Ein Auslandsaufenthalt ist eine tolle Möglichkeit, während des Studiums die Welt zu entdecken und sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Viele TU-Studierende wagen diesen Schritt und sind bereits in das Abenteuer Auslandssemester aufgebrochen. Um Ihnen die Chance zu geben, andere an ihren Erlebnissen teilhaben zu lassen und eventuell auch zu einem Auslandsaufenthalt zu motivieren, hat das International House einen Fotowettbewerb zum Motto „Fernweh“ ausgeschrieben.
Teilnehmen konnten eingeschriebene Studierende der TU Braunschweig, die im Wintersemester 2022/23 oder im Sommersemester 2023 einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt absolviert haben. Aus über 75 eingereichten Bildern wählte die Jury die 5 Sieger-Fotos aus, die mit Preisen prämiert wurden und im 1. OG des International House ausgestellt sind.
Wir danken allen Studierenden für ihre Teilnahme und die vielen tollen eingesendeten Fotos!
Annika Traub:
Das Foto entstand noch relativ am Anfang des Erasmus Aufenthaltes, circa einen Monat nach der Ankunft. Wir waren an diesem Tag zusammen Kanu fahren und sind dann für den Sonnenuntergang auf einen Hügel geklettert. Die Landschaft sah unglaublich toll aus und wir saßen einfach nur da und haben die Sonne beobachtet, wie sie untergeht.
Den Moment habe ich genutzt und habe das Foto geschossen. Die Leute auf dem Foto sind meine besten Freunde aus dem Erasmus Aufenthalt. Wir haben uns in unserem ersten Kurs kennengelernt und waren von Anfang als Clique unterwegs. Der erste Monat des Erasmus Aufenthaltes war intensiv: man musste neue Leute kennenlernen, die ungefähr gleich ticken wie man selber, dementsprechend war der erste Monat voller socializing und Events. Ich erinnere mich noch, dass ich an diesem Abend gedacht habe: Ja, ich habe neue Freunde gefunden.
Das Bild lässt mich jedes Mal in Nostalgie schwelgen, da es einfach so viel für mich ausdrückt: Freundschaft, neue Menschen, Verlassen der Komfortzone, neue Kulturen, fremde Sprache, Landschaft. Beisammensein, Freiheit. Alles, was den Erasmus-Aufenthalt ausmacht.
Diese Zeil war sehr prägend für mich, und ich vermisse Göteborg und die Menschen sehr. Ich habe Fernweh. Die Freunde, die ich dort gefunden habe, sind fürs Leben.
Wir haben immer gesagt, dass es eine Freundschaft auf der Überholspur ist. Es ist nur eine kurze Zeit, die man miteinander verbringt, aber diese Zeit ist so intensiv und mit so vielen Emotionen behaftet, dass man sich auf eine sehr tiefe Weise miteinander verbindet. Ich bin sehr dankbar für diese Menschen.
Kay Schirin Möbius:
Dieses Foto ist während meiner Reise nach Cozumel in den Winterferien meines Auslandspraktikums bei VW de México entstanden.
Cozumel ist mein Lieblingsreiseziel in Mexiko, eine Insel in der Karibik mit traumhaften Stränden und klarem blauen Wasser.
Das Foto repräsentiert für mich symbolisch den gesamten Prozess der Planung eines Auslandsaufenthaltes bis hin zur tatsächlichen Durchführung. Einen Auslandsaufenthalt zu planen macht selten Spaß, ist mit Aufwand verbunden und kann manchmal auch demotivieren. Es fehlen Dokumente, man muss Ansprechpartnern hinterherlaufen, es muss sich um die finanziellen Aspekte gekümmert werden und eventuell trifft man auch auf Unverständnis im sozialen Umfeld (besonders wenn das Reiseziel Mexiko heißt). In dem Foto soll dieser eher unangenehme Teil des Auslandsaufenthaltes durch den Gang des heruntergekommenen Gebäudes repräsentiert werden - dunkel, dreckig und chaotisch.
