Menschenhandel/Organhandel

Menschenhandel ist ein breit diskutiertes und allzeit aktuelles Thema der internationalen Politik, denn er ist einer der ältesten Märkte der Welt. Auch heute noch wird eine große Anzahl von Personen Opfer von Menschenhandel, die International Labour Organization schätzt die Anzahl auf 40 Millionen im Jahr 2016 [1].

Der Menschenhandel ist sowohl ein globales als auch ein transnationales Phänomen, dessen Charakteristika sich ständig verändern. Daraus resultiert ein komplexes Netz aus Handelsrouten weltweit [2]. Im Gegensatz zum Menschenschmuggel, der die Ermöglichung eines illegalen Grenzübertrittes beschreibt und dessen illegale Handlung vielmehr in der Bezahlung von Personen liegt, die dies ermöglichen, besteht die illegale Handlung des Sex Trafficking in der „Anwerbung, Beförderung, Verbringung, Beherbergung oder Aufnahme von Personen durch die Androhung oder Anwendung von Gewalt oder anderen Formen der Nötigung, durch Entführung, Betrug, Täuschung, Missbrauch von Macht oder Ausnutzung besonderer Hilflosigkeit“ [2] zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. Diese theoretische Abgrenzung ist jedoch in der Empirie schwer aufrecht zu erhalten [3]. Die vorliegende Fallstudie fokussiert sich auf eine spezielle Form des Menschenhandels: Sex Trafficking, also dem Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung.

Aufgrund unterschiedlicher Erhebungsinstrumente und der hohen Dunkelziffer, ist die genaue Größe dieses illegalen Marktes schwer zu erfassen. Die ILO versuchte sich 2016 trotzdem an einer Schätzung der Sex Trafficking Opfer. Das Ergebnis der Studie lautet wie folgt: 4,8 Mio Menschen sollen sexuell ausgebeutet worden sein. Ebenso sollen 15,4 Mio Menschen zu einer Ehe gezwungen worden seien, in der sie keine Rechte auf Selbstbestimmung und sexuelle Autonomie haben [1]. Ein weiteres Forschungsfeld der ILO ist die Geschlechterverteilung der Opfer. Frauen und Mädchen sollen 99% der sexuell ausgebeuteten Personen und 84% der in Zwangsehen geratenen Menschen ausmachen [1]. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass die Statistik der geschlechtlichen Verteilung betreffend nicht zwingend repräsentativ ist, da kulturelle und soziale Umstände, sowie Geschlechterstereotype und Schamgefühle dazu führen können, dass männliche Personen seltener als Opfer wahrgenommen werden, sich selbst nicht als Opfer sehen, oder sich aus Scham nicht trauen, sich als Opfer zu betiteln. Trotzdem können wir von einem Problem ausgehen, welches vorrangig Frauen und Mädchen betrifft [2].

Menschen werden überall auf der Welt zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gehandelt. Festzuhalten ist jedoch, dass Menschen meist von armen in reichere Länder deportiert werden. Grund dafür sind sozio-ökonomische Diskrepanzen wie Arbeitslosigkeit oder geschlechterspezifische Diskriminierung zwischen Herkunfts- und Zielland [4]. Armut allein ist trotzdem kein ausschlaggebender Faktor für das Vorhandensein von Menschenhandel in einem Land. Vielmehr besteht der Faktor in der Kombination von Entwicklungsunterschied zwischen Herkunfts- und Zielland mit deren geographischer Nähe zueinander [5].

Menschenhandel wird als einer der profitabelsten Märkte organisierter Kriminalität angesehen [4]. Im Jahr 2012 versuchte die ILO auf Basis der in 2006 erhobenen Daten eine Annäherung an den ungefähren Profit, den kriminelle Akteure mit dem illegalen Handel von Menschen verdienen. Zu beachten ist dabei, dass es sich um ältere Daten handelt, die sich mittlerweile verändert haben können. Sie errechneten folgende Zahlen: der Profit des gesamten weltweiten Menschenhandels umfasst etwa 150,2 Milliarden USD. Dabei wurden 2/3, also 99 Milliarden USD, des gesamten Profits durch die sexuelle Ausbeutung erwirtschaftet [6]. In Asien und Europa sind die erwirtschafteten Profite am höchsten, was auf die hohen Fallzahlen in Asien (31,7 Milliarden USD) und die hohen Renditen in der EU (26,2 Milliarden USD) zurückzuführen ist. Die Profite pro Person sind in der Branche der sexuellen Dienstleistungen am höchsten, was durch die hohe Nachfrage und die steigenden Preise zu erklären ist. Der Profit pro ausgebeutete Person pro Jahr beträgt im Durchschnitt 21,800 USD [6].

