Antibiotika sind Arzneistoffe, welche die Vermehrung von Bakterien vermindern und seit Jahrzehnten sehr erfolgreich bei der Behandlung bakterieller Infekte eingesetzt werden. Dadurch können in früheren Zeiten oft tödlich verlaufende Infektionserkrankungen mit nur sehr geringen Nebenwirkungen behandelt werden. Es treten jedoch immer häufiger resistente Keime auf, die mit den zur Verfügung stehenden Antibiotika nur unzureichend bekämpft werden können. Insbesondere multiresistente Erreger stellen auch in westlichen Industrienationen inzwischen eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Ähnlich dramatisch wie bei bakteriellen Infektionen ist die Situation bei den von parasitären Einzellern ausgelösten Erkrankungen, zu denen viele der sogenannten vernachlässigten Tropenerkrankungen zählen.
Zur Entwicklung neuer effektiver Arzneistoffe gegen bakterielle und parasitäre Infektionserkrankungen (Antiinfektiva) bedarf es einerseits der Entwicklung innovativer Wirkstoffe, die sich chemisch von den bisher eingesetzten Arzneistoffen unterscheiden, und andererseits der Identifizierung neuer biologischer Zielstrukturen (Targets), die von den etablierten Arzneistoffen noch nicht adressiert werden. Beide Ziele können heute bereits mit Digitalisierungstechniken unterstützt werden. Das Promotionsprogramm iCA bearbeitet, basierend auf innovativen digitalen Techniken, neue Antiinfektiva, die durch Kooperation von Technischer Universität Braunschweig, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und Ostfalia Hochschule eingebracht werden. Die Verknüpfung der Wirkstoffforschung mit digitalen Methoden kann wichtige Impulse zur Identifizierung substanziell neuer Wirkstoffe und neuer Targets liefern. Durch den umfangreichen Einsatz von digitalen Technologien (v.a. aus der Chemie- und Bioinformatik und der Theoretischen Chemie) in allen Teilbereichen des Promotionsprogrammes wird ein signifikanter Mehrwert erreicht werden, welcher perspektivisch bedeutende medizinische Fortschritte in der Behandlung von Infektionserkrankungen ermöglichen soll.
Das iCA-Programm wird seit Oktober 2019 in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und der Fachhochschule Ostfalia durchgeführt. Das Verbundvorhaben wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert.
Im Rahmen des Promotionsprogrammes "Drug Discovery und Chemieinformatik für neue Antiinfektiva" (iCA) wurden insgesamt 15 Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien vergeben. Die iCA-Promotionsvorhaben sind in verschiedensten Bereichen der Lebenswissenschaften und digitalen Wissenschaften (u.a. Medizinische Chemie, Chemieinformatik, Infektionsbiologie, Theoretische Chemie, Biostatistik) angesiedelt.
Beteiligte Arbeitsgruppen
Die folgenden Arbeitsgruppen der Technischen Universiät Braunschweig (TU Braunschweig), des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Ostfalia Hochschule sind am Promotionsprogramm beteiligt:
Prof. Dr. Knut Baumann, Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie, TU Braunschweig
https://www.tu-braunschweig.de/en/pharmchem/forschung/baumann
Prof. Dr. Ludger Beerhues, Institut für Pharmazeutische Biologie, TU Braunschweig
https://www.tu-braunschweig.de/pharmbiol/mitarbeiter
Prof. Dr. Wulf Blankenfeldt, Abteilung Struktur und Funktion der Proteine, HZI
www.helmholtz-hzi.de/sfpr
Prof. Dr. Mark Brönstrup, Abteilung Chemische Biologie, HZI
www.helmholtz-hzi.de/en/research/research-topics/anti-infectives/chemical-biology/mark-broenstrup/
Prof. Dr. Heike Bunjes, Institut für Pharmazeutische Technologie, TU Braunschweig
www.tu-braunschweig.de/pharmtech/institut/arbeitsgruppen/bunjes
Prof. Dr. Christoph Jacob, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, TU Braunschweig
https://www.tu-braunschweig.de/pci/agjacob
Prof. Dr. Frank Klawonn, Institut für Information Engineering, Ostfalia
https://www.ostfalia.de/cms/de/pws/klawonn/index.html
Prof. Dr. Reinhard Köster, Zoologisches Institut, TU Braunschweig
www.tu-braunschweig.de/zoology/forschung/cellularmolecularneurobiology
Prof. Dr. Conrad Kunick, Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie, TU Braunschweig
www.tu-braunschweig.de/en/pharmchem/forschung/kunick
Prof. Dr. Alice McHardy, Abteilung Bioinformatik der Infektionsforschung, HZI
https://www.helmholtz-hzi.de/en/research/research-topics/bacterial-and-viral-pathogens/computational-biology-of-infection-research/alice-mchardy/
Prof. Dr. Ingo Ott, Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie, TU Braunschweig
https://www.tu-braunschweig.de/en/pharmchem/forschung/ott
PD Dr. Gabriele Raabe, Institut für Thermodynamik, TU Braunschweig
https://www.tu-braunschweig.de/ift/institut/mitarbeiter/raabe-gabriele
Prof. Dr. Stephan Reichl, Institut für Pharmazeutische Technologie, TU Braunschweig
https://www.tu-braunschweig.de/en/pharmtech/institut/arbeitsgruppen/reichl
Prof. Dr. Marc Stadler, Abteilung Mikrobielle Wirkstoffe, HZI
www.helmholtz-hzi.de/en/research/research_topics/antiinfectives/microbial_drugs
Prof. Dr. Matthias Tamm, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, TUBS
https://www.tu-braunschweig.de/iaac/personal/prof-dr-m-tamm
Assoziierte Arbeitsgruppe
Prof. Dr. Anna K. H. Hirsch, Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland
Sprecher
Prof. Dr. Ingo Ott
Technische Universität Braunschweig,
Institut für Medizinische und Pharmazeutische Chemie,
Beethovenstraße 55, 38106 Braunschweig
Tel.: +49 (0)531 391 2743, E-Mail: ingo.ott@tu-braunschweig.de