Praktikum Australien: Epping To Chatswood Rail Line - Ein Bauleiterpraktikum in Australien, von Matthias Oberdorf (Kontakt: m.oberdorf(at)tu-bs.de)
Als Studierender der Fachrichtung Bauingenieurwesen an der TU Braunschweig war es mir während Exkursionen und Vorlesungsveranstaltungen möglich, Kontakte zur Bauindustrie zu schließen. So wurde in mir auch das Interesse an einer Mitarbeit bei einem Großprojekt vor meinem nahen Studienabschluss geweckt. Meine Wahl fiel auf den Gotthard-Basis-Tunnel in der Schweiz, den ich bereits während einer Exkursion besuchen konnte. Die Möglichkeiten, die mir auf meine Bewerbung bei der HOCHTIEF Construction AG hin eröffnet wurden, boten eine ungleich größere Herausforderung. Eine Anfrage, ob ich nicht auch Interesse an einer Mitarbeit in der Bauleitung des Projekts "Kárahnjúkar Power Station" in Island oder an einem Projekt in Sydney hätte, musste rein rhetorischer Natur sein! Schnelles Umdenken und Planen war nun erforderlich, denn der Arbeitsantritt vor Ort war bereits 14 Tage später vorgesehen.
Hinter dem Projektnamen "Epping To Chatswood Rail Line" verbirgt sich der Neubau einer zweiröhrigen, jeweils 12,8 km langen U-Bahntunnelverbindung nur wenige Autominuten entfernt von Sydneys Monumenten "Harbour Bridge" und "Opera House". Ebenfalls Bestandteil des Projekts war der Bau von vier unterirdischen Bahnhofsbauwerken entlang der Strecke. Auftragnehmer war ein Joint Venture des in diesem Fall federführenden australischen Baukonzerns Thiess und der deutschen HOCHTIEF. In diesem Rahmen war ich von Juni bis September 2005 tätig, wobei meine Aufgaben vor allem die Betreuung der Betonmischanlage in Produktion und Qualitätssicherung, die Bauleitung des Bereichs "Feste Fahrbahn" im Tunnel sowie die Materialvorausplanung für nachfolgende Bauschritte umfassten. Das Mitfahren der letzten Meter auf der Tunnelbohrmaschine und der anschließende Durchbruch am Endbahnhof Chatswood war nur eines der unzähligen Highlights, die ich dabei erleben durfte.
Durch die Beschäftigung bei diesem Großprojekt konnte ich eine Vielzahl äußerst wichtiger Erfahrungen und spezielle Kenntnisse sammeln. Es war eine gelungene Vorbereitung auf das folgende Arbeitsleben und eine Möglichkeit, mich selbst in den herausfordernden Arbeitsbereichen des Bauleiters auszuprobieren. Neben der vielen Arbeit war es mir jedoch auch möglich, ein äußerst vielfältiges und wunderschönes Land mit seinen bemerkenswert freundlichen und hilfsbereiten Menschen kennen zu lernen. Nachfolgenden Studentengenerationen möchte ich ans Herz legen, diesen Schritt bei sich bietender Gelegenheit ohne Zögern ebenfalls zu wagen - es ist eine vielleicht einmalige Chance. Viel Glück!