Tideästuare sind wichtige Lebensadern für das Hinterland. Sie bieten wertvolle, einzigartige Lebensräume, die durch Ebbe und Flut beeinflusst und vom Übergang von limnischen zu marinen Lebensbedingungen geprägt sind. Diese ermöglichen das Vorkommen vieler an diese speziellen Bedingungen angepassten Arten, darunter auch endemische Arten wie der Schierlingswasserfenchel (Oenanthe conioides). Gleichzeitig haben Ästuare eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, da sich an ihrem Verlauf Städte, Wirtschaftsbetriebe, Häfen und wichtige Handelswege entwickelt haben. Da über die Tideästuare auch Sturmfluten in das Hinterland laufen, können diese ohne ausreichenden Schutz durch Deiche, Mauern, Überflutungsflächen- und Retentionsräume sowie Sperrwerke und Entwässerungsbauwerke große Schäden anrichten.
Aus dem Klimawandel resultieren für Ästuarsysteme vielfältige Konsequenzen wie zukünftig steigende Meeresspiegel und eine erhöhte Sturmflutgefahr. Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, die denkbaren Optionen für den Hochwasserschutz der Zukunft im tidebeeinflussten Bereich der Elbe zu identifizieren und zu analysieren. Diese werden aus wasserbaulicher, wasserwirtschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Sicht vergleichend bewertet, um hieraus Handlungsoptionen für die Zukunft abzuleiten. Die Elbe wurde als größtes deutsches Tideästuar mit der Metropolregion Hamburg beispielhaft ausgewählt.
Im Teilprojekt Ökologie untersuchen wir, wie sich die Lebensräume und die Landschaftsdynamik entlang der Tideelbe, sowie die Verbreitung von ästuartypischen Arten, unter verschiedenen Klima- und Maßnahmenszenarien entwickeln und verändern werden. Wir verwenden dabei verschiedene Ansätze der ökologischen Modellierung. Auf der Ebene einzelner Arten arbeiten wir vornehmlich mit Artverbreitungsmodellen; dabei betrachten wir sowohl aquatische als auch terrestrische Organismen (z.B. das Makrozoobenthos, Fische, Libellen, Vögel und Gefäßpflanzen). Zudem werden mechanistische Modelle (z.B. sog. State-and-Transition-Modelle) sowie Hybrid-Modelle (z.B. für Tideelbe-Röhrichte) verwendet. Eine weitere Aufgabe ist es, die jeweiligen Maßnahmenszenarien gemäß den Vorgaben der FFH- und Wasserrahmen-Richtlinie zu bewerten.
Technische, wasserbauliche und hydrologische Fragestellungen werden von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) bearbeitet und die Ökonomie wird vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) abgedeckt.
Laufzeit: 15.11.2021 - 14.11.2024
Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Peter Fröhle (TUHH), TUBS: Prof. Dr. Boris Schröder-Esselbach
Bearbeitung: Dr. Swantje Löbel, Dr. Diana Goertzen, Viviane Borchert, Laura Guderjan
gefördert aus dem Ressortforschungsplan des UBA/BMU