Datum: 6.5.2014
Vorstellungen über Informatik einerseits und Geschlecht andererseits sind eng miteinander verknüpft, sie bedingen und stützen sich gegenseitig. Entsprechende 'Bilder' von Informatik und Geschlecht verweisen auf sozial hergestelltes Wissen, das im Studium sozialisiert und erlernt bzw. als Alltagswissen selbstverständlich gewusst wird. Es ist Wissen über die angenommenen Eigenheiten von Frauen und Männern sowie das Wissen über angenommene Spezifika der Informatik als Disziplin. So plausibilisiert der Minderheitenstatus von Frauen in der Informatik (Tokenism) scheinbar, welche (nicht) informatikaffinen Fähigkeiten Frauen und Männern zugeschrieben werden und zugleich, was als das Eigentliche der Informatik gilt. Parallel zur vorgeblichen Gegensätzlichkeit der Geschlechter, wird auch die Informatik als entweder interdisziplinär oder rein technisch dargestellt (Bipolarität). In dieser Logik erscheint es dann fast 'natürlich', dass Frauen von bestimmten Bereichen (der Informatik) ausgeschlossen werden. Im Vergleich zu 'arabischen' Ländern, werden dann schließlich Männlichkeit und 'moderner Westen' zur Norm der Informatik (Okzidentalismus und Androzentrismus) in Abgrenzung zum 'anderen Geschlecht' wie zur 'anderen Informatik'.
Monika Götsch studierte Sozialarbeit, Soziologie, Gender Studies und Politikwissenschaft und promovierte zum Thema "Sozialisation heteronormativen Wissens". Sie lehrte und forschte u.a. an der EH Freiburg, am Institut für Informatik und Gesellschaft (DFG-Projekt "Weltbilder in der Informatik") der Universität Freiburg sowie am Zentrum Gender Studies der Universität Basel. Seit 2013 ist sie Koordinatorin des Promotionskollegs "Leben im transformierten Sozialstaat" der FH Köln, FH Düsseldorf und Universität Duisburg-Essen und forscht in diesem Rahmen zu "Transgeschlechtlichen Lebensweisen im neoliberalen Sozialstaat". Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Heteronormative Geschlechterverhältnisse, Wissens- und Wissenschaftssoziologie sowie qualitative Sozialforschung.