Gefördert von der DFG (Förderkennzeichen: JO 1632/3-1)
Dr. Ann-Katrin Job (Projektleitung)
M. Sc. Aline Debener (Projektkoordination)
M. Sc. Emma Drewes (Projektkoordination)
M.Sc. Max Supke (Projektkoordination)
Lara Brinkhaus, Svenja Mrugalla, Lena Windisch
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie sowie die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben das Leben vieler Menschen in Deutschland zum Teil stark verändert. Bislang ist noch nicht bekannt, welche langfristigen Folgen der COVID-19-Ausbruch haben wird. Wissenschaftliche Studien haben bereits ergeben, dass die Häufigkeiten von psychischen Beschwerden (z.B. Depressivität, Ängstlichkeit, erhöhter Substanzkonsum) seit Beginn der Pandemie bedeutsam zugenommen haben.
Aber bleiben diese Beschwerden bestehen oder geht es den Betroffenen nach einiger Zeit wieder besser? Welche Faktoren spielen eine Rolle dabei, ob Personen längerfristig psychische Beschwerden entwickeln oder die Krise erfolgreich bewältigen?
Diesen Fragen wird im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts „Zukunft Familie-COVID-19“ nachgegangen. Das Ziel des Projekts ist zu untersuchen, bei wie vielen Personen die psychischen Beschwerden während der Pandemie über einen Zeitraum von einem Jahr bestehen bleiben. Darüber hinaus wollen wir Faktoren identifizieren, die damit zusammenhängen, ob eine Person über den Zeitraum von einem Jahr (1) überhaupt nicht, (2) lediglich vorübergehend oder (3) dauerhaft psychisch belastet ist.
Wir nehmen an, dass Personen die eine hohe Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) und wenige Risikofaktoren für die Entstehung psychischer Störungen (z.B. traumatische Erfahrungen in der Kindheit, wenige soziale Kontakte, eine niedrige Partnerschaftsqualität, eine schlechte Eltern-Kind-Beziehung, Arbeitsplatzverlust oder finanzielle Probleme während der Pandemie) aufweisen, während der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen des alltäglichen Lebens weniger psychisch belastet und zufriedener mit ihrem Leben sind als Personen mit einer niedrigen Resilienz und mehreren Risikofaktoren. Weiterhin gehen wir davon aus, dass Personen, die bereits vor der Pandemie psychische Auffälligkeiten aufwiesen, auch währenddessen stärker und längerfristig psychisch belastet sind.
Neben dem aktuellen Infektionsgeschehen (aktuelle Fallzahlen) sowie den behördlich angeordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie (Ausmaß des Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen) sollen zusätzlich der Einfluss des individuellen Vertrauens in politische Entscheidungen und die Wissenschaft sowie der Umgang der Teilnehmer*innen mit den Eindämmungsmaßnahmen auf die Stabilität der psychischen Beschwerden sowie der Lebenszufriedenheit untersucht werden
Im Projekt „Zukunft Familie-COVID-19“ werden ca. 360 Familien untersucht, die seit Januar 2020 an dem DFG-Projekt „Zukunft Familie IV“ (JO 1632/1-1) teilnehmen. Im Rahmen des Projekts werden aktuell Nachbefragungen nach 18 Jahren mit Familien durchgeführt, von denen seit dem Kindergartenalter wiederholt Eltern- und Kindvariablen (im Alter von ca. 4, 5, 6, 7, 8, 14 Jahren) erhoben wurden. Während sich die Kinder zum aktuellen Zeitpunkt im jungen Erwachsenenalter (21-24 Jahre) und damit viele während der Pandemie in der kritischen Phase des Berufseinstiegs befinden, hat der Großteil der Eltern allein aufgrund des Alters (50-60 Jahre) ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf. Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass beide Gruppen ein erhöhtes Risiko für die Entstehung psychischer Auffälligkeiten während der Pandemie aufweisen.
Ziel des Projektes ist es, wertvolle Ansatzpunkte zu identifizieren, um dem Bestehenbleiben psychischer Beschwerde in Krisensituationen entgegenzuwirken. Darüber hinaus erhoffen wir uns konkrete Informationen darüber zu gewinnen, welche jungen Erwachsenen und Eltern in der aktuellen Krise zusätzliche Unterstützung benötigen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sollen mit den Ergebnissen anderer deutscher und internationaler Studien verglichen werden.