Zusätzlich dazu, dass die kriminellen Akteure hohe Einnahmen durch die sexuelle Ausbeutung haben, verlieren die Staaten, in denen die Ausbeutung stattfindet, viel Geld durch die Nichtzahlung von Steuern [6]. Es handelt sich um einen wachsenden Markt, dessen Wachstum durch globale, aber auch regionale Faktoren erklärt werden kann. Maßgeblich ist das Wachstum jedoch durch die Folgen der Globalisierung zu erklären [7]. Die Globalisierung bringt für kriminelle Netzwerke Vorteile wie die gesteigerten Informations- und Warentransfers, die zu einer Verringerung der Transport- und Logistikkosten führen und den Informationsaustausch sowie die Nutzung von Netzwerken erleichtern [3]. Die weltweite Vernetzung führte zu einer wachsenden Wirtschaft, welche große Diskrepanzen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern schafft. Um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können, müssen Märkte mit günstigen und schnell verfügbaren Konsumgütern und Leistungen (auch sexuelle Dienstleistungen) dienen können. Das lässt die Nachfrage nach günstigen Arbeitskräften und Prostituierten steigen [7]. Wie viele Menschen zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung gehandelt werden, ist abhängig von „supply and demand between sending and receiving countries“ [8]. Durch die großen Migrationsströme ist der Menschenhandel leicht zu verstecken. Durch die Globalisierung stieg zudem der globale Sextourismus [9].

Der Ablauf des Sex Trafficking kann in vier Phasen unterteilt werden. Die Rekrutierung stellt die erste Phase des kriminellen Aktes dar. Die zweite Phase stellt den Transfer der Personen zur Landesgrenze des Ziellandes dar. Die dritte Phase beinhaltet den Grenzübertritt und damit das Gelangen in das Zielland. Die vierte Phase erfolgt durch sexuelle Ausbeutung [3]. Kriminelle Akteure wählen Städte und Regionen speziell danach aus, wie einfach sie dort Frauen rekrutieren können [8]. Personen, die aus ärmeren Ländern stammen, in denen kaum Arbeitsplätze zur Verfügung stehen oder politische Konflikte herrschen, sind also besonders gefährdet, in die Hände von Menschenhändler*innen zu gelangen [7]. Die Folgen von bewaffneten Konflikten können die schlechte ökonomische, politische und soziale Lage von Opfern verstärken und zwingen das Opfer zur Flucht aus dem Heimatland. Aus diesem Grund werben kriminelle Akteure ihre Opfer oft in Staaten an, in denen humanitäre Not, Konflikte oder Krieg herrschen, da die Hoffnung auf ein besseres Leben und die Bereitschaft das Land zu verlassen, groß ist [10]. Personen, die in derartig prekären Verhältnissen leben oder aus Gegenden in kriegsähnlichen Zuständen stammen, lassen sich oft aus finanziellen Beweggründen auf einen Transfer in ein anderes Land ein [9][11].

Die Organisierte Kriminalität stellt als Hauptakteur einen maßgeblichen Faktor in der Organisation und   der   Durchführung   des   Menschenhandels   zum   Zwecke   der sexuellen Ausbeutung dar. „Transnationale Organisierte Kriminalität (TOK) wird häufig als eine der größten Sicherheitsgefahren des 21. Jahrhunderts gesehen“ [12]. Die Transnationale Organisierte Kriminalität kann als breites Spektrum ökonomisch motivierter illegaler Tätigkeiten umschrieben werden [3]. Als transnational werden organisierte kriminelle Gruppen dann eingeordnet, wenn die Straftaten oder deren Planung in mehr als einem Staat begangen werden, beziehungsweise deren Auswirkungen mehrere Staaten betreffen [13].

