"Risikoorientierte Nachweisverfahren ausreichender Rettungswegmöglichkeiten und ausreichender Beleuchtung für oberirdische Bahnsteige außerhalb von Hallen";
Dissertation 09.10.2006
Stichwörter: Risikoanalyse, Sicherheitsnachweis, Bahnsteig, Rettung, Rettungsweg, Erkennen, Beleuchtungsausfall
Mit der Öffnung des Schienenverkehrsmarktes in Deutschland wurden die hoheitlichen Auf-gaben, die vorher die Staatsbahnen selbstständig wahrnahmen, unterschiedlichen vorhandenen Behörden oder dem neugeschaffenen Eisenbahn-Bundesamt übertragen. Hierzu gehören ins-besondere die Verantwortlichkeiten für die Gefahrenabwehr, für Maßnahmen des Brand- und Katastrophenschutzes und für das Bauordnungswesen.
Aufgrund dieser Situation wurden erstmalig Brandschutzkonzepte für alle Personenverkehrs-anlagen erstellt. Durch die Anwendung der anerkannten Regeln der Technik für Rettungswe-ge aus dem Bauordnungswesen in Analogie auf oberirdische Bahnsteige außerhalb von Hal-len ergaben sich hier nicht überall übliche oder auch überzogene Ausstattungsanforderungen. Durch eine Analyse des bestehenden Vorschriftenwesens wird festgestellt, dass die Schutzzie-le, die mit den in Analogie angewandten anerkannten Regeln der Technik für Rettungswege verfolgt werden, auf diesen Bahnsteigen nicht zutreffend sind.
Spezielle technische Regeln für Rettungswege auf oberirdischen Bahnsteigen außerhalb von Hallen sind im eisenbahnspezifischen Vorschriftenwesen bisher nicht zu finden. Zur Abgren-zung von Rettungswegen entsprechend dem Bauordnungswesen werden daher im Rahmen dieser Arbeit Rettungswegmöglichkeiten für diese Bahnsteige definiert.
Mit dem ersten in dieser Arbeit entwickelten Verfahren können ausreichende Rettungswegmög-lichkeiten nachgewiesen werden. Dann kann auf die für Rettungswege übliche Ausrüstung mit Sicherheitsbeleuchtung verzichtet werden. Anschließend muss die Notwendigkeit von Ersatz-maßnahmen gegen den Ausfall der Allgemeinbeleuchtung aufgrund von Gefahren aus dem Be-trieb der Personenverkehrsanlage oder dem Eisenbahnbetrieb festgestellt werden. Dieser Nach-weis ausreichender Beleuchtung kann mit dem zweiten entwickelten Verfahren erfolgen.
Beide Nachweisverfahren basieren auf einem risikoorientierten Ansatz. Grundlage ist eine Systemdefinition, in der Systemteile, Bahnsteigmerkmale und Funktionen unterschieden wer-den. Die risikoorientierten Nachweisverfahren dienen zum Lückenschluss im Vorschriftenwe-sen und geben Infrastrukturbetreibern wie auch den Aufsichtsbehörden Planungssicherheit. Gleichzeitig ergibt sich bei ihrer Anwendung die Möglichkeit zum Verzicht auf kosteninten-sive Ausrüstungsmerkmale und zur Vorhaltung einer optimal an die örtlichen Gegebenheiten angepassten Bahnsteiginfrastruktur.