Die Biblioteca Laurenziana in Florenz mit ihrem vielfach rezipierten Treppenvestibül bzw. Ricetto zählt zu den bedeutendsten Bauleistungen der italienischen Renaissance und nimmt im Werk ihres Baumeisters Michelangelo Buonarroti eine zentrale Rolle ein.
Generationen von Forschern haben den Bau bereits unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, meist auf Basis der inzwischen weitgehend bekannten Archivalien und Zeichnungen sowie historischer Bauaufnahmen des 16. bis Mitte 20. Jahrhunderts. Dennoch ist in jüngster Zeit, unter anderem im Rahmen einer Voruntersuchung durch das Institut für Baugeschichte der Technischen Universität Braunschweig, immer deutlicher geworden, dass die bei den bisherigen Analysen herangezogenen Pläne nicht nur zu schematisch, sondern in wichtigen Details auch falsch sind.
Zudem wurden verschiedene Aspekte und Fragen bislang kaum beachtet: Wie groß ist der Anteil Michelangelos an dem Bauwerk tatsächlich, welche Entwurfsprinzipien und Planungsschritte führten letztlich zum ausgeführten Bau, an welchen Stellen könnte Michelangelo als Bildhauer selbst Hand angelegt haben? Bei welchen bautechnischen Herausforderungen gelang es Michelangelo neue Lösungsansätze zu entwickeln? Zudem endet jede bisherige Betrachtung an den inneren Raumgrenzen: Es fehlt eine bauhistorische Untersuchung des Gesamtkomplexes in gleichem Maße wie eine Untersuchung der darüber liegenden Decke bzw. deren Dachwerk. Zur Klärung dieser Fragen ist zunächst eine Neuaufnahme von Bibliothek und Ricetto geplant, einschließlich ihrer Außenmauern, darunter liegender Geschosse und Dachwerke. Im Abgleich mit den bekannten historischen Dokumentationen und Archivalien soll daraus der Entwurfs- und Bauprozess möglichst detailliert nachvollzogen werden, ein Ansatz, der grundlegende Einblicke in die Arbeitsweise Michelangelos, seine Verankerung in der zeitgenössischen Architekturtheorie und nicht zuletzt auch in das Florentiner Planungs- und Bauwesen dieser Zeit verspricht. Die Arbeit wird daher nicht nur einen Beitrag zum besseren Verständnis des architektonischen Werks Michelangelos liefern, sondern fallstudienartig einen vertieften Einblick in bislang kaum erforschte Bau- und Planungsprozesse jener Epoche geben können.
Ziel der erneuten Befunddokumentation war es, die Steinfügung in der Werksteingliederung nachvollziehbar zu machen. Details der Werksteinarchitektur < 3 mm wie die Stoßfugen der Steinfügung und Arbeitsspuren können mit einem handgeführtem 3D Scanner präzise dokumentiert werden.
Im 3D-Modell werden nicht nur durch die an den RGB-Werten erkennbaren Materialunterschiede, sondern auch an den messbaren Abweichungen und Versätzen geringer Größe (bis 0,5 mm) Steinfugen sichtbar und messbar.
Ein PDF-Dokument mit dem dreidimensionalen Modell zur Befunddokumentation des Sockelprofils finden Sie hier. Zur Ansicht des Modells im PDF benötigen Sie den Acrobat Reader. Speichern Sie zunächst das PDF lokal um es im Acrobat Reader zu öffnen. Klicken Sie dann im PDF in das Ansichtsfeld um das Modell und die dreidimensionale Navigation zu aktivieren.
Leitung: Prof. Dr.-Ing. Alexander von Kienlin
Bearbeitung: Dipl.-Ing. Gunnar Schulz-Lehnfeld, Dr.-Ing. Julian Bauch M.A. / M.Sc.
Bitte wenden Sie sich für weitere Informationen an Gunnar Schulz-Lehnfeld, baugeschichte@tu-bs.de