Im asiatischen Raum finden sich chinesische Syndikate, sowie die Triaden und Yakuza. Die Triaden können beschrieben werden als „a collection of freely associated gangs with connections around the world including over 300 gangs in China and Southeast Asia alone“ [14]. Diese sind in großen Teilen maßgeblich am Transfer von Opfern beteiligt, unter anderem führen sie Transporte von den Philippinen nach Macau, Hong Kong und Japan durch, oder organisieren den Transport durch Transitländer [14]. Menschenhändler*innen kaufen Tickets für den Transport und zahlen die anfallenden Ausgaben für die Reise ins Zielland, um diese später „greatly inflated“ von den Opfern zurückzuverlangen, was diese dazu zwingt, die hohen Summen durch die Ausübung von Prostitution zu erwirtschaften [8].

Minderjährige Personen werden häufig durch Freunde, Bekannte oder Familienmitglieder ihrem direkten Umfeld entzogen [3][11]. Erwachsene Personen hingegen werden häufig offiziell über Arbeitsvermittlungsagenturen und Zeitarbeitsfirmen angeworben. Opfern werden beispielsweise Jobs als Haushälter*innen, Au-Pair, Modelle oder im Entertainment-Bereich angeboten, um Sex Trafficking zu kaschieren [9][11]. Auf den Philippinen zeigt sich, dass diese Agenturen teilweise von staatlicher Seite autorisiert werden, wobei die erlangten Lizenzen gegebenenfalls durch Korruption erlangt werden [14]. In der Ukraine sind außerdem legale und registrierte Reisebüros auszumachen, die den Transport von Frauen organisieren [8]. Auch Organisationen und Agenturen, die sogenannte Katalogbräute - auch Mailorderbrides (MOBs) genannt – vermitteln, stellen eine Rekrutierungsmöglichkeit für illegale Akteure dar. MOBs sind Frauen, die über einen Katalog, oder inzwischen häufiger über Websites im Internet nach den Wünschen von Kund*innen ausgesucht werden können. Auch diese Frauen werden meist aus wirtschaftlich weniger gut situierten Staaten in reichere Regionen vermittelt [11]. Die auf den ersten Blick legal arbeitenden MOB-Agenturen können als Fassade für Rekrutierer*innen des Sex Trafficking dienen [8].

Korruption spielt beim Sex Trafficking nicht nur eine nebensächliche Rolle, sondern kann als zentrales Problem eingeordnet werden [11][14]. Unter low-level- Korruption ist die Bestechung einzelner, niedrig-rangiger Beamt*innen der Strafverfolgungsbehörden zu verstehen, die beispielsweise für ihr Nichteingreifen beim Bemerken einer Rekrutierung oder die ausbleibende Kontrolle von Pässen an Landesgrenzen bezahlt werden [8][14]. Auch fehlende Reisedokumente, die zum Grenzübertritt benötigt werden, werden von korrupten Beamt*innen unrechtmäßig ausgestellt [8]. Da Grenzen durch ihre Kontrollen Momente der Sichtbarkeit krimineller Handlungen schaffen [12], erlaubt derartige Korruption, Sex Trafficking einfacher durchzuführen. High-Level-Korruption andererseits wird genutzt, um hochrangige Beamt*innen, Politiker*innen und andere Personen in Machtpositionen zum Fällen von bürokratischen und rechtlichen Entscheidungen zu bringen, die im Sinne der Täter*innen stehen [14].

