Um verformungsgetreue Plangrundlagen eines Bauwerkes zu erhalten, muss es exakt untersucht und vermessen werden. Im Seminar „Digitale Bauaufnahme“ wurden am Braunschweiger Dom St. Blasii verschiedene Dokumentationsmethoden durchgeführt, mit dem Ziel, exakte Planzeichnungen der südlichen Seitenschiffe zu generieren.
Dafür wurden an drei Ortsterminen mit der Kamera samt Hochstativ Fotos der südlichen Fassade sowie des Innenraumes aufgenommen, um daraus ein dreidimensionales SfM-Modell zu berechnen. Dazu mussten am Objekt angebrachte und natürliche Fixpunkte mit dem Tachymeter eingemessen werden. Außerdem wurden mit dem Laserscanner (Leica BLK 360 und Faro Focus) Einzelbereiche des Innenraumes und die Gesamtgeometrie des Domes vermessen. Darüber hinaus wurden Befunde detektiert, beschrieben und interpretiert.
Anschließend mussten die aufgenommenen Daten berechnet, registriert und bereinigt werden. In der Analyse- und Auswertungsphase wurden die Herausforderungen bei der digitalen Bauaufnahme deutlich: schlechte Lichtverhältnisse auf Fotos, Regen und große Datenmengen beeinträchtigten den Workflow. Trotzdem werden aktuell auf der Grundlage der erstellten Daten von jedem Joch der Grundriss sowie Schnittansichten in Form einer Dreitafelprojektion erstellt, die die geometrischen Unregelmäßigkeiten des Bauwerkes exakt wiedergeben.
Zusätzlich zum praktischen Teil des Seminares entstehen Seminararbeiten, die Themen aus dem Umfeld des Braunschweiger Domes behandeln.
Ruben Michaelis
Theresa Pommer
Bei historischen Gebäuden geht jeder Auseinandersetzung eine umfassende Analyse des bestehenden Gebäudes voraus. Verschiedene fachspezifische Überlegungen müssen zusammengetragen und in eine schlüssige Planungsgrundlage überführt werden.
Anhand eines Fallbeispiels werden verschiedene Aspekte der Bauuntersuchung erarbeitet und erprobt:
Das Altgebäude der TU Braunschweig wurde in den fast 140 Jahren seines Bestehens mehrfach überformt. Im 2. Weltkrieg wurde es stark zerstört und anschließend in den Nachkriegsjahren wiederaufgebaut. Den Spuren dieser Veränderungen gehen die Studierenden in der Lehrveranstaltung nach und lernen dabei die Methoden der modernen Bauforschung kennen. Zunächst wird die Gebäudegeometrie mittels Laserscanning und SfM erfasst und die entstandenen Punktwolken in Zeichnungen ausgewertet. Zusätzlich wird der Gebäudeabschnitt fotografisch und textlich in einer Befunddokumentation analysiert. Abschließend wird die Untersuchung um die Betrachtung von Primärquellen ergänzt und in einer schriftlichen Ausarbeitung dargelegt.
Prof. Dr. phil. Ulrike Fauerbach
Morgane Müller
Gunnar Schulz-Lehnfeld
Alexandra Wiesbeck-Klein
Ein mittelalterliches Maßwerkfenster musste nicht nur geometrisch entworfen, sondern auch durch Steinmetzen und Glaser in zahlreichen Einzelschritten ausgeführt werden. Einzelne Schritte der Steinmetzen sind an den ausgestellten Bauteilen nachvollziehbar. Doch der Reihe nach:
Wie sah es im Mittelalter auf einer Baustelle aus? Wie wurden Bauteile bewegt und welche Hilfsmittel standen den Bauleuten zur Verfügung? Wie wurden Brücken fundamentiert und Türme aufgeführt? In welchen Bauabschnitten wurden die Gebäude errichtet, die heute scheinbar seit Jahrhunderten unverändert vor uns stehen? Für das Zeitalter der Gotik sind solche Fragen recht gut beforscht. Für die Romanik hingegen sind entscheidende Fragen ungeklärt.
Studierende aus den Studiengängen Bachelor und Master Architektur untersuchten ausgewählte Bauten insbesondere der Romanik mit dem abschließenden Ziel, mögliche Antworten in virtuellen Modellen zu visualisieren. Ein Brückenpfeiler (Regensburg), Gerüste (Havelberger Dom), Kräne (z.B. Kölner Dom), eine Krypta (Dom zu Speyer) sowie ein Gesamtbau (Braunschweiger Dom) wurden zu wesentlichen Bauabläufen befragt, recherchiert, diskutiert und argumentativ begründet rekonstruiert.
Ein Highlight war der gemeinsame Besuch der Bauhütte in Naumburg. Neben der Besichtigung u.A. des Chors, der Domtürme und der Krypta stand das Couronnement eines Maßwerkfenster auf dem Programm. Aus einem Quader ein komplexes geometrisches Bauteil herauszumeißeln war selbst in weichem Porenbeton körperlich anstrengend, vor allem aber Denksport. Das Profil und die Nut für die Verglasung sind nicht auf allen Teilen fertig geworden, aber der Respekt für das Steinmetzhandwerk ist bei allen Beteiligten erheblich gestiegen.
Prof. Dr. phil. Ulrike Fauerbach
Theresa Pommer