Im Wintersemester 2014/15 wurden im Innovationsprogramm Gute Lehre neun innovative Lehr-Lern-Projekte gefördert und begleitet.
Aktuelle Studien zeigen, dass sowohl Studierende als auch Referendarinnen und Referendare und Seminarleitungen einen höheren Berufsfeld- und Praxisbezug des Lehramtsstudiums fordern. Darüber hinaus wird oftmals ein Auseinanderfallen von theoretischen und unterrichtspraktischen Ausbildungselementen konstatiert.
Fachspezifische Schulpraktika in der universitären Ausbildung kommen oftmals sehr spät und finden isoliert vom sonstigen Studienplan statt. Ein Hineinwirken der Erfahrungen aus den schulischen Praktika in den weiteren Studienverlauf ist nicht zu erkennen. Hier setzt das Lehrprojekt „L4 – Lehr-Lern-Labor zur Stärkung der Lehramtsausbildung“ an, indem bereits frühzeitig im Studium konkrete Lehrerfahrungen mit wissenschaftsbasierten theoretischen Reflexionen verbunden werden. Dies geschieht in einer Lehrlabor- Situation, in der die Studierenden erste, intensiv betreute und spezifisch studienfachbezogene Praxis erproben können. Es bietet sich hierfür an, am Beispiel des Unterrichtsfaches Biologie den außerschulischen Lernort „Grüne Schule“ an der TU Braunschweig zu nutzen, um dieses Lehrkonzept zu erproben und zu evaluieren.
Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben sind Schlüsselkompetenzen für den Studienerfolg, setzen aber komplexe Fertigkeiten wie Planen, Recherchieren, Strukturieren und bedarfsgerechtes Präsentieren voraus. Viele Studienanfängerinnen und Studienanfänger unterschätzen dabei den Anforderungsgrad wissenschaftlichen Arbeitens, vermeiden die Auseinandersetzung mit der abstrakten Thematik und gewöhnen sich ineffektive oder den Fachstandards nicht entsprechende Arbeitsroutinen an.
Die im Lehrcurriculum zur Vermeidung dieser Problematik vorgesehenen Seminare zum „Wissenschaftlichen Arbeiten“ erweisen sich, laut Urteil der Studierenden und Lehrenden, nur als bedingt hilfreich, da sie mit multiplen Problemen behaftet sind: Einem heterogenen Leistungsstand der Studierenden, der Durchführung in Gruppen mit bis zu 30 Personen, begrenzter intrinsischer Motivation der Teilnehmer und Teilnehmerinnen und zeitlich verzögerten Anwendungsmöglichkeiten.
Als Alternative bietet LiteraTUs die Möglichkeit, durch im Studienverlauf zu beliebigen Zeitpunkten flexibel abrufbare E-Learning-Angebote, die in Kombination mit ergänzenden Präsenz-Workshops und offener Schreibberatung für Einzelpersonen und Arbeitsgruppen angeboten werden, den Lernprozess aktiv und bedarfsgerecht zu gestalten. Eine Leistungsstandabfrage zu Beginn jeder Lerneinheit, ermöglicht den Studierenden die Abstimmung auf den individuellen Wissensstand. Das erworbene Wissen kann im Zuge der Anfertigung von Referaten, Haus- und Abschlussarbeiten direkt angewendet werden.
In der Vorlesung werden unterschiedliche Sichtweisen auf den Übergang von einer Massengesellschaft zu einer Gesellschaft, in der das Web das neue Leitmedium wird, entworfen. Die Kooperation neuer, vielfältig organisierter dezentraler Handelnder ist dabei das entscheidende Merkmal dieses gesellschaftlichen Wandels. In der Vorlesung wird die Geschichte der Webgesellschaft mit den Studierenden gemeinsam erzählt und interpretiert – an vielen Beispielen aus Politik, Ökonomie und Gesellschaft.
Mit Pecha-Kucha-Vorträgen wird ein Microteaching-Format genutzt und öffentliche Blogeinträge der Studierenden werden mit Präsenzterminen verbunden. Dieses Modell soll theoretisch begründet und praktisch überprüft werden. Um eine Standardisierung und Übertragbarkeit des Modells zu erreichen, sollen die lerntheoretischen Grundlagen der eingesetzten Instrumente „Lernen durch Lehren“, Blended Learning und die Verknüpfung mit den MOOC-Bestrebungen der TU Braunschweig untersucht werden.