Wenn man jedoch immer sein Ziel vor Augen behält, in dem Foto repräsentiert durch das blaue Meer der Karibik, wird man mit einer einzigartigen Erfahrung belohnt, die all die vorherigen Anstrengungen in den Schatten stellt.
Egal wie viel Planungsaufwand ein Auslandsaufenthalt bedeutet, ich persönlich würde diesen immer und immer wieder ertragen wollen. Die Erinnerungen und Erlebnisse, die man im Ausland dazugewinnt, sind unvergleichbar mit denen, die man macht, wenn man ein Leben lang im "dunklen Gebäude" bleibt. Natürlich wird nicht immer alles ideal verlaufen und manchmal wird man vielleicht auch an der eigenen Entscheidung zweifeln, sowohl vor als auch während des Aufenthalts, aber auch daran wird man persönlich wachsen und am Ende profitieren.
Mit dem Foto möchte ich also jedem empfehlen, den dunklen Gang in Kauf zu nehmen, um am Ende eine einzigartige Erfahrung erleben zu können.
Mattis Oberwestberg:
„Warum machen wir ein Erasmussemester?“, habe ich meine Kommilitonen in Danzig gefragt. Irgendwie war sich da jeder einig: um sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln, den eigenen Horizont zu erweitern. Aber auch um neue Kulturen, neue Sprachen und neue Menschen kennenzulernen. Viele haben sich danach gesehnt, vertraute Verhältnisse zu verlassen und Europa zu entdecken. In anderen Worten: Fernweh.
Da dieser Antrieb bei uns allen gleich war, nutzten wir die Zeit neben dem Studium, um die polnische Kultur kennenzulernen und das ein oder andere Wochenende, um durch Polen zu reisen und andere polnische Städte zu erkunden.
Das Foto habe ich am 29. Oktober 2022 in Stockholm aufgenommen. Genau einen Monat nachdem ich in mein Erasmussemester in Danzig gestartet bin. Zu dieser Zeit wurde in Polen Allerheiligen, das Wszystkich Świętych, gefeiert und wir hatten einige Tage frei. Also haben wir uns spontan dazu entschieden, nach Stockholm zu reisen, wo dieses Foto entstanden ist.
Das Bild passt zum Motto Fernweh, da es einen Blick durch die Straßen Stockholms in die Ferne zeigt. Im Bildmittelpunkt steht die hell leuchtende Sonne am Horizont, weshalb ich dem Bild den Titel „Licht am Horizont“ gegeben habe. In Anspielung auf den Horizont, den wir im Erasmus zu erweitern versuchen. Aber es passt eben auch, da es auf einem Kurztrip nach Stockholm mit vielen Erasmusfreunden entstanden ist. Freunde, die sich einen Monat zuvor nicht einmal kannten und für die Fernweh ein wichtiger Antrieb für ihr Erasmussemester war. Wo, wenn nicht durch Erasmus, findet man Freunde, mit denen man schon wenige Wochen nach dem ersten Treffen zusammen Europa bereist?
Frederike Bossy:
Das Foto entstand bei einem Wochenendausflug in die kleinen Dolomiten, die nicht weit von Padua sind. Wir fuhren mit dem Auto meines italienischen Mitbewohners. Es ist mit keinem anderen Auto zu verwechseln, da es überall mit Stickern voll geklebt ist. Warum? Weil er es mag. Der erwähnte Mitbewohner sagte immer "Zuhause ist da, wo mein Auto parkt". Ich denke voller Sehnsucht an diese Zeiten zurück. Wenn ich auf den Fotos die Gesichter von mir und meinen Freunden betrachte, sehe ich einen bestimmten Gesichtsausdruck. Da ist eine gewisse Freiheit. Sorgenlosigkeit. Es kommt Fernweh in mir auf. Aufs Reisen. Auf unterwegs sein. Aufs Abstreifen von Pflichten, sozialen Verantwortungen, gesellschaftlichen Erwartungen und globalen Sorgen, an denen wir eh nichts ändern können. Es war nicht alles gut, aber wir waren gut. Wir waren da. Auf unserem Weg. Gemeinsam. Und doch jeder auf seinem eigenen.
„Fernweh“, oder auch die „Sehnsucht nach Ferne“: Manche Menschen haben sie, manche nicht. Manche Menschen gehen nie weg und sind glücklich. Doch Andere haben diese Sehnsucht tief in sich. Wo die wohl her kommt? Das Bedürfnis, die Ferne zu erkunden, fern zu sein. Sich in der Ferne zu verlieren, wie sich die Straße im Foto im Nebel verliert. Und sich gleichzeitig neu zu erfinden und zu finden. Da ist ein klarer Weg, doch neben Dorf, Wald und Feldern gibt es rechts und links des Weges so vieles zu entdecken, das wir von hier noch gar nicht zu erahnen mögen. Und wir werden es erst herausfinden, wenn wir dem Weg auch folgen.
Dieses leicht mystische Foto mit den tief hängenden Wolken zwischen den Bergen und dem blauen Himmel ist für mich Ausdruck vom Unterwegs sein. Die Vergangenheit hinter sich lassen und auf den Weg machen. Wir erkunden Neues. Wir genießen das sein; das jetzt; das wir hier sind. Wir genießen die Ausblicke, die sich uns zeigen. Die Momente, die das Leben uns anbietet.
Ich habe dieses Foto gewählt, da es in mir all diese Assoziationen hervorruft und mich daran erinnert, was für ein schönes Land Italien ist und wie frei und nah der Ferne ich mich dort im Auslandssemester gefühlt habe. Fernweh pur.
Hannah Stücke:
Das Bild zeigt Polarlichter in Gällivare, Lappland. Auch wenn ich mein Auslandssemester hauptsächlich in Stockholm verbracht habe, habe ich bei der Fotoauswahl sofort an dieses Bild gedacht, weil es mit so schönen Erinnerungen verbunden ist. Das Bild ist Anfang März auf einem Trip nach Schwedisch-Lappland entstanden und ist eines meiner Lieblingsbilder aus meiner Zeit in Schweden. Zum einen ist - auch wenn aufgrund der Dunkelheit nur teilweise - die schöne Landschaft Schwedens mit den roten Schwedenhäusern und vielen Wäldern zu erkennen. Außerdem sind die Nordlichter unglaublich stark zu sehen. Ich habe vorher noch nie so ein unglaubliches Naturphänomen erlebt und daher war es eine so tolle Erfahrung, diese mit eigenen Augen gesehen und sogar auf einem Foto eingefangen zu haben. Zudem habe ich diese Erfahrung und den Trip nach Lappland ich mit einer Gruppe Menschen gemacht, die ich vor dem Urlaub noch nicht so gut kannte und die innerhalb weniger Tage zu guten Freunden geworden sind. Der Abend, an dem wir zusammen draußen vor unserem angemieteten Schwedenhäuschen minutenlang zusammen in den Himmel gestarrt und die Polarlichter gesehen haben, hat uns noch enger zusammengeschweißt. Daher verbinde ich mit dem Foto nicht nur ein unglaubliches Naturphänomen, sondern auch Freundschaften, die meine restliche Zeit in Schweden geprägt und schöner gemacht haben. Unter anderem wegen der Erfahrung, Nordlichter gesehen zu haben, ist Schweden zu einem meiner Lieblingsorte geworden. Daher passt das Foto für mich sehr zum Thema „Fernweh“. Es ist an einem Ort entstanden, der mehrere Tausend Kilometer von meiner Heimat entfernt ist, und nach dem ich mich trotzdem noch oft sehnen werde.