Montag, 14. Juni 2004, 18.30 Uhr
Hörsaal PK 4.1, Pockelsstr. 4
Umarmung der Geisteswissenschaften durch die Biowissenschaften oder: Geisteswissenschaften - jetzt erst recht?
Diskussion mit Prof. Dr. Hannah Monyer, Abteilung für Klinische Neurobiologie, Universität Heidelberg, und Prof. Dr. Ute Daniel, Historisches Seminar, TU Braunschweig
Moderation: Prof. Dr. Bettina Wahrig, TU Braunschweig
Im vergangenen Jahrzehnt hatten Medizin und Biologie einige spektakuläre Erfolge zu verzeichnen, die anscheinend ins Zentrum der Frage nach dem Wesen des Menschen zielen: So versprachen die Sequenzierung des menschlichen Genoms und neue Techniken im Bereich der Reproduktion von Lebewesen und Zellen nicht nur zukünftige Heilerfolge, sondern auch einen vertieften Einblick in das Leben selbst. Gelegentlich entstand der Eindruck, die Biowissenschaften könnten in Zukunft dort Klarheit schaffen, wo die Geisteswissenschaften 2000 Jahre lang nur Fragen aufgeworfen haben, zum Beispiel: Was ist Gedächtnis? Welchen Einfluss hat die Umwelt auf den einzelnen Menschen als geistig-natürliches Doppelwesen? Können also die Biowissenschaften dort »erklären «, wo die Geisteswissenschaften »nur« unvollkommen »verstehen«? Oder haben Bio- und Geisteswissenschaften ähnliche Probleme in einer Wissenschaftskultur, die zunehmend unter Innovations-, Verwertungs- und Anwendungsdruck gerät?
Prof. Dr. Hannah Monyer, Neurobiologin und Leibnizpreisträgerin 2004 und Ute Daniel, Historikern und Autorin u.a. des bei Suhrkamp erschienenen »Kompendium Kulturgeschichte«, werden diesen Fragen kontrovers und kontrastiv nachgehen.
Prof. Dr. Ute Daniel lehrt am Historischen Seminar der Technischen Universität Braunschweig.