Gegenwartspoetiken - Literatur im öffentlichen Raum
gefördet durch die Volkswagen-Stiftung
Das Projekt nimmt die Gegenwartsliteratur seit der Jahrtausendwende im Kontext ihrer soziokulturellen Bedingungen in den Blick. Untersucht werden aktuelle Inszenierungsstrategien im literarischen Feld hinsichtlich der Sichtbarkeit und Erfahrbarkeit von Literatur im öffentlichen Raum – seien es reale Räume städtischer Gesellschaften oder die virtuellen Räume der digitalen Welt. Das Projekt ist transdisziplinär angelegt und Teil des Forschungsschwerpunkts Stadt der Zukunft der TU Braunschweig. Besonderer Wert wird dabei auf die Beteiligung von Studierenden verschiedener Disziplinen sowie des wissenschaftlichen Nachwuchses gelegt.
Ausgangsthese des Projekts ist die These, dass Literatur Wirklichkeit nicht nur abbildet, also nicht nur als Spiegel der Gesellschaft fungiert, sondern genuiner Teil der Konstruktion jener Realität ist, in welcher sie sich bewegt. Literatur schafft Wirklichkeit, sie konstruiert schreibend mit an unserer Gegenwart (Caduff/Vedder 2017) und ist somit stets rückgebunden an reale wie virtuelle öffentliche Räume. Dieser öffentliche Raum, den die Literatur des 21. Jahrhunderts schreibend mit entwirft, ist in mehrfacher Hinsicht ein immer schon gesellschaftlich, sozial und politisch kodierter Raum:
- ein Raum der Alltagsdiskurse, an denen Literatur teilnimmt (Wohnen, Familie, Arbeit, Mobilität, etc.);
- ein Raum der Mehrsprachigkeit und Mehrstimmigkeit, wie ihn die Migrationsliteratur schreibend konstruiert;
- ein Raum politischer Auseinandersetzung, der die Frage nach der Aktualität der littérature engagée aufwirft;
- sowie ein Raum der öffentlichen Auseinandersetzung mit Geschichte und ihren Spuren im öffentlichen Raum.
- Im Fokus des Projektes stehen nicht nur literarische Texte, sondern auch poetologische Äußerungen, somit nicht nur die Literatur als solche, sondern auch die metaliterarische Reflexion über Literatur. Das „Textgerede“ der Gegenwartskultur meint ein Sprechen in literarischen Texten ebenso wie ein Sprechen über Literatur (Assmann/Menzel 2018).