Im Forschungsprojekt ATLAS-L4 (Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4) werden die Entwicklung und der Einsatz von automatisierten Lastkraftwagen (SAE Level 4) auf Autobahnen und Schnellstraßen erforscht. ATLAS-L4 soll zeigen, dass der Einsatz von solchen Fahrzeugen auf der Autobahn machbar ist und so die Basis für innovative Transport- und Logistikkonzepte legen. Durch das automatisierte Fahren zwischen Logistikzentren auf der Autobahn werden in ATLAS-L4 die folgenden übergreifenden Ziele verfolgt: Leisten eines wirksamen Beitrags zur Vermeidung von Staus und Unfällen, verbrauchseffizienter Betrieb der Fahrzeuge und Eindämmung des Fahrpersonalmangels durch den Wegfall weniger attraktiver Fahraufgaben.
Auszug aus der Pressemitteilung vom 29.03.2022 (Gegenüber des Originaltextes wurden kleinere Anpassungen vorgenommen.)
In einer globalisierten Welt sind Lkw für den Transport von Waren unverzichtbar. Aber die Branche steht unter Druck: Staus verursachen allein in Deutschland jedes Jahr einen volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe und rund 90 Prozent der Unfälle auf den Straßen resultieren aus menschlichem Versagen. Zudem bremst der Mangel an Berufskraftfahrerinnen und -fahrern das Wirtschaftswachstum und könnte in Zukunft zu Versorgungsengpässen führen. Zahlen des Branchenverbands BGL (Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V.) verdeutlichen den Ernst der Lage: In Deutschland fehlen schon heute mindestens 60.000 Fahrerinnen und Fahrer – und dieser Mangel wird sich weiter verschlimmern. Denn rund 17.000 Berufseinsteigerinnen und -einsteiger stehen jedes Jahr etwa 30.000 Berufskraftfahrerinnen und -fahrer gegenüber, die in Rente gehen.
Automatisierte Lkw gemäß SAE Level 4 bieten hier Lösungsansätze. Sie verbessern die Sicherheit im Verkehr, können dazu beitragen, Staus durch vorausschauende Planung zu reduzieren und Einsatzzeiten zu optimieren. Zugleich fahren automatisierte Lkw gleichmäßiger, was sie kraftstoffeffizienter und somit umweltfreundlicher macht. Automatisierte Abläufe entlang der Lieferkette – beispielsweise auf Betriebshöfen, an Umschlagplätzen oder zwischen Logistikzentren – entlasten Fahrerinnen und Fahrer und können dazu beitragen, das Berufsbild attraktiver zu machen: Ein Gewinn für die Beschäftigten, die Gesellschaft, die Unternehmen und nicht zuletzt für die Umwelt.
Mit dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt ATLAS-L4 machen die Projektbeteiligten nun einen wichtigen Schritt, um automatisierte Nutzfahrzeuge gemäß SAE Level 4 bald Realität werden zu lassen: Bis Mitte des Jahrzehnts wollen sie ein Konzept für den Betrieb automatisierter Lkw auf der Autobahn vorlegen, das sich in eine Industrialisierung übertragen lässt.
Die 12 Partner aus Industrie, Wissenschaft und Infrastrukturbetreibern nahmen am 01. Januar 2022 ihre Arbeit auf. Jeder Partner bringt dabei seine individuelle Expertise in die Entwicklung des Prototypen-Lkws ein. Abbildung 1 zeigt ein Beispielfahrzeug. ATLAS-L4 wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über eine Laufzeit von knapp 3 Jahren (bis September 2024) gefördert.
Mitarbeiter des Instituts für Regelungstechnik bearbeiten im Projekt ATLAS-L4 Aufgaben mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Basierend auf der Analyse von einzuhaltenden Gesetzen und Normen werden die Erstellung einer Sicherheitsargumentation für ein automatisiertes Fahrzeug untersucht. Die Themen Systemsicherheit im Kontext der funktionalen Sicherheit (FuSi) und der Sicherheit der beabsichtigten Funktionalität (SOTIF) sowie die Selbstüberwachung eines automatisierten Fahrzeugs werden ausgehend von einer Analyse der Anforderungen an die dynamische Fahraufgabe erforscht. Weiterhin werden die Gesamtfahrzeugverifikation und die Sicherheitsvalidierung automatisierter Fahrzeuge näher betrachtet. Dazu wird die Erstellung und Umsetzung eines zugehörigen Testkonzepts untersucht. Zusätzlich wird eine funktionale Systemarchitektur für das Fahrzeugsystem erarbeitet.
Projekthomepage: ATLAS-L4
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