Alltags-Gen

Alltags-Gen

Montag, 16. Januar 2006, um 18.30 Uhr
Hörsaal SN 19.2, Pockelsstr. 4, Trakt Schleinitzstraße

Das Alltags-Gen. Über die sozialen Folgen öffentlichen Gen-Geredes

Es diskutieren Prof. Dr. Barbara Duden und Dr. Silja Samerski, Hannover, mit dem Publikum.

Moderation: Prof. Dr. Norbert Käufer, TU Braunschweig.

Wie bei keinem anderen Fachwort klaffen beim »Gen« wissenschaftliches Konzept und öffentliche Wahrnehmung auseinander: Während in der jüngsten molekularbiologischen Forschung die Frage neu aufgeworfen wird, was »Gene« - und damit die Grundeinheiten der Vererbung und Entwicklung - überhaupt sind, ist das Wort »Gen« außerhalb des Labors zum Sinnbild für den »Grundbaustein des Lebens« und seine technische Manipulation geworden. In dem Forschungsprojekt »Das Alltags-Gen« haben Barbara Duden und Silja Samerski die Bedeutung, die in der Umgangssprache dem »Gen« gegeben wird, auf die sozialen Folgen dieses Verständnisses hin untersucht. Was besagt, fordert und diktiert »Gen«, wenn es in politischen oder ratgebenden Gesprächen auftaucht? In einem Teil des Projektes haben die Forscherinnen anhand von genetischen Beratungssitzungen analysiert, was Experten zur Aufklärung ihrer Klienten über »Gene« zu sagen haben, im anderen Teil untersuchten sie, wie Laien in einem süddeutschen Dorf über »Gene« sprechen.

Prof. Dr. Barbara Duden ist Professorin für Soziologie an der Universität Hannover. Sie ist bekannt als feministische Historikerin und Sozialwissenschaftlerin. Mit ihrem Buch »Geschichte unter der Haut« hat sie einen wichtigen Beitrag zur Körpergeschichte geleistet. In ihren Arbeiten geht es um die Sinnesgeschichte der Gegenwart, die somatische Selbstwahrnehmung und die Entkörperung des Erlebens.

Dr. Silja Samerski, Sozialwissenschaftlerin und Diplom-Biologin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Hannover. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Wissenschaftsgeschichte, soziale Folgen der Popularisierung von Wissenschaft, Beratungsgesellschaft. Sie veröffentlichte 2002: Die verrechnete Hoffnung: Von der selbstbestimmten Entscheidung durch genetische Beratung.