Forschungs- und Lehrprofil der Abteilung "Geschichte und Geschichtsdidaktik"
"Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre." (Konrad Adenauer)
Hauptaufgabe der Abteilung „Geschichte und Geschichtsdidaktik“ ist die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte im Fach Geschichte für die Sekundarstufen I und II. Inhaltlich steht die Zeitspanne vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart im Zentrum von Forschung und Lehre.
In der Forschung liegt der Schwerpunkt auf der kritischen Auseinandersetzung mit Egodokumenten, also Tagebüchern, Briefen, Autobiographien und Interviews (u.a. Editionsprojekt der Cartellieri-Tagebücher; Rezeption der deutsch-deutschen Geschichte seit 1989/Geschichte von Grenzräumen; Biographienforschung, u.a. zu Georg Eckert; Geschlechtergeschichte in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schulbuchforschung, woraus sich eine enge Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien – Georg Eckert Institut ergibt. Aktuell hinzu gekommen ist ein fachübergreifendes Projekt zur Till Eulenspiegel-Forschung, das sowohl im regionalgeschichtlichen wie auch im internationalen Kontext mit der Nasreddin-Forschung in Muğla/Türkei steht.
In der Lehre geht es nicht nur um die Vermittlung geschichtswissenschaftlicher Ergebnisse. Schwerpunkte bilden vielmehr Themen, die sich in besonderer Weise für die historisch-politische Bildung und damit für die Stärkung der Demokratie eignen, also Themen zur Demokratiegeschichte seit Mitte des 19. Jahrhunderts oder die Geschichte der DDR. Die Studierenden sollen befähigt werden, fachwissenschaftliche Inhalte auf ihre aktuelle gesellschaftliche Relevanz hin zu befragen, sie für die Geschichtsvermittlung fruchtbar zu machen und didaktisch-methodisch zu aufzubereiten. Regelmäßig erfolgt dies unter Einbeziehung von Schulbüchern, audiovisueller wie digitaler Medien. Der Erziehung zur Demokratie gilt hier seit einiger Zeit ein besonderes Augenmerk. Begriffsfelder wie „Geschichtsbewusstsein“, „Geschichtsbild“, „Geschichtskultur“ und „Multiperspektivität“ gehören daher zur Basis unserer Arbeit und spiegeln sich nicht nur in Themen der Politik- und Sozialgeschichte, sondern auch in solchen über Genderfragen und Inklusion.
Neben dem Lernort Schule spielen in der Lehre außerschulische Lernorte eine bedeutende Rolle. Die Befassung mit Museen, Ausstellungen, Denkmälern, Friedhöfen etc., regelmäßig auch in Exkursionen eingebunden, gehört zum verstetigten Lehrprogramm und spiegelt sich auch in den institutionellen Kooperationen wider, etwa mit dem Leibniz-Institut für Bildungsmedien – Georg Eckert-Institut, der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung (Berlin), dem Hoffmann-von-Fallersleben-Museum (Wolfsburg) verschiedenen NS-Gedenkstätten in der Region und der Kartenabteilung der Staatsbibliothek Unter den Linden zu Berlin. Letztere trägt auch dem fachübergreifenden Ansatz von Geschichte und Geographie Rechnung, wie er im Gesellschaftskundeunterricht gefordert wird.
Eine besonders tiefe Kooperation gibt es seit 2022 mit dem Till Eulenspiegel-Museum in Schöppenstedt, dass seitdem Modell- und Experimentierraum für verschiedene (studentische) Formate und Projekte zwischen universitärer Lehre, Museumspädagogik und (außer)schulischer Vermittlung ist.
John H. Arnold: Geschichte. Eine kurze Einführung, Stuttgart 2001.
Fernand Braudel: Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Phillips II., 2. Auflage, Frankfurt am Main 2001.
Jacob Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. Über geschichtliches Studium. Historische Fragmente, Leipzig 1985.
Ute Daniel: Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter, 5. aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2006.
Jürgen Danyel u.a. (Hg.): 50 Klassiker der Zeitgeschichte, Göttingen 2007.
Alexander Demandt: Sternstunden der Geschichte. Von Babylon bis Berlin, München 2008.
Volker Depkat (Hg.): Wozu Geschichte(n). Geschichtswissenschaft und Geschichtsphilosophie im Widerstreit, Stuttgart 2004.
Arnold Esch: "Wiederverwendung von Antike im Mittelalter". Die Sicht des Archäologen und des Historikers, Berlin, New York 2005.
Egon Friedell: Vom Schaltwerk der Gedanken. Ausgewählte Essays zu Geschichte, Politik, Philosophie, Religion, Theater und Literatur, Zürich 2007.
Wolfgang Hardtwig (Hg.): Über das Studium der Geschichte, München 1990.
Wilhelm von Humboldt: Über die Aufgaben des Geschichtsschreibers, Hamburg 1947.
Georg Iggers: Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert. Ein kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Neuausgabe, Göttingen 2007.
Stefan Jordan: Lexikon Geschichtswissenschaft. Hundert Grundbegriffe, Stuttgart 2007.
Heinz Dieter Kittsteiner: Das Komma von Sans, Souci. Ein Forschungsbericht mit Fußnoten, 3. Auflage, Heidelberg 2003.
Reinhart Koselleck u. a. (Hg.): Formen der Geschichtsschreibung, München 1982.