Zwischen 2007 und 2010 konnten ungefähr 460 einzelne Handelsrouten identifiziert werden, wobei circa 75% als kurz oder mittellang eingestuft wurden. Derartige Routen führen nicht aus dem Ausgangsland beziehungsweise der Ausgangsregion heraus [2]. Das zeigt sich unter anderem am Beispiel Südostasien. Personen, die aus Südostasien stammen, bleiben oft in dieser Region und wechseln lediglich von ärmeren in reiche Länder [3]. Global betrachtet gehen die meisten Handelsrouten von Ost-Asien aus. Personen aus Ost-Asien werden in eine große Anzahl anderer Länder verbracht, hauptsächlich nach Japan, Taiwan, China und Thailand [2]. Die restlichen 25% der Handelsrouten führen häufig durch mehrere Transitländer und -regionen, wie Südosteuropa, in andere wohlhabendere Regionen. Der Transport eines Opfers ist kein einmaliges Ereignis. Opfer werden unter anderem zum regelmäßigen Wechsel zwischen Bordellen und Städten gezwungen, wie das Beispiel der Philippinen zeigt [14]. Dies dient dem Zweck, den Opfern möglichst wenige Chancen zu bieten, sich Hilfe oder Vertrauenspersonen zu suchen, sich an die Umgebung zu gewöhnen oder die lokale Sprache zu erlernen, um das Ausbeutungsverhältnis zu verlassen [14]. An Landesgrenzen, an denen keinerlei oder nur marginale Kontrollen stattfinden, ist es besonders einfach, Personen unerkannt zu transportieren. Wenn Kontrollen stattfinden, werden die gegebenenfalls fehlenden Reisedokumente der gehandelten Menschen von anderen kriminellen Akteuren bezogen, die Dokumentenfälschung betreiben [8]. Zwischen 2007 und 2010 wurden Opfer 136 verschiedener Nationalitäten ausgemacht, die in 118 verschiedene Staaten transportiert wurde [2]. Die Handelsrouten und die genutzten Instrumente des Sex Trafficking variieren stark aufgrund geographischer Begebenheiten. So findet beispielsweise der Transfer zwischen den über 7000 philippinischen Inseln meist per Fähre oder Bus statt [14].

Der wichtigste völkerrechtliche Vertrag zur Bekämpfung des Menschenhandels trat im Jahr 2000 in Kraft. Das als „Palermo-Protokoll“ bekannte Zusatzprotokoll zur Verhütung, Bekämpfung und Bestrafung des Menschenhandels, insbesondere des Frauen- und Kinderhandels zum Übereinkommen der Vereinten Nationen gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität, kann als der wichtigste Grundstein zur Bekämpfung des Menschenhandels angesehen werden. Seit der Unterzeichnung des Palermo-Protokolls im Jahr 2000 wurden viele regionale und internationale Initiativen, Aktionspläne und Regularien zur Bekämpfung von Sex Trafficking ins Leben gerufen. In vielen Staaten ist der Ansatz der 3-P-Strategie zu finden: Prosecution (Strafverfolgung), Protection (Schutz) und Prevention (Prävention) (Maihold 2011: 16).

Die Grundlage für die Strafverfolgung von Sex Trafficking liegt in der nationalen Gesetzgebung. Weltweit gibt es im Bezug darauf jedoch anstatt eines einheitlichen Regelwerkes unterschiedlichste Gesetzeslagen. Da Sex Trafficking jedoch nicht nur innerhalb eines einzelnen Landes, sondern vielmehr über Landesgrenzen hinaus praktiziert wird, und somit ein globales Problem darstellt, stellt sich die Frage, wie die internationale Politik die Transnational Organisierte Kriminalität unterbinden will.

Neben nationalen Behörden gibt es viele internationale Strafverfolgungsbehörden und Organisationen, die sich der Bekämpfung von Sex Trafficking widmen. Der Schwerpunkt der „Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation“ (INTERPOL) liegt im Hinblick auf Menschenhandel auf der Bekämpfung von Frauenhandel zur sexuellen Ausbeutung, dem Schleusen und der sexuellen Ausbeutung von Kindern. Das „Europäische Polizeiamt“ (EUROPOL) hat die Aufgabe die Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsstaaten zu fördern. Die Aufgabe der „Einheit für justizielle Zusammenarbeit der Europäischen Union“ (EUROJUST) ist es, die Unterstützung der justiziellen Zusammenarbeit zu fördern. FRONTEX, die „Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union“ wurde gegründet, um die Mitgliedstaaten beim Schutz der Außengrenzen zu unterstützen. Die ersten internationalen Maßnahmen zur Bekämpfung von Menschenhandel wurden bereits Anfang des 20. Jahrhundert getroffen. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl an Abkommen zur Bekämpfung des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung.