Mit dem Kerngebiet „Nachhaltiger Städtebau“ adressiert das Institute for Sustainable Urbanism zugleich Themen von gesellschaftlicher Relevanz, aber auch hoher Alltags- und Praxisnähe. Leitgedanke ist es, die Studierenden mit real existierenden Fragestellungen kommunaler Verwaltungen in Berührung zu bringen, z. B. der Herstellung von bezahlbarem Wohnraum in Metropolregionen, der klimaneutralen Konversion von Brachflächen, dem schonenden Umgang mit Ressourcen in Stadtentwicklung, neuen Formen mitwirkender Planung, der Mitigation von Klimawandel in Städten oder den Problemen stark schrumpfender und wachsender Gemeinden in großer geografischer Nähe, wie z.B. in Niedersachsen.
Diese Themen werden nicht allein in der Theorie bearbeitet, sondern im produktiven Austausch mit Praxispartnerinnen und Praxispartnern aus kommunalen Verwaltungen, non-governmental organizations (NGOs), Gebietskörperschaften oder gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen und Vereinen.
„Round Table Education“ – Hinter diesem Begriff steht ein Lehrkonzept zur aktiven Förderung des zunehmend wichtiger werdenden Schnittstellendenkens und Verstehens angrenzender, ingenieurwissenschaftlicher Inhalte durch kooperatives Zusammenarbeiten heterogener Gruppen am „Runden Tisch“. Der Masterstudiengang „Elektromobilität“ und die vom IWF gehaltene Pflichtvorlesung „Produktionstechnik für die Elektromobilität“ stellen optimale Randbedingungen für die Durchführung des Konzepts dar: Eine ausgesprochen fachliche Heterogenität mit Studierenden der Fakultäten Carl-Friedrich-Gauß, Maschinenbau und Lebenswissenschaften sowie ein breites Spektrum an wissenschaftlichen Themenfeldern.
Zur Erreichung des Ausbildungsziels wird die klassische Saalübung modifiziert, sodass die Studierenden frühzeitig mit interdisziplinären Problemstellungen konfrontiert werden, die nur in fächerübergreifenden Kleingruppen gelöst werden können. Die Studierenden werden dazu die Inhalte der Vorlesung und ihre bisherige fachspezifische Ausbildung nutzen, um kooperativ ein technisches Projekt, klassifiziert als Entwicklungsauftrag, optimal zum Erfolg zu bringen. Ihnen wird dabei ein fiktives Projektbudget zur Seite gestellt, das strategisch eingesetzt werden muss. Während der Projektphase stehen Gruppen in direkter Konkurrenz zueinander, wobei die Konzeptausarbeitungen regelmäßig im Kolloquium präsentiert und verteidigt werden müssen, um die im technischen Studium häufig vernachlässigten Soft Skills, insbesondere in Bezug auf Zusammenarbeit, auszubauen.
Um den Lernerfolg fremdsprachlicher Studierender an der TU Braunschweig nachhaltig zu verbessern, sollen in einer neuen Professionalisierungsveranstaltung im Vorlesungspool Sprachcoaches ausgebildet werden, die in Fachvorlesungen fremdsprachliche Studierende beim Lernen unterstützen.
Die Ausbildung erfolgt durch eine Ingenieurin oder einem Ingenieur bzw. Naturwissenschaftler oder Naturwissenschaftlerin und mit einer Sprachwissenschaftlerin oder einem Sprachwissenschaftler unter der Verantwortung des beteiligten Professors bzw. des Leiters des Sprachenzentrums. Dieses Team betreut auch die hochschuldidaktische Handreichung „Diskussionspapier Lehre ohne Sprachbarrieren“ für die Lehrenden an der TU Braunschweig, ohne die es keine nachhaltige Verbesserung des Lernerfolges geben kann. Diese Handreichung in Form eines kurzen Textes – angelehnt an das „Diskussionspapier Gute Lehre“ - listet einfache Maßnahmen auf, mit denen Lernbarrieren für fremdsprachliche Studierende gesenkt werden können.
Die Erfahrungen der Sprachcoaches sollen für alle Lehrpersonen im zugehörigen E-Portfolio semesterbegleitend zur Verfügung gestellt werden. In einem Abschluss-Workshop sollen die Ergebnisse des Projekts zusammengefasst und evaluiert werden.
Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie im E-Portfolio des Projektes. Dort finden Sie auch das Diskussionspapier Studieren ohne Sprachbarrieren.
Die grundlegende Idee von Teach Your Peers (TYP) greift das Prinzip der MOOCs auf, jedoch so, dass Studierende von ihrem Lehrstoff klar umgrenzte Themenpunkte eigenverantwortlich ausarbeiten und diese frei zugänglich von jedem - insbesondere aber von ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen (peers) - in einer Online-Datenbank abgerufen werden können.
Ziel ist die Erstellung ca. 15-minütiger Online-Beiträge, die als Wissens-Rekapitulation, Wissens-Vertiefung, Fortbildung oder Themen-Motivator eingesetzt werden können. Dabei sollen verschiedene Medienformate wie Video- und Audioaufnahmen sowie Texte und Abbildungen verwendet werden, die von den Studierenden selber angefertigt werden. Zusätzlich sollen die Studierenden zu den einzelnen Themen Lernaufgaben erstellen, die anschließend im Internet gelöst werden können. Alle Materialien in dieser Datenbank sollen die Bedingungen von Open Educational Resources (OERs) erfüllen, also gemeinfrei sein und ohne Einschränkungen von jedem genutzt und weiterverbreitet werden dürfen.
Die erstellten Videos können Sie über den Online-Katalog der Universitätsbibliothek Braunschweig abrufen.
Im Rahmen des Seminars werden interdisziplinäre Teams aus unterschiedlichen Studiengängen Forschungsprojekte der verschiedenen Fakultäten, insbesondere aus den MINT-Fächern, im Hinblick auf deren ökonomische Verwertung analysieren. Das Seminar soll eine Brücke zwischen dem Wissenschaftssystem und Wirtschaftssystem bauen und mit einem experimentellen dialogischen Ansatz, den selbstgesteuerten Lernprozess der Studierenden unterstützen.
Durch die Auseinandersetzung mit den Geschäftsmodellen der Forschungsprojekte aus den Instituten der TU Braunschweig erhalten die Studierenden die Möglichkeit, einerseits die theoretischen Entrepreneurship-Kenntnisse experimentell anzuwenden und anderseits an dem reellen Verwertungsprozess wissenschaftlicher Forschungsergebnisse teilzunehmen und sie gezielt zu unterstützen.
Darüber hinaus wird mit dem Seminar das Ziel verfolgt, durch systematische Geschäftsmodellentwicklung die Überführung der Forschungsergebnisse in innovative Produkte nachhaltig zu fördern. Dies wiederum wird zukünftig bei der Prosperitätssicherung der Region Braunschweig als forschungsintensivste Region Europas von erheblicher Bedeutung sein.
Geschlecht und Vielfalt stellen unterschätzte Aspekte des Erfolgs ingenieurwissenschaftlicher Entwicklungstätigkeiten dar. Historische Beispiele wie die Entwicklung von Crashtest-Dummies, die zunächst an männlichen, nicht schwangeren Normkörpern ausgerichtet waren, demonstrieren, dass einseitige oder stereotype Annahmen über Zielgruppen zu wirtschaftlichen Fehlschlägen, Akzeptanzschwierigkeiten oder Gefahren für die Menschen führen können. Umgekehrt zeigen empirische Untersuchungen, dass eine gesellschaftliche und historische Kontextualisierung von technischem Wissen für weibliche Studierende besonders attraktiv ist und sich viele auch eine stärkere Auseinandersetzung mit den Folgen ihres professionellen Handelns wünschen. Solche interdisziplinären Brücken zwischen ingenieurwissenschaftlichem Fachwissen und sozial- und geisteswissenschaftlichen Gender Studies-Erkenntnissen werden bislang jedoch kaum gebaut.
Das Projekt „GenderING“ zielt darauf, Gender Studies als Ungleichheitsforschung und als Reflexionswissenschaft in Lehrveranstaltungen der Ingenieurwissenschaften, die sich auf Entwicklungsaufgaben konzentrieren, zu integrieren. Diese inhaltliche Verschiebung macht eine didaktische Rekonzeptualisierung erforderlich, die sich am forschenden und problembasierten Lernen orientiert. Das Projekt soll beispielhaft anhand der Lehrveranstaltung „Einführung in die Karosserieentwicklung“ (Institut für Konstruktionstechnik) entwickelt werden.