Theodor Lessing: Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, München 1919.
Golo Mann: Wissen und Trauer. Historische Skizzen und Porträts, 2. Auflage, Leipzig 1995.
Karl Marx: Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte, in: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, Band 8, Berlin 1960, S. 111-207.
Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der kommunistischen Partei, in: Karl Marx/Friedrich Engels - Werke, Band 4, Berlin 1959, S. 459-493.
Christian Meier: Die Welt der Geschichte und die Provinz des Historikers. Drei Überlegungen, München 1989.
Lutz Niethammer. Posthistoire. Ist die Geschichte zu Ende, Reinbek bei Hamburg 1989.
Friedrich Nietzsche: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Stuttgart 1995.
Ernst Nolte: Geschichtsdenken im 20. Jahrhundert. Von Max Weber bis Hans Jonas, 2. Auflage, Berlin 1992.
Leopold von Ranke: Über die Epochen der neueren Geschichte. Vorträge dem Könige Maximilian II. von Bayern gehalten, unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1954, Darmstadt 1989.
Friedrich Schiller: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? Eine akademische Antrittsrede, Stuttgart 2006.
Martin Sabrow u. a. (Hg.): Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Große Kontroversen seit 1945, München 2003.
Matthias Steinbach: Wie der gordische Knoten gelöst wurde: Anekdoten der Weltgeschichte, historisch erklärt, Stuttgart 2011.
Hayden White: Auch Klio dichtet oder die Fiktion des Faktischen, Stuttgart 1986.
Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit. Vierzehn historische Miniaturen, Frankfurt am Main 2006.
Michele Barricelli: Schüler erzählen Geschichte. Narrative Kompetenz im Geschichtsunterricht, Schwalbach 2007.
Klaus Bergmann: Multiperspektivität. Geschichte selber denken, 2. Auflage, Schwalbach 2008.
Klaus Bergman u. a. (Hrsg.), Handbuch der Geschichtsdidaktik, 5. Aufl., Seelze-Velber 1997.
Klaus Bergmann, Rita Rohrbach: Chance Geschichtsunterricht. Eine Praxisanleitung für den Notfall, für Anfänger und Fortgeschrittene, Schwalbach 2005.
Bodo von Borries: Das Geschichtsbewußtsein Jugendlicher. Erste repräsentative Untersuchung über Vergangenheitsdeutungen, Gegenwartswahrnehmungen und Zukunftserwartungen von Schülerinnen und Schülern in Ost- und Westdeutschland, Weinheim 1995.
Kai Brodersen (Hg.), Asterix und seine Zeit. Die große Welt des kleinen Galliers. Mit deutschen Bildtexten von Gudrun Penndorf, München 2001.
Alexander Demandt: Ungeschehene Geschichte. Ein Traktat über die Frage: Was wäre wenn geschehen, wenn ...?, 4. ergänzte Auflage, Göttingen 2005.
E.W. Heine: Luthers Floh. Geschichten aus der Weltgeschichte, Taschenbuchausgabe, Zürich 1990.
Hartmut Kaelble: Der historische Vergleich. Eine Einführung zum 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1999.
Reinhart Koselleck, Wolf-Dieter Stempel (Hg.): Geschichte – Ereignis und Erzählung, 2. Nachdruck der 1. Auflage, München 1990.
Hermann Lübbe: Der Fortschritt und das Museum. Über den Grund unseres Vergnügens an historischen Gegenständen, London 1982.
Alf Lüdtke (Hg.): Alltagsgeschichte. Zur Rekonstruktion historischer Erfahrungen und Lebensweisen, 2. Auflage, Frankfurt am Main/New York 2000.
Ulrich Mayer u. a. (Hg.): Methoden im Geschichtsunterricht, 2. überarbeitete Aufl., Schwalbach 2007.
Herbert Mühlstädt: Der Geschichtslehrer erzählt, 4 Bände, Berlin 1991.
Thomas Nipperdey: Konflikt – einzige Wahrheit der Gesellschaft? Zur Kritik der hessischen Rahmenrichtlinien, Osnabrück 1974.
Hans-Jürgen Pandel: Quelleninterpretation. Die schriftliche Quelle im Geschichtsunterricht, 3. Auflage, Schwalbach 2006.
Hans-Jürgen Pandel u.a. (Hg.), Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, 4. Aufl., Schwalbach 2007.
Tony Perrottet: Das Ei des Napoleon und andere historische Sensationen, die unsere Geschichtslehrer uns verschwiegen haben, München 2009.
Neil Postman, Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung, Berlin 1995.
Joachim Rohlfes, Geschichte und ihre Didaktik, 3. erw. Aufl., Göttingen 2005.
Michael Sauer: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik, 7. aktualisierte und erweiterte Aufgabe, Seelze 2008.
Ingo Scheller, Szenische Interpretation, 2. Aufl., Seelze 2008.
Gerhard Schneider: Gelungene Einstiege. Voraussetzung für erfolgreiche Geschichtsstunden, 5. Aufl., Schwalbach 2004.
Martin Wagenschein: Verstehen lehrten – genetisch, sokratisch, exemplarisch, Weinheim 2005.
Hans Conrad Zander, Napoleon in der Badewanne. Amüsantes aus dem Müllhaufen der Geschichte, Hamburg 1979.