Der anthropogene Klimawandel hat große Auswirkungen auf die Häufigkeit, Verteilung, Entwicklung und Phänologie von Arten. Wir wissen bisher jedoch nur wenig darüber, wie sich diese Veränderungen auf die Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften und die Interaktionen zwischen den Arten auswirken. Häufig gehen Modelle davon aus, dass Arten unabhängig voneinander auf das Klima reagieren, obwohl die Reaktionen der Arten auf den Klimawandel sehr wohl durch Wechselwirkungen zwischen den Arten beeinflusst werden können (Cahill et al. 2013. Proc. R. Soc. B 280: 20121890). Daher ist es wichtig Arteninteraktionen zu untersuchen, um unser Verständnis der durch den Klimawandel direkten und indirekten Auswirkungen auf das Verhalten, die Abundanz und Verteilung von Organismen als Reaktion auf den Klimawandel zu verbessern.
Libellen sind wichtige Indikatoren für den Zustand von Gewässerökosystemen. Sie sind vor allem in fischfreien Gewässern Top-Prädatoren und spielen eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen aquatischen- und terrestrischen Lebensgemeinschaften. Bei Libellen hängen der Stoffwechsel und die Entwicklung direkt von der Umgebungstemperatur ab. Artspezifische Wachstumsreaktionen führen zu veränderten Größenzusammensetzungen und Effekte auf die Eientwicklung verändern das zeitliche Auftreten von Arten. Beides verändert die Prädation (Intra-Guild-Predation) zwischen Libellenarten - ein Faktor der maßgeblich an der Formung von Libellengesellschaften beteiligt ist. Zudem unterstützt die Erwärmung die Ausbreitung südlicher Arten nach Norden, die ebenfalls die Lebensgemeinschaften beeinflussen.
Ziel dieses Projektes ist es zu verstehen, die Auswirkungen des Klimawandel auf die Interaktionen in Zwei- & und Drei-Artsystemen sehr ähnlicher Libellenarten zu untersuchen. Von den ausgewählten Arten hat eine einen negativen Populationstrend, eine nah verwandte einen positiven Trend und die dritte stammt aus dem Süden und breitet sich als invasive Art nach Norden aus (Bowler et al. 2021. Divers. Distribut. 27: 1353-1366; s. Abb.). Im Projekt wird erstmals ein Modellierungsansatz vorangestellt, um anschließend die Ergebnisse mittels eines an die Modellierung angepassten Experimentaldesigns gezielt untersuchen zu können.
Projektleitung: Prof. Frank Suhling
Mitarbeiter: Jolan Hogreve