Förderung zum WiSe 2012/13

Erste Förderrunde im Innovationsprogramm: WiSe 2012/13

Im Wintersemester 2012/13 wurden im Innovationsprogramm Gute Lehre neun innovative Lehr-Lern-Projekte gefördert und begleitet.

Geförderte Projekte

Datenanalyse 2.0: neue Wege in der Methodenausbildung

Methodenkompetenzen haben für Absolventinnen und Absolventen der Sozialwissenschaften eine hohe Arbeitsmarktrelevanz. Gleichwohl stellt die Methodenausbildung aus Sicht der Studierenden häufig eine große Hürde dar (»Statistik- Angst«). Verschärft wird die ohnehin anspruchsvolle Lernsituation durch begrenzte personelle und räumliche Ressourcen. Aus diesem Grund ist die Methodenlehre zumeist auf das Erlernen des technischen Handwerkszeugs begrenzt, wodurch es in der Präsenzlehre an Zeit für die Bearbeitung praktischer Probleme und Fragestellungen mangelt.

Das Projekt »Datenanalyse 2.0« widmet sich diesem Problem und schlägt neue Wege in der Methodenausbildung durch die Entlastung ortsgebundener Methodenlehreinheiten ein. Die bisherigen Basislehrinhalte werden elektronisch aufbereitet und in eine interaktive Lernumgebung eingebettet. Durch den Einsatz von Wikis, Foren, Chats und Videolektionen soll die Methodenlehre nicht nur lernfreundlicher, sondern auch effizienter und thematisch umfassender gestaltet werden. Nicht zuletzt soll der Austausch sowohl zwischen den Studierenden untereinander als auch zwischen den Studierenden und den Dozenten und Dozentinnen angeregt werden. Somit können die Lehrinhalte in Kooperation mit allen Beteiligten interaktiv weiterentwickelt und angepasst werden.


Die Baulöwen: Studium als praxisbezogener Idealfall

Mit dem innovativen und disziplinenübergreifenden Lehrprojekt »Die Baulöwen« soll dem Wandel im Anforderungsprofil angehender Architektinnen und Architekten Rechnung getragen werden. Zugleich möchte das Projekt der seitens der berufsständischen Organisationen hervorgebrachten Klage einer Praxisuntauglichkeit von Architekturabsolventen und Architekturabsolventinnen entgegenwirken. Im Rahmen des Projekts erhalten Studierende der Architektur an der TU Braunschweig erstmals die Möglichkeit, eine Realisierungsmaßnahme im Bereich der Innenarchitektur unter professioneller Anleitung umzusetzen.

Konkret strebt das praxisbezogene Studienprojekt die Konzeption, Planung und Ausführung einer Ausstellungsarchitektur an, in dem die eigenen, zuvor erarbeiteten Architekturentwürfe präsentiert werden. Die Studierenden simulieren die spätere berufliche Praxis, indem sie während des Projekts alle Phasen, über den konzeptionellen Entwurf, die Präsentation bis hin zur Realisierung durchlaufen. Wie in der baulichen Realität ist die Umsetzung des Entwurfs ein kooperativer und interdisziplinärer Prozess, der auf dem Austausch mit universitätsinternen und universitätsfremden FachplanerInnen und HandwerkerInnen beruht. Besonders vielversprechend erscheint hierbei die zukünftig engere Kooperation des Departments Architektur mit der HBK Braunschweig. Derzeit in Planung befindlich ist der Aufbau einer gemeinsamen Berlin-Dependance.


Fit4TU: ein umfassendes Self-Assessment-Konzept für Studieninteressierte

Wer kennt das nicht: Nach erfolgreichem Abschluss des Abiturs findet man sich häufig in einem Dschungel an Studienmöglichkeiten wieder. Fragen über Fragen: Welches Studienfach bzw. welche -vertiefung passen zu mir? Ist die TU-BS die richtige Universität für mich? Einmal eingeschlagene Ausbildungspfade können sich im Nachhinein möglicherweise als unpassend erweisen. Ein frühzeitiger Abgleich der eigenen Erwartungen und Voraussetzungen mit den einzelnen Studienfächern bietet Orientierung und Sicherheit vor der wichtigen Entscheidung über die berufliche Zukunft.

Das Projekt Fit4TU soll zukünftigen Studierenden wertvolle Informationen über das ausgewählte Studienfach sowie den Studienstandort liefern und Studieninteressierte bei ihrer Entscheidung für oder gegen das betreffende Studienfach und den Studienort unterstützen. Das onlinegestützte Self-Assessment im Rahmen des Projekts Fit4TU hilft Studieninteressierten systematisch bei ihrem Selbstreflexionsprozess und liefert darüber hinaus Hinweise zu weiteren Beratungsangeboten der TU Braunschweig. Ausgehend von einer Erprobung des Self-Assessments im Rahmen der Bachelorstudiengänge Biologie und Biotechnologie wird eine Ausweitung auf weitere Studienfächer angestrebt. Neben den Studieninteressierten, die durch die Selbsttests fundierte und umfassende Informationen erhalten, profitieren die Studiengänge selbst, da sich die StudienanfängerInnen bewusst für die Schwerpunkte am Standort Braunschweig entscheiden. Darüber hinaus kann das Lehrangebot durch Auswertung der Testergebnisse gerade in der wichtigen Startphase des Studiums an die Bedürfnisse zukünftiger Studierender angepasst werden.


