Verbundforschungsprojekt (2019 - 2022)
Henkel, Anna; Berg, Sophie; Bergmann, Matthias; Gruber, Holli; Karafyllis, Nicole; Mader, Dimitri; Müller, Ann-Kristin; Siebenhüner, Bernd; Speck, Karsten; Zorn, Daniel-Pascal (Hg.): Dilemmata der Nachhaltigkeit. Baden-Baden: Nomos 2023
Gefördert im Förderprogramm „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“ des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung
→ Überblicksartikel von Anna Henkel, Matthias Bergmann, Nicole Karafyllis, Bernd Siebenhüner, Karsten Speck (2018): Dilemmata der Nachhaltigkeit zwischen Evaluation und Reflexion. Begründete Kriterien und Leitlinien für Nachhaltigkeitswissen. In Nico Lüdtke und Anna Henkel (Hg.): Das Wissen der Nachhaltigkeit. Herausforderungen zwischen Forschung und Beratung. München: oekom, S. 147-172.
Das Projekt geht von der Beobachtung aus, dass sich im Zuge der Etablierung des Nachhaltigkeitsdiskurses die mit diesem Begriff verbundenen Ziele, Kriterien, Interessen und involvierten Wissensarten vervielfacht haben. Die Zielsetzung des Projekts ist vor diesem Hintergrund die Beantwortung der Frage, welche Meta-Kriterien für die Beurteilung von Projekten, Programmen und Initiativen als „nachhaltig“ begründbar sind. Dies erfordert, einen analytischen Nachhaltigkeitsbegriff zugrunde zu legen, der reflexiv auf unterschiedliche Nachhaltigkeitsverständnisse anwendbar ist, also nicht selbst normative Kriterien vorgibt. „Nachhaltigkeit“ wird daher im Projekt präkonzipiert über die Annahmen eines Verhältnisses von Gesellschaft und Natur, einer zeitlichen Entwicklungsperspektive und von Wissen als transformativ wirksamer Ressource.
In transdisziplinärer Zusammenarbeit von Bildungswissenschaft, Governance-Forschung, Wissenschaftsphilosophie und Gesellschaftstheorie verbindet das vorgeschlagene Projekt empirische und reflexive Vorgehensweisen. So werden die empirische Untersuchung des Zusammenhangs von Nachhaltigkeitsverständnis und Operationalisierung von Nachhaltigkeitsdilemmata in Evaluationsprogrammen (Modul 1) und in Nachhaltigkeitsprojekten (Modul 2) bezogen auf die Untersuchung epistemischer Wissensfelder (Modul 3) und den Wandel von Wissensregulierung (Modul 4). Gemeinsamer Bezugspunkt ist die Entwicklung spezifischer Dilemmata der Nachhaltigkeit, die im Sinne einer Anfangsheuristik aus dem Forschungsstand generiert und sukzessive über das Projekt hinweg weiterentwickelt werden (Modul 0).
Die projektübergreifende Fragestellung ist daher, welche Dilemmata der Nachhaltigkeit bestehen und wie sich diese epistemisch und strategisch zueinander verhalten. Mit Bezug darauf werden vier miteinander verbundene und auf das projektübergreifende Interesse bezogene Fragestellungen in den einzelnen Modulen näher untersucht, nämlich 1) wie und inwieweit Dilemmata der Nachhaltigkeit in Programmen der Nachhaltigkeitsforschung gegebenenfalls korrespondierend mit verschiedenen Nachhaltigkeitsverständnissen operationalisiert werden; 2) welche Dilemmata der Nachhaltigkeit in Nachhaltigkeitsprojekten jeweils erkennbar werden und inwieweit diese, sowie entwickelte Lösungsstrategien, mit dem Nachhaltigkeitsverständnis des Projekts interagieren; 3) welche spezifischen Perspektivenwechsel und epistemischen Konfigurationen der Wissensobjekte diejenigen Wissenschaften prägen, die sich als Nachhaltigkeitswissenschaften verstehen; und 4) inwieweit „Nachhaltigkeit“ einen spezifischen Wissenstypus involviert, der neuartige Herausforderungen an Wissensregulierung stellt.
Auf der Grundlage der Beantwortung dieser Forschungsfragen geling es, empirisch und theoretisch begründete Meta-Kriterien für Nachhaltigkeit zu generieren, die dann für die Beurteilung der Evaluationskriterien selbst in Frage kommen. Dazu wird abschließend ein Leitfaden vorgelegt. In summa leistet das Projekt einen Beitrag zur wissenschaftlichen sowie gesellschaftlichen Verortung des Nachhaltigkeitsdiskurses und liefert auf dieser Grundlage fundiertes Orientierungswissen sowie konkrete Vorschläge für die Entwicklung von Evaluationsmaßstäben von Nachhaltigkeitsprogrammen, ‑projekten und -forschungszusammenhängen.
Methodologischer Kern des Projekts ist die gemeinsame Weiterentwicklung der Anfangsheuristik spezifischer Nachhaltigkeitsdilemmata. Im Weiteren verbindet das Projekt die Methoden der Evaluationsforschung einschließlich der transdisziplinärer Methoden, die Methoden der qualitativen empirischen Sozialforschung sowie die reflexiven Methoden der Diskurs- und Begriffsanalyse in ihrer wissenschaftsphilosophischen und gesellschaftstheoretischen Akzentuierung.
fünf VerbundpartnerInnen als vier Professuren und eine Arbeitsgruppe mit einem nicht-universitären Verbundpartner (ISOE) und vier 65% Doktorandenstellen, hälftig aufgeteilt auf die Standorte Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg und TU Braunschweig in Kooperation mit der Universität Passau