Michael Ploenus arbeitet seit 2007 am Lehrstuhl für Geschichte und Geschichtsdidaktik im Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig.
In seiner Lehrpraxis dreht sich (fast) alles um Fragen der Geschichtsvermittlung – theoretisch wie praktisch. Dabei geht es zum einen darum, das große Spektrum von höchst unterschiedlichen Vermittlungsangeboten in unserer Geschichtskultur (z.B. Spielfilme, Comics, Museales, populärwissenschaftliche Publikationen, aber auch Verschwörungstheorien) zu erfassen und zu analysieren und nach den Intentionen und Geschichtsvorstellungen dahinter zu fragen. Ein anderer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen und politischen Gebrauch der Geschichte in Vergangenheit und Gegenwart. Last not least werden auch immer wieder einzelne geschichtsphilosophische Probleme erörtert oder ganz grundsätzliche Fragen diskutiert: Was ist Geschichte? Wozu überhaupt Geschichte? (Was) Können wir aus Geschichte lernen?
Zum anderen geht es ganz praktisch um die didaktische und methodische Planung und Gestaltung von Geschichtsunterricht für angehende Lehrkräfte an Haupt- und Realschulen (GHR300).
In seinen aktuellen Forschungsprojekten beschäftigt sich Michael Ploenus zum einen mit Welterklärungsmodellen und Weltgeschichtsentwürfen von Menschen, die mit ihren Arbeiten außerhalb des akademischen (und zumeist außerhalb jedweden) Diskurses stehen und im Grunde wenig bis überhaupt nicht gelesen oder diskutiert werden. „Leiden und Wesen des Hobbyautors ist es, daß er mehr Kollegen als Leser hat.“ (Jürgen Große) Hier werden sie mit ihren Geschichtsbildern ernst genommen.
Zum anderen widmet er sich einem bislang wenig beachteten Kapitel der DDR-Bildungs- und Kirchengeschichte, nämlich „Schulen, die keine sein durften“ (Raimund Hoenen). Gemeint sind sogenannte vortheologische Ausbildungsstätten, an denen ein auf alte Sprachen ausgerichtetes Abitur abgelegt werden konnte, das allerdings auch nur zum Besuch kirchlicher Hochschulen berechtigte. Am Beispiel des Kirchlichen Proseminars Naumburg (1952-1991) wird die Geschichte einer solchen Schule rekonstruiert und ausgeleuchtet.
Sprechzeiten: nach Vereinbarung und Anmeldung über Stud.IP
Geboren 1972 in Sondershausen/Thüringen
Abitur am Kirchlichen Proseminar Naumburg/Landesschule Pforta 1991
1993-2000 Studium der Geschichte, Soziologie und Evangelischen Theologie in Jena und Brisbane
2001 bis 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Jena
2004 bis 2005 Promotionsstipendiat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Februar 2006 Promotion an der TU Chemnitz mit einer Arbeit zur Geschichte des insitutionalisierten Marxismus-Leninismus in der DDR
2006 bis 2007 Projektleiter bei der Geschichtswerkstatt Jena e.V. und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Gerbergasse 18“
seit Oktober 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl „Geschichte und Geschichtsdidaktik“ am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig
Die Geschichte der DDR, ihrer Aufarbeitung und Vermittlung
Geschichte und Geschichtsvorstellungen in Spiel- und Dokumentarfilmen
Die Vielfalt der Geschichtsbilder und ihre Analyse
Biographien und Autobiographien
Weltanschauung und Alltag im 20. und 21. Jahrhundert
„Die Geschichtsbilder der Anderen“ – Eine Untersuchung zu (Welt-)Geschichtsentwürfen im außerakademischen Bereich
Inseln für „von der Welt enttäuschte Pfarrerskinder“ oder kirchliche Elitenbildung? Zur Geschichte vortheologischer Ausbildungsstätten in der DDR am Beispiel des Kirchlichen Proseminars Naumburg (1952-1991)
Monographien
„…so wichtig wie das tägliche Brot“. Das Jenaer Institut für Marxismus-Leninismus 1945-1990, Köln/Weimar/Wien 2007.
Herausgeberschaften
Hg. mit Benedikt Einert: Aus dem Nähkästchen des Historikers. Miniaturen für Matthias Steinbach, Braunschweig 2016.
Hg. mit Matthias Steinbach: Erinnerung sichtbar machen. Braunschweiger Vorträge zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands 2009/2010, Frankfurt am Main 2016.