GaLeMa: ganzheitliche Lehre durch Fachgrenzen überschreitende Zusammenarbeit im Maschinenbau

Verfahrenstechnische Forschung und Entwicklung muss unter Berücksichtigung vor- und nachgelagerter Prozesse betrachtet werden, um einen größtmöglichen industriellen Nutzen hervorzubringen. Gerade Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger  werden in der Industrie sehr oft in Forschungs- und Entwicklungseinheiten an der Nahtstelle von ingenieur- und naturwissenschaftlichen Disziplinen eingesetzt. Bei dieser fachgrenzen überschreitenden Zusammenarbeit ist das Verständnis für die jeweils gegenüber liegende Anforderungslage essentiell für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Zudem werden die finanziell bedeutsamsten Entscheidungen bereits in der Frühphase des Übergangs aus stoffbezogener Laborphase in die verfahrenstechnische Ausarbeitung getroffen.

Ziel des Lehrprojekts ist es daher, diesen Brückenschlag exemplarisch durch die Kombination einer naturwissenschaftlich orientierten Mastervorlesung mit einer ingenieurwissenschaftlich orientierten Bachelorvorlesung abzubilden und zu leben. Die Masterstudierenden agieren dabei als Mentoren und Mentorinnen und vermitteln den Bachelorstudierenden im Rahmen von Übungen stoffbezogene Informationen, die den jüngeren Studierenden helfen, frühzeitig ganzheitlich gewinnbringende Prozessdesigns zu entwerfen. Durch das anwendungsbezogene Lernen und die Einbindung von Studierenden als Mentorinnen und Mentoren werden sowohl der Lernerfolg als auch die Motivation gefördert.

Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie im E-Portfolio des Projektes.


GamEducation: Spielelemente als Motivationsanreize in Vorlesungen

Enthusiastische, fokussierte und engagierte Studierende wünscht sich jede Lehrperson. Ein Blick in die Reihen des Vorlesungssaals offenbart jedoch nicht selten, dass nur wenige Studierende dieses Wunschbild erfüllen. Vielen fällt es schwer, sich bereits vor den obligatorischen Prüfungen aktiv mit dem Lehrstoff auseinanderzusetzen und inhaltliche Verbindungen zwischen den einzelnen Veranstaltungssitzungen herzustellen.

Motivationsanreize in Form von spielerischen Elementen können einen Ausweg aus dieser passiven Konsumentenhaltung bieten, da die Schaffung einer interaktiven Spielgemeinschaft und der daraus resultierende Wettbewerb, das Eintauchen in den Lernstoff erleichtert und zum Mitmachen anregt. Während verschiedener »Challenges«, bei der die Studierenden aufgefordert sind, lernstoffrelevante Aufgaben in festen Gruppen oder als Einzelperson zu lösen und dabei Spielpunkte zu sammeln, soll die aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff der Vorlesung »Kooperation im E-Business« stimuliert werden. Weiterhin bilden eine Hintergrundgeschichte zum Thema der Vorlesung, deren je nach Lerneinheit unterschiedliche Problemstellung und -lösung als Anreiz zum Wissenstransfer dienen soll, sowie eine Rangliste und Abzeichen für besondere Leistungen zentrale Merkmale von GamEducation. Das zunächst als Lehrexperiment angelegte Projekt wird umfassend evaluiert, speziell unter Berücksichtigung des subjektiven Lernerfolgs der Studierenden.

Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie im E-Portfolio von GamEducation.


Global Product Development: interkulturelle studentische Teamarbeit in der Produktentwicklung

Maschinenbauunternehmen fordern von Absolventinnen und Absolventen anwendungsorientiertes Wissen und speziell im Bereich der Produktentwicklung ein Bewusstsein für Kulturunterschiede und die Gegebenheiten ausländischer Märkte. Ingenieuren und Ingenieurinnen mit interkulturellen Praxiserfahrungen haben auf dem Arbeitsmarkt dementsprechend gute Startbedingungen. Daran anknüpfend strebt das Lehrprojekt »Global Product Development« an, Studierende bereits im Bachelorstudium in interkulturellen Teams mit realen Entwickleraufgaben zu konfrontieren.

Zusammen mit Studierenden aus Partnerhochschulen wird eine gemeinsame Aufgabenstellung durch forschendes Lernen bearbeitet. Die verteilten Entwickler/innenteams kommunizieren unter Nutzung von Web 2.0-Tools und Videokonferenzen länderübergreifend miteinander und besuchen online eine gemeinsame Vorlesung. Das Projekt strebt sowohl eine mittelfristige Etablierung der Lehrveranstaltung im Lehrplan als auch eine Ausweitung auf weitere Fächer, Standorte und weltweit verteilte Partner an.


