Liebe Freunde des Institutes,
ein weiteres Jahr mit erfolgreicher Arbeit ist vergangen, über das es zu berichten gilt. Der Jahresbericht des IMAB ist inzwischen zu einer festen Einrichtung geworden, die von unseren persönlichen Besuchern und auch von allen Nutzern unserer Webseite gerne gelesen wird. Die hier als Kurzbericht dargestellten Projekte haben immer wieder zu Nachfragen, Diskussionen und auch neuen Projekten angeregt.
Angesichts des inzwischen infolge angezogener Konjunktur als dramatisch zu bezeichnenden Nachwuchsmangels auf dem Gebiet der elektrischen Antriebstechnik suchen immer mehr Unternehmen unseren Rat, aber natürlich auch Diplomanden, denen exzellente Bedingungen angeboten werden.
Umso unverständlicher ist es, dass nur sehr wenige junge Leute die Mühe eines zugegebenermaßen schwierigen und anspruchsvollen Studiums auf sich nehmen. Elektrotechnik wird offenbar als zukunftsfähige Ingenieurswissenschaft öffentlich nicht wahrgenommen. Ein weiterer Beitrag hierzu ist offenbar aber auch in der schulischen Ausbildung zu suchen, in der besonders der Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern sowie in Mathematik zu kurz kommt. Der Versuch der Universität, hier durch einen Vorkurs in Mathematik für Studienanfänger gegenzusteuern, um überhaupt ein akzeptables Niveau zu erreichen, kann nur die gröbsten Mängel ausgleichen, illustriert die Situation unserer Abiturienten jedoch überdeutlich.
Unsere Arbeit war im letzten Jahr durch zwei Themenkreise dominiert: Mechatronik und Direktantriebe. So gelang es, in einem gemeinsamen Projekt mit den Kollegen von der Regelungstechnik, Hochleistungslinearmotoren mit extrem hoher Bewegungsgüte (minimale Kraftschwankungen) zu entwerfen, bauen und erfolgreich zu testen. Unser Berechnungsinstrumentarium konnten wir zudem hinsichtlich der extrem nichtlinearen Magnetkreise von Maschinen mit eingebetteten Permanentmagneten erweitern, so dass nun auch hier aussagekräftige Kennfelder berechnet werden können. Unsere Arbeiten zur Schaltverlustreduzierung in leistungselektronischen Stellgliedern wurden erfolgreich vorangetrieben und werden in absehbarer Zeit mit einer umfassenden Systematik solcher Verfahren einen gewissen Abschluss erreichen. Das Gebiet Hochtemperatur- Leistungselektronik wurde in einem neuen Projekt aufgegriffen und verspricht interessante Erkenntnisse. Die Verfahren zur berührungslosen Energieübertragung fanden eine interessante Anwendung beim Trans rapid, dessen Weiterentwicklung leider durch das tragische Unglück in Lathen überschattet wurde.
Ein neues Aufgabenfeld beginnt sich jetzt zunehmend stärker in den Fokus zu schieben: Energieversorgung: Hier entsteht eine Gemengelage aus Verknappung fossiler Ressourcen und Erschöpfung der Deponiefähigkeit der Atmosphäre für Kohlendioxid, die einen drastischen Umbau unseres Energieversorgungssystems unausweichlich macht. Man weiß heute, dass dieser Prozess mehr als 50 Jahre dauern wird, insofern ist es notwendig, rechtzeitig damit zu beginnen. Für die elektromechanische Energiewandlung ergeben sich hier neue, hoch interessante Aufgaben, z.?B. in der Energiespeicherung oder im energieeffizienten Anlagenbetrieb. Regenerative Energieerzeugung verbunden mit effizienter Speicherung von Energie bedingt neue Netzstrukturen und andere Betriebsarten des Versorgungsnetzes mit neuen Regelungs- und Abrechnungsverfahren.
Auch im Verkehrsbereich ist Energieverbrauch und Abgasemission ein wesentliches Thema geworden. In vielen Firmen wird an der Entwicklung von Brennstoffzellenfahrzeugen und Hybridfahrzeugen gearbeitet, die einen wesentlich besseren Wirkungsgrad und damit niedrigere Abgasemissionen haben. Diese Entwicklung begleiten wir ja schon länger mit Projekten zum Hybridfahrzeugantrieb, zu Bordnetzgeneratoren und mit der Konferenz "Hybridfahrzeuge und Energiemanagement", bei der Prof. Canders Programmausschussvorsitzender ist und die im Jahr 2006 so erfolgreich war, dass beschlossen wurde, sie in jährlichem Turnus stattfinden zu lassen.
Konsequenterweise arbeiten wir deshalb im "Forschungsverbund Energie Niedersachsen" mit, sind Mitglied im neu gegründeten "Energieforschungszentrum Niedersachsen" in Goslar, haben die TU 9 - Initiative zur Energieforschung unterstützt und werden uns auch am "Niedersächsischen Fahrzeugtechnischen Zentrum" in Braunschweig, das zur Gründung ansteht, beteiligen.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass uns die Arbeit offensichtlich nicht ausgeht, sondern eher zunimmt. Die Pensionierung unseres verdienten Akademischen Direktors Dr. Mosebach reißt dabei ein großes Loch in unsere Kapazität, auch wenn wir Herrn Mosebach dafür gewinnen konnten, uns auch weiterhin beratend zur Verfügung zu stehen. Allen Mitarbeitern, die unsere vielfältigen Aktivitäten mit viel Engagement und Begeisterung mitgetragen haben, sei an dieser Stelle herzlichst für ihren Einsatz gedankt. Ein weiterer Dank sei an die Firmen und Institutionen gerichtet, die uns bei unseren Forschungsaktivitäten beraten und gefördert haben oder die uns als Diskussionspartner zur Verfügung standen.
Braunschweig, im Februar 2007
Ihr
Prof. Dr.-Ing. W.-R. Canders