Im Rahmen der UN gibt es viele Organisationen, die für die Bekämpfung des Marktes zuständig sind. Eine der wichtigsten Organisationen ist das „United Nations Office on Drugs and Crime“ (UNODC). Die Organisation mit Sitz in Wien hat im Tätigkeitsbereich des Menschenhandels bereits zwei Initiativen ins Leben gerufen: die „United Nations Global Initiative to Fight Human Trafficking“ (UN.GIFT) wurde entwickelt, um wirksame Instrumente im Kampf gegen den Menschenhandel zu entwickeln. Die Initiative arbeitet mit vielen unterschiedlichen staatlichen und nicht-staatlichen Interessengruppen zusammen, um den Menschenhandel zu bekämpfen.  Die zweite Initiative, die „Blue Heart Campaign“ soll die Gesellschaft auf das Thema Menschenhandel aufmerksam machen. Das Kinderhilfswerk „United Nations Children’s Fund“ (UNICEF) setzt sich speziell mit dem Kinderhandel mithilfe regionaler Projekte auseinander. Des Weiteren setzt sich die „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (OSZE) mit dem Menschenhandel auseinander. Die „International Organization for Migration“ (IOM) stellt die weltweit größte Datenbank über Opfer bereit, die „Global Human Trafficking Database“. Die „International Labour Organization“ (ILO) setzt sich für internationale Arbeitsnormen sowie menschenwürdige Arbeit ein und hat schon mehrere Projekte gegründet, um ihr Ziel zu verfolgen.

Auf europäischer Ebene gibt es ebenso Regularien zur Bekämpfung des Marktes. Im Folgenden wird eine Auswahl der wichtigsten Verträge genannt. Der erste relevante „Aktionsplan zur Bekämpfung und Bestrafung der illegalen Einwanderung und des Menschenhandels“ wurde im Jahr 2002 vom Ministerrat der Europäischen Union für Justiz und Inneres verabschiedet. Er enthält Maßnahmen zur Bekämpfung in den Bereichen Visumpolitik, Informationsaustausch, Rückübernahme- und Rückkehrpolitik, Grenzkontrolle, Maßnahmen beim Grenzübertritt, Europol und Sanktionen. Der Europarat verabschiedete 2005 das „Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung des Menschenhandels“, welches auf den Opferschutz, effektive Strafverfolgung und auf die bessere Zusammenarbeit von Staaten und NGOs abzielt. Im Jahr darauf wurde die „Task Force on Trafficking in Human Beings“ vom Ostseerat gegründet. Im Jahr 2012 wurde auf das Übereinkommen des Europarats mit der „EU-Strategie zur Beseitigung des Menschenhandels“ ausgebaut. Das Monitoring wird von der „Group of Experts on Action against Trafficking in Human Beings (GRETA)” und dem “Ausschuss der Vertragsparteien” durchgeführt (BMFSFJ).

Neben staatlichen Organisationen haben es sich Nichtregierungsorganisationen, wie „shared hope international“ und „Amnesty International“, ebenso zur Aufgabe gemacht, Sex Trafficking zu beenden. Ihre Hauptaufgabe liegt darin, Menschenrechte zu stärken und auf die Verletzung dieser aufmerksam zu machen. Sie versuchen über Sex Trafficking aufzuklären, Opfern Hilfe anzubieten und Menschen für das Thema und dem Umgang mit Opfern zu sensibilisieren. NGOs haben jedoch wenig Erfolg Menschenhandel einzuschränken, was unter anderem daran liegt, dass es einen Konflikt im Hinblick auf die Legalisierung von Prostitution gibt, welcher die Organisationen daran hindert, ein einheitliches Ziel zu verfolgen. Die ungeklärte Frage, wie stark Menschenhandel und Prostitution zusammenhängen, spaltet die Meinungen. Eine Seite plädiert für ein Verbot von Prostitution um somit den Hauptgrund, für den Menschen gehandelt werden, zu unterbinden. Die andere Seite verteidigt die Position, dass Human Trafficking und freiwillige Prostitution unabhängig voneinander zu betrachten sind [15].