PlayING: Game-based Learning zur Vermittlung von Schlüsselkompetenzen im ingenieurwissenschaftlichen Studium

Theorie braucht fachbezogene Praxis. Entsprechende Möglichkeiten des handlungs-orientierten Lernens durch spielbasierte Verfahren sind jedoch oft zu wenig kontextualisiert, da sich Theorie- und Praxisphasen isoliert gegenüberstehen. Game-based Learning gelingt jedoch vor allem dann, wenn es in einen breiteren Kontext von Lehr-/Lerninhalten eingebettet ist.

Das Lehrprojekt PlayING konzentriert sich daher nicht nur auf die Komponente des Erfahrbarmachens durch ein Planspiel, sondern verknüpft die spielerischen Erfahrungen kontinuierlich mit theoretischen Vorlesungsinhalten. Dies geschieht durch den dynamischen Wechsel von Kontextphasen, in denen theoretischer Inhalt vermittelt wird, und durch Aktionsphasen in Form einer spielerischen Unternehmenssimulation. Angewendet wird das Konzept PlayING auf die Vorlesung »Produkt- und Life-Cycle-Management«. Das dazugehörige Planspiel Holistic basiert auf einer eigens entwickelten Software, die Studierenden ein umfassendes Verständnis für die entsprechenden Prozesse in Unternehmen vermittelt. Die Verzahnung von Aktion und Kontext ermöglicht so die fallbezogene Reflexion und Diskussionen zu alternativen Szenarien, wodurch sich Theorie und Praxis gegenseitig stärken.

Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie auf der projekteigenen Website.


Teach It Forward: Studierende als Lehrende in Schulen

Klassische naturwissenschaftliche Vorlesungen, die nicht einer aktiven Mitarbeit bedürfen, leiden unter einer hohen Vergessenskurve bei Studierenden. Demgegenüber erhöht sich der Erinnerungsgrad massiv, wenn sich Lernende aktiv mit dem Lehrstoff auseinandersetzen – das Gehirn misst Informationen, die mit Handlungen verbunden sind, eine größere Bedeutung zu. Was gibt es da besseres, als den in Vorlesungen und Seminaren gelernten Lerninhalt für andere aufzubereiten. Einen geeigneten Anlass zur aktiven Verarbeitung und Weitergabe von Lehrstoff stellt das Feld Nachwuchsrekrutierung für MINT-Fächer dar, das maßgeblich durch Studierende gestaltet werden soll.

Für den Einsatz von Studierenden als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für ein MINT-Studium an der TU Braunschweig spricht, dass diese aufgrund des geringen Altersunterschieds prädestiniert sind, angehenden Abiturienten die Scheu vor einem naturwissenschaftlichen Studium zu nehmen. Ferner profitieren die Studierenden selbst, indem sie den Lernstoff zum Zweck der Vermittlung an Schüler und Schülerinnen vollständig durchdringen und niedrigschwellig aufbereiten müssen. Darüber hinaus sollten sie sich kleine Experimente ausdenken, die mit Hilfe eines Experimentierkoffers didaktisch geschickt Lehrinhalte vermitteln. Indem »Teach It Forward« Gruppen von jeweils zwei bis drei Studierenden eigenverantwortlich Lerninhalte nachbereiten und Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe in deren Fachunterricht erklären lässt, stärkt das Lehrprojekt sowohl die Herausbildung fachlicher als auch sozialer Kompetenzen und stellt einen unvergesslichen Meilenstein im Studium angehender Biologen, Psychologen und Biotechnologen dar. Ein Projektraum, der sowohl als Bastel- als auch Denkwerkstatt dienen kann, wird zur Verfügung gestellt.


Verknüpfung der Inhalte der Ingenieurmathematik mit Vorwissen und beruflicher Praxis

Das Beherrschen der Mathematik ist für Absolventinnen und Absolventen ingenieur-wissenschaftlicher Studiengänge für ihren Beruf unabdingbar, stellt jedoch im Studium eine große Hürde dar. Gerade zu Beginn des Studiums fällt es den Studierenden schwer, den praktischen Wert der mathematischen Fähigkeiten zu erkennen. Durch schulisch bedingte heterogene Wissensstände kann der Anschluss an die Ingenieurmathematik zudem erschwert werden.

Das Lehrprojekt strebt den systematischen Brückenschlag zwischen schulischem Vorwissen und beruflicher Praxis an. Durch eine qualitative und quantitative Analyse häufig auftretender Fehler in Klausuren zur Vorlesung Ingenieurmathematik werden Defizite aus der Sekundarstufe I und II und typische Fehlerkonzepte ermittelt und durch eine anschließende Anpassung der Lehrveranstaltungen gezielt behoben. Darauf aufbauend wird die Lernmotivation und Übertragungskompetenz der Studierenden durch praxisbezogene interdisziplinäre mathematische-ingenieurwissenschaftliche Projektaufgaben erhöht. Langfristig soll das Lehrprojekt die studierenden- und praxisorientierte Lehre stärken.

Weitere Informationen zu diesem Projekt erhalten Sie auf der projekteigenen Website.