Institut für Germanistik
Abt. Neuere deutsche Literatur
Bienroder Weg 80
D-38106 Braunschweig
Raum 109
Tel.: +49 531 - 391 8647
E-Mail: philipp.schlueter@tu-braunschweig.de
Sprechstunden im Semester (donnerstags, 17.00-18.00 Uhr, nach vorheriger Anmeldung über stud.IP oder per E-Mail)
Facetten der Utopie in (post-)apokalyptischen und anti-utopischen Weltentwürfen der deutschen Gegenwartsliteratur – Juan S. Guses Miami Punk (2018), Roman Ehrlichs Malé (2020) und Theresia Enzensbergers Auf See (2022)
Literarische Texte als „Gegenstände der kulturellen Selbstwahrnehmung und Selbstthematisierung“ (Voßkamp, 2003) haben seit jeher unterschiedliche krisenhafte Erzählwelten sowohl für das Subjekt als auch die Umwelt konstruiert. Nach Roland Barthes bestehe zwischen dem Phänomen der Krise und der Praktik der Kritik eine immanente Verbindung („[…] always remember to link critical with crisis“, Barthes 2013). Ontologisch weisen die Implikationen der Begriffe „Krise“ und „Kritik“ eine deutliche Nähe zum Konzept der Utopie als einer Kritik am Bestehenden und der Antizipation eines Besseren auf. Dass dystopische, anti-utopische und (post-)apokalyptische Weltentwürfe literarischen Utopien in den letzten hundert Jahren den Rang abgelaufen haben, ist in der literaturwissenschaftlichen Forschung einvernehmlicher Konsens. Auch im Angesicht eines auf ökologische Katastrophen zusteuernden Planeten Erde, stellt „der dystopische Roman eine charakteristische Erzählform des Anthropozäns dar[]“ (Meurer-Bongardt, 2020). Bemerkenswert erscheint jedoch insofern, dass die dystopischen Erzählwelten der hier ausgewählten Gegenwartsromane eine enorme Bandbreite unterschiedlicher Varianten und Formen eines utopischen Bewusstseins aufweisen und somit ganz grundlegend die Frage implizieren, ob sich diese Texte als postmodernistische Schreibweisen des Utopischen klassifizieren lassen.
Diese spezifischen Erscheinungsweisen des Utopischen sollen in den ausgewählten Texten offengelegt und nachvollziehbar gemacht werden (Zwei-Welten-Modell, Kritische Perspektivierung der zurückgelassenen Gesellschaft durch direkte Kritik oder analeptisch geschilderte Mangelzustände im Sinne Kritischer Theorie, Blochs Utopie-Begriff als Antizipation eines Noch-Nicht-Gewordenen sowie die Untersuchung auf Archetypen der Hoffnung/Sehnsucht auf Grundlage von Blochs enzyklopädischem Utopie-Begriff und die Untersuchung von Ideologischem, Apokalyptischem sowie Romantischem auf ihre jeweiligen utopischen Essenzen). Im Anschluss an die generischen Konzepte der Kritischen Dystopie (Sargent, Layh), der transgressive utopian dystopia (Mohr) und der Heterotopie als postmodernistischer Utopie (Leiß) erzählen die Texte einerseits von der utopischen Überschreitung des Negativen, schreiben dem Utopischen aber wiederum in postmodernistischer Wendung andererseits dezidiert ein gefahrvolles und somit kritisches Moment ein. Dies sagt innerhalb des gegenwärtigen literarischen Utopie-Diskurses weiterhin doch auch einiges über den immer noch angeschlagenen Stellenwert der Utopie auf dem Feld postmoderner/nach-postmoderner Literatur im Sinne eines ambivalenten Utopismus‘ aus. Die Promotionsstudie leistet einerseits einen Beitrag zur generischen Differenzierung von gegenwärtigen dystopischen Schreibweisen. Andererseits sollen die in diesen enthaltenen utopischen Textelemente samt utopischen Referenzen (Idylle, Paradies, Insularität, Romantik) im Rückbezug auf philosophische Utopie-Theoreme kritisch reflektiert werden.
Traumreiche und Utamakura: Literarische Schwellenkonfigurationen in Marion Poschmanns Roman Die Kieferninseln. Bamberg: Uni. of Bamberg Press 2020 (=Bamberger Studien zu Literatur, Kultur und Medien 31).
Aufsätze
Maldivian Memories. Öko-Apokalypse und antizipierte Erinnerung in Roman Ehrlichs "Malé" (2020). Blog des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen: https://blog.kulturwissenschaften.de/maldivian-memories/
Rezensionen
Seit 01/2021: Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Promotionsvorhaben am Institut für Germanistik, Abteilung Neuere deutsche Literaturwissenschaft (Prof. Dr. Julia Schöll)
10/2019 – 03/2020: Lehrbeauftragter des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Seminar: Vermittelte Fernen. Die Fremde in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur)
06/2017 – 03/2020: Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Prof. Dr. Friedhelm Marx)
4/2017 bis 09/2019: Masterstudium „Neuere deutsche Literatur: Geschichte, Gegenwart, Vermittlung“ an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
01/2016 – 01/2017: Wissenschaftliches Volontariat am Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadtstadt Düsseldorf
05/2015-09/2015: Praktikum im Rheinischen Literaturarchiv (Handschriftenabteilung II des Heinrich-Heine-Instituts)
04/2011 – 03/2015: Bachelorstudium der Fächer Germanistik und Geschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg