Ethische Aspekte von Verhaltensentscheidungen werden seit einigen Jahren verstärkt diskutiert, da sie für automatisierte Fahrzeuge über die technologischen Aspekte hinaus eine wichtige Rolle für die gesellschaftliche Akzeptanz spielen.
Gefördert durch die Daimler und Benz Stiftung wurde das Projekt „Wertebasierte Verhaltensentscheidung“ im Mai 2016 gestartet, um ethische Aspekte der Verhaltensentscheidung zu untersuchen. Während in der Öffentlichkeit vor allem sogenannte Dilemmasituationen mit unvermeidlichem Personenschaden diskutiert wurden, soll in diesem Projekt der Einfluss von ethischen Fragestellungen auf alltägliche Verhaltensentscheidungen im Straßenverkehr betrachtet werden.
In der Arbeitsgruppe wurden daher Werte identifiziert, die für die Fahrfunktion eines automatisierten Fahrzeugs relevant sind. Diese Werte betreffen das Bedürfnis nach Sicherheit, Mobilität, Komfort sowie die Beachtung der Straßenverkehrsregeln und Gesetze. Die Abwägung zwischen diesen Werten sollte das extern sichtbare Verhalten des automatisierten Fahrzeugs deutlich beeinflussen.
Um diese Herausforderung zu adressieren, werden aktuell Konzepte diskutiert, die vom Entwicklungsprozess des Systems bis zur Ausführung der Algorithmen zur Laufzeit reichen. Im Fokus steht dabei die Frage, wie Werte im Entwicklungsprozess identifiziert und formuliert werden können, sodass automatisierte Fahrzeuge möglichst präzise gesellschaftlich erwünschtes Verhalten generieren. Das Ziel ist es, die Werte explizit in der Verhaltensentscheidung zu berücksichtigen, um nachvollziehbare Entscheidungen treffen zu können.
Ein zentraler Teil einer wertebasierten Verhaltensentscheidung für automatisierte Fahrzeuge ist die Repräsentation dieser Unsicherheiten, sowie die Bewertung und Abwägung von Risiken. In dieser Hinsicht wirft das in Abbildung 1 dargestellte Szenario u.a. folgende Fragen auf:
Das Projekt ist eng verbunden mit den Forschungsaktivitäten auf demselben Gebiet der Arbeitsgruppe von Chris Gerdes, des Dynamic Design Labs an der Stanford University, die unter anderem durch die Daimler AG unterstützt wurde. Zudem soll die Zusammenarbeit zwischen Ingenieurswissenschaften und der Ethik gestärkt werden, um den interdisziplinären Dialog zu ermöglichen. In diesem Kontext war bisher die Ethics and Emerging Sciences Group der California Polytechnic State University San Luis Obispo von Patrick Lin vertreten.
Außerdem ergaben sich im Projektzeitraum Kontakte zur Universität Ottawa, Kanada. Jason Millar, Assistant Professor in Ottawa, forscht an der Schnittstelle zwischen Entwicklern und Entwicklerinnen technischer Systeme und der Auslegung dieser Systeme hinsichtlich einer gesellschaftlichen und ethischen Sichtweise.
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