Datum: 20.05.2014
In welcher Weise "haben" Fächer ein Geschlecht? Der Vortrag befasst sich damit, wie fachliche Orientierungen und Wissensbestände in Natur- und Technikwissenschaften, die in der Regel als vollkommen neutral und rein sachlich gegeben verstanden werden, geschlechtlich codiert sein können. Im Anschluss an vorhandene Forschung zu wissenschaftlichen Fachkulturen wird daher die Wissensdimension fachlicher Grundlagenorientierungen ins Zentrum der Betrachtung stellt, also das, was Fachvertreter_innen eben über ihr Fach und ihr Tätigkeitsprofil "wissen" und welche Position im wissenschaftlichen Feld sie mit ihrer fachlichen Ausrichtung beanspruchen. Dabei wird angenommen, dass dieses Wissen implizit Annahmen und Zuschreibungen über Männlichkeit und Weiblichkeit transportiert. Auf Basis einer empirischen, qualitativ angelegten, fächervergleichenden Studie geht der Vortrag dann den Unterschieden zwischen einer größeren Bandbreite technik- bzw. naturwissenschaftlichen Wissenskulturen im Hinblick darauf nach, wie das jeweilige Fachverständnis und Geschlecht im Wechselbezug zu einander konstruiert und so unterschiedliche Spielarten von Männlichkeit entworfen werden, die nichtsdestotrotz stets fragil, uneinheitlich und umstritten bleiben.
Tanja Paulitz, Dr. rer. pol., ist Professorin am Institut für Soziologie der RWTH Aachen. Sie lehrt und forscht aus diskurs- und praxistheoretischer Perspektive in den Bereichen Geschlechterforschung, Wissenschaft- und Technikforschung, Professionalisierung und qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung. Thematische Kristallisationspunkte bilden aktuell die Genealogie der wissenschaftlich-technischen Moderne, Männlichkeiten und Technik, akademische Wissenskulturen, Netzwerke und Technologien des Selbst.
Jüngste Buchpublikation: Mann und Maschine. Eine genealogische Wissenssoziologie des Ingenieurs und der modernen Technikwissenschaften, 1850-1930.