Abschließend zeigt sich, dass Sex Trafficking viele verschiedene Aspekte beinhaltet, die nicht durch einzelne nationale Gesetzesänderung oder einzelne Strafverfolgungsbehörde beseitigt werden können. In die Existenz dieses illegalen Marktes fließen verschiedenste Themen wie Menschenrechte, Armutsbekämpfung, Migration, Emanzipation, verschiedene kulturelle und moralische Einstellungen ein, die es erschweren, ein einheitliches Regelwerk zur Eindämmung des Marktes zu konzipieren. Deswegen gibt es bislang noch keinen Ansatz der internationalen Politik, der den Markt nachweislich einschränkt [3]. Vielmehr werden die bestehenden Instrumente als Ausdruck der normativen Unerwünschtheit von Menschenhandel und Menschenschmuggel eingeordnet [16].

Damit die Governance in der Bekämpfung des Menschenhandels nicht nur ein normatives Regelwerk enthält, wird in Zukunft eine engagierte aktive Zusammenarbeit von Staaten, Strafverfolgungsbehörden und NGOs, Kriminolog*innen und Politikwissenschaftler*innen nötig sein.

_{[1] International Labour Organisation (2017): Global Estimates of modern slavery: Forced labour and forced marriage, International Labour Office, Geneva. S. 22f, 29,39.
[2] UNODC (2012): Global Report On Trafficking In Persons 2012. New York.
[3] Jakobi, A., P. & Haunschild, J. (2015a): Transnational Organisierte Kriminalität und Internationale Politik. In Frank Sauer & Carlo Masala (Hrsg.), Handbuch Internationale Beziehungen. Wiesbaden: Springer Reference Sozialwissenschaften. S. 803-828.
[4] Brandt, M. (2015): Menschenhandel. In: Thomas Jäger (Hrsg.) Handbuch Sicherheitgefahren. S. 493, 495.
[5] Cho, S. (2020): Modeling for Determinants of Human Trafficking. Economics of Security Working Paper (No. 70) Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. S.14.
[6] International Labour Office (2014): Profits and Poverty: the economics of forced labour. Verfügbar unter: Link (Eingesehen am 28.08.2021)
[7] Shelley, L. (2010): Human Trafficking. A Global Perspective. New York: Cambridge University Press. S.2ff.
[8] Hughes, D. M., & Denisova, T. A. (2001): The transnational political criminal nexus of trafficking in women from Ukraine. Trends in Organized Crime, 6(3–4), S. 43–67.
[9] Maihold, G. (2011): Der Mensch als Ware; Konzepte und Handlungsansätze zu Bekämpfung des globalen Menschenhandels. In: SWP-Studie, Berlin: Stiftung Wissenschaft und Politik. S. 7-24.
[10] UNODC (2018): Global Report on Trafficking in Persons. In the context of armed conflicts. Wien: UN.
[11] Morewitz, S. (2019): Kidnapping and violence; new research and clinical perspectives, Springer Nature. S. 87-97.
[12] Behrens, T. & Brombacher, D. (2015): Transnationale Organisierte Kriminalität. In: Jäger, T. (Hrsg): Handbuch Sicherheitsgefahren. Springer Fachmedien, Wiesbaden. S. 135 – 146.
[13] UN (2005): Protocol to Prevent, Suppress and Punish Trafficking in Persons, Especially Women and Children, supplementing the United Nations Convention against Transnational Organized Crime (Palermo Protocol), New York City.
[14] Guth, A. P. (2010): Human trafficking in the Philippines: the need for an effective anti-corruption program. In: Trends in Organised Crime 13. S. 147–166.
[15] Hahn, K. (2007): Umstrittene Strategien gegen Menschenhandel. Kontroverse zwischen NGO’s bei den Verhandlungen zum UN-Protokoll geht weiter. In: Femina Politica, 2007 (1) S.105f.
[16] Jakobi, A., P. & Haunschild, J. (2015b): Global Crime Governance: Perspektiven und Grenzen transnationaler Kooperation. In: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik 2016, (1). S.6.}