Forschung

Ein Spielplatz in Frankfurt Riedberg
Ein Spielplatz in Frankfurt-Riedberg

Stadterneuerung in Zeiten der Reurbanisierung – Neue Suburbanität? (2023-2027)

Die DFG-geförderte Forschungsgruppe „Neue Suburbanität“ betrachtet aktuell geplante und entstehende Stadtteile an den Rändern deutscher Großstädte. Nachdem viele Städte in den letzten 20 Jahren eher die Innenentwicklung und Nachverdichtung priorisierten, sorgt die anhaltende Nachfrage nach Wohnraum heute wieder dazu, dass neue Wohnquartiere in den Außenbezirken entstehen. Dabei sind die Pläne oft sehr ambitioniert, die neuen Quartiere sollen urbaner sein als frühere Stadtrandquartiere, kompakter und ressourcenschonender, sie sollen soziales Leben und vielfältige Arbeitsmöglichkeiten anbieten. Die Forschungsgruppe stellt die Frage, welche Zukunft des Wohnens und Zusammenlebens in den neuen Quartieren entsteht und inwiefern die großen Pläne Realität werden.

Die Forschungsgruppe verknüpft Perspektiven der Stadt- und Regionalplanung, der Freiraum- und Landschaftsplanung sowie der raumbezogenen Sozialwissenschaften verknüpfen. Insgesamt neun Teilprojekte beschäftigen sich mit den zugrundeliegenden städtebaulichen Leitbildern, mit Biodiversität in Neubaugebieten oder mit den dort gelebten Lebens-Arbeits-Modellen. Beispielhaft werden Großprojekte in oder bei Berlin, Hamburg, München, Frankfurt/Main und Freiburg untersucht.

Sprecher der Forschungsgruppe ist Uwe Altrock (Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie an der Universität Kassel). Weitere Forschende an der Universität Kassel, der HafenCity-Universität Hamburg, der TU Braunschweig sowie der Technischen und der Humboldt-Universität Berlin sind beteiligt.

Teilprojekt Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit in den neuen Quartieren

Die Kritik an früheren suburbanen Wohnsiedlungen beinhaltete auch die Schwierigkeiten insbesondere für Frauen, Erwerbs- und Sorgearbeit zu vereinbaren, woraus wiederum teils unerwünschte Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern entstanden. Unter anderem als Reaktion darauf orientieren sich aktuelle Stadterweiterungsvorhaben wieder stärker am Leitbild der kompakten Stadt. Bislang ist es noch weitgehend ungeklärt, welche Möglichkeiten für Vereinbarkeit sich in den neueren, vermutlich eher urban gedachten Siedlungen bieten und welche räumlichen und strukturellen Bedingungen Menschen mit Sorgeverantwortung konkret brauchen, um ihren Alltagsanforderungen gerecht zu werden.

Das Teilprojekt untersucht, welche Maßnahmen und Strategien sowohl von Seiten der Planung als auch von Bewohner*innen umgesetzt werden, um Erwerbs- und Sorgearbeit erfolgreich zu vereinbaren und inwiefern Geschlechtergerechtigkeit dabei eine Rolle spielt. Bislang scheint es so, als würde das „Mitdenken“ von Vereinbarkeit und Geschlechtergerechtigkeit eher implizit passieren und zudem vor allem die Erhöhung der ökonomischen Leistungsfähigkeit von Sorgenden im Blick haben. Deshalb fragt das Teilprojekt nicht nur nach raumbezogenen Optimierungsmöglichkeiten für Sorgende als Menschen mit hochkomplexen Nutzungs- und Mobilitätsanforderungen, sondern auch nach möglichen strukturellen und mentalen Veränderungen im Bereich der Erwerbsarbeit sowie die Rollen, die weitere Akteursgruppen aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft dabei einnehmen oder zukünftig einnehmen könnten.

OPEN_CULTURES (Open_Planning)

Ziel des interdisziplinären Forschungsprojekts OPEN_CULTURES  ist es, bereits vorhandenes Wissen über Klimaschutz und Klimaanpassung im Alltagsleben zu verankern und das Zusammenleben in der Stadt dadurch nachhaltiger zu gestalten. Insbesondere wollen wir kleine und größere Ideen verwirklichen, welche die  Klimaanpassungsstrategien der Stadtentwicklung und Raumplanung unterstützen. OPEN_CULTURES wird als Klima.Zukunftslabor (ZKfN) vom Land Niedersachsen gefördert und läuft bis Oktober 2029 .

Das Projekt knüpft an die Planungen zum Co_Living Campus (CLC) auf dem Nordcampus der TU an. Dieses Projekt wird gemeinsam von der Stadt Braunschweig und der TU Braunschweig umgesetzt und soll eine nachhaltige Entwicklung des Campus und seiner Flächen zu fördern. Es soll ein neues Quartier zum Studieren, Arbeiten und Wohnen entstehen. Viele Flächen sollen gemeinschaftlich und offen genutzt werden.

Um diese Offenheit zu erproben, wird der Campus im Zuge von OPEN_CULTURES zum Reallabor und Experimentierfeld für gemeinschaftlich organsierte Strategien der nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung. Forscher*innen der TU Braunschweig, des Julius-Kühn-Instituts und der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (WiZeGG) erörtern dabei verschiedene Forschungsfragen inter- und transdisziplinär mit Hilfe eigener Strategien und im permanenten Austausch miteinander. 

Teilprojekt Open_Planning

Am Teilprojekt (oder: Sub-Lab) OPEN_Planning sind Wissenschafler*innen des Julius-Kühn-Instituts, sowie des Instituts für Wirtschaftsinformatik-Serviceinformationssysteme (wi*sis) und des Instituts für Bauklimatik und Energie der Architektur (IBEA) unter der Professur Gender.Ing der TU Braunschweig beteiligt.

Der wissenschaftliche Ansatz beinhaltet verschiedene Forschungsmethoden. Dabei geht es darum praktische Probleme zu lösen und gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen.

Die Forschenden untersuchen dabei die Rolle der Partizipation bei der Umsetzung von klimasensibler und sozial gerechter Stadtgestaltung. Unser Fokus liegt auf den Übersetzungslücken zwischen Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Wir analysieren einerseits die Hindernisse, die Menschen davon abhalten, sich lokal für Klimaschutz zu engagieren oder privat Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen. Gleichzeitig erforschen wir die Motivationen, die Menschen zu lokalem Klimaaktivismus oder zur Adaption von Strategien und Maßnahmen bewegen. Wir wollen diese Motivationen zu nutzen, um möglichst viele Menschen zum Mitmachen bei lokalen Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten zu bewegen. Gleichzeitig wollen wir Erkenntnisse darüber gewinnen, wie die Beteiligung der Bevölkerung am Klimaschutz erhöht werden kann und effektive Strategien für eine klimafreundliche Stadtentwicklung vorantreiben.

Wir erarbeiten partizipative Netzwerk- und Lernformate, in denen Expert:innenwissen verständlich vermittelt und bisher wenig beachtetes Wissen von bereits engagierten Personen und Gruppen sichtbar gemacht wird. Das Ziel ist es, einen gemeinsamen "Wissenspool" zu schaffen, der für eine breite Öffentlichkeit zugänglich ist und die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im Alltag möglich macht und erleichtern kann.

Um Stadträume langfristig klimasensibler und gerechter zu gestalten, sollen in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Gruppen Strategien der Beteiligung auf räumlich verorteter und digitaler Ebene erprobt und umgesetzt, und das gemeinsam erarbeitete Wissen für kommende Projekte zugänglich und adaptierbar gemacht werden.