Hg. mit Matthias Steinbach: Prüfstein Marx. Zu Edition und Rezeption eines Klassikers, Berlin 2013.
Hg. mit Matthias Steinbach: Ketzer, Käuze, Querulanten. Außenseiter im universitären Milieu, Jena/Quedlinburg 2008.
Hg. mit Herbert Gottwald: Aufbruch – Umbruch – Neubeginn. Die Wende an der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1988 bis 1991, Jena/Rudolstadt 2002.
Ausgewählte Aufsätze und Artikel
Biographisches Porträt: Armin Mohler, in: Uwe Backes, Alexander Gallus u.a. (Hg.): Jahrbuch Extremismus und Demokratie (34.Jg.), Baden-Baden 2022, S. 201-218.
Gelenkte Erkenntnis. Über die gesellschaftswissenschaftliche Schulung an den Universitäten der DDR, in: Adrian Schmidt-Recla/Achim Seifert (Hg.): Das Recht der DDR als Gegenstand der Rechtsgeschichte, Köln 2022, S. 13-33.
Unter Beobachtung. In der „Sperrzone“ und im „Zonenrandgebiet“ bestimmt die nahe Grenze den Alltag, in: ZEIT Geschichte 5/2019 (Die Grenze. Unser geteiltes Land – 1949bis heute), S.38-41 (zus. mit Benedikt Einert).
„Ich war eigentlich nie Antikommunist“ – Armin Mohler und die Linke, in: Sebastian Liebold u.a. (Hg.): Demokratie in unruhigen Zeiten. Festschrift für Eckhard Jesse, Baden-Baden 2018, S. 55-63.
Geteilte Erinnerung – Grenzeigene Erfahrung. Ein Forschungsprojekt für die Region, in: Matthias Steinbach/Michael (Hg.): Erinnerung sichtbar machen. Braunschweiger Vorträge zur Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands 2009/2010, Frankfurt am Main 2016, S. 13-32.
Die Grenzkontrollstelle Helmstedt. Eine Passage mit kurzem Abstecher ins Zonenrandgebiet, in: „Mit den Autos kommt die Ideologie“. Der Grenzübergang Helmstedt-Marienborn im Kontext der Teilung Deutschlands und Europas, Endredaktion: Matthias Ohms, Halle/Saale 2016, S. 108-123 (zus. mit Benedikt Einert).
Grenze und Autobahn. Transit und Stillstand im kollektiven Gedächtnis, in: Jan Röhnert (Hg.): Die Metaphorik der Autobahn. Literatur, Kunst, Film und Architektur nach 1945, Köln/Weimar/Wien 2014, S. 77-86 (zus. mit Benedikt Einert).
Mensch Marx. Der Denker und seine Biographen, in: Michael Ploenus/Matthias Steinbach (Hg.): Prüfstein Marx. Zu Edition und Rezeption eines Klassikers, Berlin 2013, S. 75-89.
Der Weg in die Krise – die Ära Honecker 1971-1988, in: Geschichte und Geschehen, Themenheft: Zusammenbruch der DDR und deutsche Einheit, Stuttgart 2010, S. 26-45 (zus. mit Heike C. Mätzing).
„…einmalig von Eisenach bis Wladiwostok“. Olof Klohr (1927-1994), in: Matthias Steinbach/Michael Ploenus (Hg.): Ketzer, Käuze, Querulanten. Außenseiter im universitären Milieu, Jena/Quedlinburg 2008, S. 366-380.
Zweifelnde Hasen im ideologischen Pfeffer. Anmerkungen zum Pflichtstudium des Marxismus-Leninismus, seiner Tiefenwirkung und seinen Verfechtern, in: Susanne Muhle u.a. (Hg.): Die DDR im Blick. Ein zeithistorisches Lesebuch, Berlin 2008, S. 29-38.
Wie der Marxismus-Leninismus aus den Universitäten der DDR verschwand. Das Beispiel Jena, in: Hallische Beiträge zur Zeitgeschichte 1/2006, S. 66-89.
Der Jenaer Physikerball 1956. Annäherungen eines Nachgeborenen, in: Gerbergasse 18. Thüringer Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte und Politik 4/2006, S. 3-6.
Die postmortale Lebendigkeit der DDR, in: MUT. Forum für Kultur, Politik und Geschichte Nr. 420 (2002), S. 64-70.