"Zielreines Fahren ohne Zwischenhalt mit Entkuppel- und Rendezvousmanövern im Eisenbahnbetrieb";
Dissertation 09.02.1971
In der vorliegenden Studie wurden mögliche Schienenbahn- Betriebssysteme für ziel reines Fahren ohne Zwischenhalt auf einer Linienbahn untersucht. Aus 27 verschiedenen Betriebssystemen, die unter bestimmten Voraussetzungen denkbar sind, wurden 5 Betriebssysteme für eine Voruntersuchung ausgewählt. Aus der Voruntersuchung ergaben sich drei Betriebssysteme als die wirtschaftlichsten,
Für die ausgewählten drei Betriebssysteme wurden zunächst die theoretische Leistungs-fähigkeit und sodann die praktische Leistungsfähigkeit einer zweigleisig ausgebildeten Linienbahn mit 9 Verkehrspunkten nachgewiesen. Die praktische Leistungsfähigkeit wurde unter Vorgabe von bestimmten Störeinflüssen mit sogenannten Simulationsprogrammen, die auf einer elektronischen Rechenanlage durchgerechnet werden, ermittelt, wobei gleichzeitig betriebswirtschaftliche Beurteilungsgrößen mit errechnet werden konnten.
Bei Abwägung der verkehrlichen und betriebswirtschaftlichen Vorteile der drei untersuchten Systeme erwies sich Betriebssystem II mit Entkuppeln von Zugteilen während der Fahrt ein-deutig als das zweckmäßigste System1 weil es bei geringstem Verspätungsniveau die kürzesten Reisezeiten bietet und außerdem einen sehr kurzen Fahrplantakt (15 Minuten>im Fernverkehr ermöglicht. Das bedeutet einen erheblichen Gewinn gegenüber den Möglichkeiten, die der derzeitige Eisenbahnbetrieb bietet.
In dieser Ausarbeitung konnte nur ein kleiner Teil der angeschnittenen Fragen untersucht werden. Probleme der Sicherung von Zugfahrten bei Entkuppel-und Rendezvous-Manövern, der Steuerungs- und Fahrzeugtechnik sowie der Einfluß ungleicher Verkehrsströme und noch nicht erfaßter Störfaktoren wurden nur am Rande gestreift.
Speziell für die Verhältnisse in Deutschland, wo mit einer einzigen Linienbahn wahrschein-lich nicht sämtliche Ballungszentren verkehrlich optimal bedient werden können, empfiehlt es sich, die in dieser Arbeit entwickelten Möglichkeiten für neuartige Betriebssysteme auf ein Netz zu übertragen und näher zu untersuchen. Bei diesen Untersuchungen sollte die Methode der Simulation angewandt werden, weil sie Ergebnisse liefert, die der Wirklichkeit eines komplexen Eisenbahnbetriebes am nächsten kommen. Jede theoretische Untersuchung auf der Grundlage einer Simulation liefert außerdem einen Beitrag zur notwendigen mathematischen Erfassung des Eisenbahnbetriebsablaufes, ohne die eine später zu erwartende umfassende Betriebssteuerung nicht denkbar ist.