wissenschafts- und Technikforschung werden solche Trennungen als Effekte symbolischer Zuschreibungen und Stereotypisierung verstanden. Sie werden nicht als gegeben hingenommen, sondern ihre Entstehung und Hintergründe sind Gegenstand der Analyse. Der Vortrag zielt darauf, Verknüpfungen zwischen Ingenieurwissenschaften und Gender Studies aufzuzeigen und diese mit der Metapher der Interferenz produktiv machen: Was können die Erkenntnisse und Methoden der Gender Studies zu einer besseren Technikgestaltung beitragen? Lassen sich Maschinen so gestalten, dass sie mit bestehenden Geschlechtszuschreibungen und Hierarchien brechen? Und was können Gender Studies umgekehrt von der Technikgestaltung lernen, um strukturell-symbolische Geschlechterordnungen besser zu analysieren? Vorgestellt und diskutiert werden ausgewählte Erkenntnisse, Beispiele für geglückte interdisziplinäre Übersetzungen, theoretische Grundlagen und zukünftige Herausforderungen. Es wird dabei zugleich in die Vortragsreihe der Ringvorlesung eingeführt.
Corinna Bath hat seit Dezember 2012 die Maria-Goeppert-Mayer-Professur "Gender, Technik und Mobilität" an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Braunschweig und an der Fakultät Maschinenbau der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften inne. Sie studierte Mathematik, Informatik und politische Wissenschaften in Berlin und Kiel und promovierte 2009 zum Thema "De-Gendering informatischer Artefakte. Grundlagen einer kritisch-feministischen Technikgestaltung" in der Informatik an der Universität Bremen. Sie war Postdoktorandin am DFG-Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete in verschiedenen Projekten zur Geschlechter-Technik-Forschung, u.a. in Wien, Graz und Lancaster. Zuletzt war sie als Gastprofessorin für das Zertifikatstudium GENDER PRO MINT am Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Technischen Universität Berlin tätig.