Montag, 12. Juni 2006, 18.30 Uhr
Hörsaal SN 19.2, Eingang Pockelsstraße 4
Können wir wollen? Widerlegt die Neurophysiologie den freien Willen?
Prof. Dr. Freerk Huisken, Universität Bremen und Prof. Dr. Martin Korte, TU Braunschweig
Moderation: Prof. Dr. Bettina Wahrig, TU Braunschweig
Vor zwanzig Jahren war die Welt noch in Ordnung. Zumindest konnten wir da noch wollen. Mit dem Ausbruch des 3. Jahrtausends wurde uns diese Illusion anscheinend genommen, jedenfalls behauptet eine Anzahl namhafter Neurobiologen, die Theorie des freien Willens endgültig widerlegt zu haben. Der Wille sei ein »illusionäres soziales Konstrukt «und repräsentiere eine »archetypische Sehnsucht des Menschen« (Wolf Singer). Dies könnte weit reichende Konsequenzen haben: Ist damit der strafrechtliche Begriff von Schuld überholt? Sollten Ritalin und weitere Rezepte aus der Medizin pädagogische und sozialtherapeutische Anstrengungen ersetzen? Wird das Ich zur Marionette des Gehirns?
In der Veranstaltung werden ein Neurophysiologe und ein Pädagoge darüber diskutieren, ob uns die Ergebnisse der jüngsten Hirnforschung dazu nötigen, das Konzept des freien Willens aufzugeben oder zumindest zu modifizieren. Stehen wir gar vor einer »feindlichen Übernahme« der Philosophie durch die Biologie?
Prof. Dr. Freerk Huisken lehrte bis März 2006 Politische Ökonomie des Ausbildungssektors an der Universität Bremen. Er publiziert über aktuelle Fragen von Politik und Pädagogik und setzt sich mit den durch die neuere Hirnforschung aufgeworfenen gesellschaftspolitischen Fragen auseinander.
Prof. Dr. Martin Korte ist Geschäftsführender Leiter des Zoologischen Instituts der TU Braunschweig. Er erforscht innerhalb der Neurophysiologie die Phänomene von Lernen und Gedächtnis.