Geschlecht und Vielfalt stellen unterschätzte Aspekte des Erfolgs ingenieurwissenschaftlicher Entwicklungstätigkeiten dar.
Historische Beispiele wie die Entwicklung von Crashtest-Dummies, die zunächst an männlichen, nicht schwangeren Normkörpern ausgerichtet waren, demonstrieren, dass einseitige oder stereotype Annahmen über Zielgruppen zu wirtschaftlichen Fehlschlägen, Akzeptanzschwierigkeiten oder Gefahren für die Menschen führen können.Umgekehrt zeigen empirische Untersuchungen, dass eine gesellschaftliche und historische Kontextualisierung von technischem Wissen für weibliche Studierende besonders attraktiv ist und sich viele auch eine stärkere Auseinandersetzung mit den Folgen ihres professionellen Handelns wünschen. Solche interdisziplinären Brücken zwischen ingenieurwissenschaftlichem Fachwissen und sozial- und geisteswissenschaftlichen Gender Studies-Erkenntnissen werden bislang jedoch kaum gebaut.
Das Projekt "GenderING" zielt darauf, Gender Studies als Ungleichheitsforschung und als Reflexionswissenschaft in Lehrveranstaltungen der Ingenieurwissenschaften, die sich auf Entwicklungsaufgaben konzentrieren, zu integrieren. Diese inhaltliche Verschiebung macht eine didaktische Rekonzeptualisierung erforderlich, die sich am forschenden und problembasierten Lernen orientiert.
Das Projekt soll beispielhaft anhand der Lehrveranstaltung "Einführung in die Karosserieentwicklung" (Institut für Konstruktionstechnik) entwickelt werden.
Gender und Diversity-Perspektiven in ingenieurwissenschaftliche Lehrveranstaltungen zu integrieren, stellt eine große Herausforderung dar. Das im Rahmen des Innovationsprogramm "Gute Lehre" geförderte Projekt "GenderING. Gender Studies in die Ingenieurwissenschaften" an der Fakultät für Maschinenbau der TU Braunschweig hat anhand der Vorlesung "Einführung in die Karosserieentwicklung" des Instituts für Konstruktionstechnik eine Erweiterung und Verflechtung mit Gender Studies-Inhalten erarbeitet. Mit der Handreichung geben wir nun eine Handlungsempfehlung für ähnliche Initiativen vor, von der wir uns eine große Verbreitung und Anwendung unter Interessierten wünschen.
Das Innovationsprogramm "Gute Lehre" ist ein Bestandteil des BMBF-Projekts teach4TU (Förderkennzeichen 01PL12043) und Teil des Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Das Lehr-Lern-Projekt "GenderING. Gender Studies in die Ingenieurwissenschaften" wurde an der Technischen Universität Braunschweig von Oktober 2014 bis September 2015 im Innovationsprogramm Gute Lehre gefördert. Mehr Informationen: www.tu-braunschweig.de/teach4tu.
Ansprechpartner*in: Prof. Dr. Claude Draude